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CDU Hamburg

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Wahlplakat der CDU Hamburg zur Bürgerschaftswahl 1946 KAS/ACDP 10-006 : 11
Wahlplakat der CDU Hamburg zur Bürgerschaftswahl 1946

Gründung der Partei und erste Wahlen

Bereits im Sommer 1945 bildete sich in Hamburg die Arbeitsgemeinschaft Christlich Demokratischer Gruppen (ACDG), in der über den politischen Wiederaufbau der Stadt diskutiert wurde. Der ACDG gehörten u.a. Franz Beyrich, Gewerkschafter und ehemaliger Zentrumsabgeordneter in der Bürgerschaft, der Pfarrer Otto Wendt, die Schauspielerin Isa Vermehren und der Schriftsteller Dr. Rudolf Beissel an.

Nachdem die britische Militärregierung am 14. September 1945 in ihrer Zone die Gründung von Parteien auf Kreisebene erlaubt hatte, wurde am 1. Oktober 1945 die Christlich Demokratischen Partei (CDP) Hamburgs gegründet. Das Programm lehnte sich stark an die Kölner Leitsätze an. Zum kommissarischen Vorsitzenden wurde der katholische Franz Beyrich gewählt. Das Amt des Vorsitzenden sollte für einen Protestanten freigehalten werden.

Am 21. November 1945 wurde die neue Partei von der Militärregierung zugelassen. Nur wenige Tage später fand die erste öffentliche Versammlung der CDP in der Universität Hamburg statt. Ende 1945 übernahm der protestantische Kaufmann Otto Wendt den Parteivorsitz. Weil er früher dem Stahlhelm angehört hatte, stimmte die Militärregierung seiner Wahl aber nicht zu. Mitte Januar 1946 wurde deshalb Max Ketels zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Der von der Militärregierung im Februar 1946 ernannten ersten Bürgerschaft gehörte nur ein Mitglied der CDP an, die sich kurz vorher in CDU umbenannt hatte. Durch den Übertritt von 14 parteilosen Abgeordneten im Juni 1946 wuchs die CDU-Fraktion jedoch stark an. Zu den neuen CDU-Abgeordneten gehörten der amtierende Bürgermeister Rudolf Petersen, Gerd Bucerius, Hugo Scharnberg und Erik Blumenfeld.

Bei der ersten Kommunalwahl in Hamburg am 13. Oktober 1946 erreichte die CDU 26,7 Prozent. Aufgrund des Wahlrechts konnte sie aber nur 16 Abgeordnete in die Bürgerschaft entsenden. Wahlsieger war die SPD mit 43,1 Prozent. Zum neuen Bürgermeister wurde der legendäre Max Brauer (SPD) gewählt. Seit 1948 war Hugo Scharnberg Landesvorsitzender der CDU und in der Bürgerschaft wurde 1949 Erik Blumenfeld zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.

Plakat zur Bürgerschaftswahl 1961 KAS/ACDP 10-006 : 200
Plakat zur Bürgerschaftswahl 1961

Die Zeit des Bürgerblocks

Im Hinblick auf die Bundestagswahl im Herbst 1949 und die kurz danach stattfindende Bürgerschaftswahl schlossen sich CDU, FDP und die Deutsch-Konservative Partei zum Wahlbündnis Vaterstädtischer Bund Hamburg (VBH) zusammen. Bei der Bundestagswahl erreichte der VBH zwar nur 19,8 Prozent; konnte jedoch mit Scharnberg, Bucerius und Margarete Gröwel drei Abgeordnete in den Bundestag entsenden. Besser fiel das Ergebnis der Bürgerschaftswahl aus, bei dem der VBH auf 34,5 Prozent kam und 40 Abgeordnete stellen konnte.

Im Vorfeld der Bürgerschaftswahl 1953 schloss sich die CDU diesmal mit FDP, Deutscher Partei und dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten zum Hamburg-Block (HB) zusammen. Bei der Wahl kam der HB auf 50 Prozent und konnte mit dem Diplomaten Kurt Sieveking den Bürgermeister stellen. Sieveking übernahm auch den Vorsitz des HB.

Erik Blumenfeld, Plakat zur Bundestagswahl 1976. KAS/ACDP 10-001 : 1956
Erik Blumenfeld, Plakat zur Bundestagswahl 1976.

Kurz vor der nächsten Bürgerschaftswahl 1957 zerbrach jedoch der HB und die Parteien gingen getrennt in den Wahlkampf. Allein kam die CDU bei der Bürgerschaftswahl auf 32,2 Prozent. Wahlgewinner war die SPD mit 53,8 Prozent, die dann bis 2001 die Bürgermeister stellte.

Im März 1958 löste Erik Blumenfeld Sieveking als Landesvorsitzenden ab. Unter Blumenfeld, der ab 1961 Bundestagsabgeordneter war, konsolidierte sich die Hamburger CDU. So wurden 1959 die Frauenvereinigung und die KPV gegründet. 1962 erfolgte die Gründung der CDA in Hamburg und 1970 die der MIT. Allerdings konnte die Partei ihre Wahlergebnisse nicht verbessern: Bei der Bürgerschaftswahl 1961 erreichte sie nur 29,1 Prozent. Auch bei der nächsten Wahl 1966, als sie mit Blumenfeld als Spitzenkandidat antrat, konnte sie sich nur leicht auf 30 Prozent verbessern.

Nicht zuletzt aufgrund der schlechten Wahlergebnisse und weil sich Blumenfeld nur wenig für die Landespolitik interessierte, wurde 1968 der junge Dietrich Rollmann zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Der Parteimanager führte neue Wahlkampfmethoden ein und konnte die Mitgliederzahl vergrößern. Trotzdem reichte es bei der Bürgerschaftswahl 1970 für die CDU nur zu 32,8 Prozent.

Bei den Wahlen 1974 setzte die CDU erneut auf den bekannten Blumenfeld als Bürgermeisterkandidat und erzielte diesmal 40,6 Prozent. Noch im gleichen Jahr bezog die CDU Hamburg mit dem repräsentativen Ludwig-Erhard-Hauses eine neue Landesgeschäftsstelle.

Erik Blumenfeld und Jürgen Echternach, Plakat zur Bürgerschaftswahl 1974. KAS/ACDP 10-006 : 352
Erik Blumenfeld und Jürgen Echternach, Plakat zur Bürgerschaftswahl 1974.

Die Ära Echternach

Ebenfalls 1974 löste Jürgen Echternach Rollmann an der Spitze der CDU Hamburg ab. Der Jurist war bereits seit 1970 Fraktionsvorsitzender in der Bürgerschaft und amtierte von 1969 bis 1973 als Bundesvorsitzender der JU. Bei der Bürgerschaftswahl 1978 trat Echternach zusammen mit Blumenfeld als Spitzenkandidat an. Diesmal kam die CDU aber nur auf 37,6 Prozent. Weil Echternach bei der Bundestagswahl 1980 nach Bonn wechselte, wählte die Bürgerschaftsfraktion 1981 Hartmut Perschau zum neuen Vorsitzenden. Als Landesvorsitzender blieb Echternach jedoch bis 1992 im Amt. Für die Bürgerschaftswahl 1982 konnte der bekannte niedersächsische Finanzminister Walther Leisler Kiep als Spitzenkandidat gewonnen werden. Mit dem Slogan „Hamburg braucht den Wechsel. Hamburg braucht Kiep“ erreichte die CDU im Juni 1982 43,2 Prozent und lag damit vor der SPD. Da aber weder CDU noch SPD über eine Mehrheit in der Bürgerschaft verfügten und sich auf keine Koalition verständigen konnten, fanden im Dezember 1982 Neuwahlen statt. Dabei fiel die CDU jedoch auf 38,6 Prozent zurück.

Dieser Vorgang wiederholte sich 1986 und 1987: Bei der Bürgerschaftswahl 1986 verbesserte sich die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Perschau auf 41,9 Prozent. Allerdings konnten weder die CDU noch die SPD eine Regierungskoalition bilden. Daraufhin kam es im Mai 1987 zu Neuwahlen, die die SPD für sich entscheiden konnte. Der mitunter eigenwillige Führungsstil Echternachs wurde mit den Jahren immer stärker kritisiert. Als die Partei bei der Bürgerschaftswahl 1991 nur 35,1 Prozent erreichte, konnte sich Echternach nicht länger halten – im Februar 1992 legte er den Landesvorsitz nieder. Zu seinem Nachfolger wurde der Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer gewählt.

Als eine Folge der Ära Echternach stürzten die CDU Hamburg in den 1990er Jahren in eine tiefe Krise: Zunächst erklärte das Parteigericht der CDU 1992 die Kandidatenaufstellung für die Bundestagswahl 1990 für rechtswidrig. Wegen undemokratischer Kandidatenaufstellung musste nach einem Urteil des Hamburger Verfassungsgerichts von 1993 sogar die Bürgerschaftswahl 1991 wiederholt werden. Bei der angeordneten Neuwahl im September 1993 fiel die CDU auf 25,1 Prozent zurück. Wegen der Krise verließen viele Mitglieder die Partei.

Ole von Beust, CDU-Mitgliederwerbeaktion 2007. KAS/ACDP 10-031 : 60004
Ole von Beust, CDU-Mitgliederwerbeaktion 2007.

Mit Ole von Beust zurück in die Regierungsverantwortung

Der Wiederaufstieg der CDU Hamburg war mit dem Namen Ole von Beust verbunden. Seit 1993 stand der Hamburger Jurist an der Spitze der Bürgerschaftsfraktion. Der junge und unkonventionelle von Beust ging als Oppositionsführer neue Wege. Mit ihm als Spitzenkandidat gewann die CDU bei der Bürgerschaftswahl 1997 wieder hinzu und konnte ihr Wahlergebnis auf 30,7 Prozent verbessern.

Obwohl die CDU bei der nächsten Bürgerschaftswahl 2001 nur 26,2 Prozent erreichte, bildete sie zusammen mit der neugegründeten „Schill-Partei“ und der FDP eine Regierungskoalition. Mit Ole von Beust stellte die CDU zum ersten Mal seit 1957 wieder den Bürgermeister.

Das Verhältnis zwischen von Beust und seinem Stellvertreter Ronald Schill, der durch provokante Auftritte von sich reden machte, blieb jedoch gespannt. Im Sommer 2003 kam es zu einer persönlichen Auseinandersetzung zwischen beiden, woraufhin Schill von Ole von Beust entlassen wurde. Im Dezember 2003 kündigte von Beust auch die Koalition mit der Schill-Partei auf. Die erforderliche Neuwahl der Bürgerschaft im Februar 2004 gewann die CDU klar mit 47,2 Prozent. Durch das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte konnte die Partei sogar allein regieren. Von Beust setzte nun sein Konzept „Metropole Hamburg“ mit dem Ausbau der Hafen-City und der Ansiedlung neuer Unternehmen um.

Bei der Bürgerschaftswahl 2008 blieb die CDU mit 42,6 Prozent die stärkste Kraft in Hamburg, musste allerdings eine Koalition mit der Grün-Alternativen Liste (GAL) schließen – das erste schwarz-grüne Bündnis auf Landesebene. Die zweite Amtszeit von Beusts war u.a. geprägt durch die schwierige Rettung der HSH-Nordbank und die Kostensteigerungen bei der Elbphilharmonie. Nachdem das von der Regierungskoalition verabschiedete Schulgesetz bei einem Volksentscheid abgelehnt worden war, trat Ole von Beust am 25. August 2010 vom Amt des Bürgermeisters zurück. Innensenator Christoph Ahlhaus setzte die Koalition mit der GAL zunächst fort. Doch bereits im November 2010 kündigte die GAL das Regierungsbündnis auf. Bei der Neuwahl der Bürgerschaft im Februar 2011 sackte die CDU auf 21,9 Prozent ab. Klarer Wahlsieger war wieder die SPD mit 48,4 Prozent.

 

Im Niedergang

Nach einer Mitgliederbefragung 2011 wurde der Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Doch auch er konnte die CDU nicht aus dem Tief herausführen. Bei der Bürgerschaftswahl 2015 fiel die CDU sogar auf 15,9 Prozent zurück, woraufhin Weinberg zurücktrat. Seine Nachfolge trat Roland Heintze an. Der absolute Tiefpunkt wurde dann bei der Bürgerschaftswahl 2020 erreicht, als die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Weinberg auf 11,2 Prozent absackte. Erneut legte der Landesvorsitzende daraufhin sein Amt nieder. Neuer Vorsitzender wurde der jungen Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß. Unter seiner Führung verabschiedete die CDU Hamburg im Herbst 2022 ein neues Grundsatzprogramm. Trotzdem verzichtete Ploß 2023 auf eine erneute Kandidatur für den Landesvorsitz. Zu seinem Nachfolger wurde Dennis Thering gewählt, der bereits seit 2020 die Bürgerschaftsfraktion anführte. Mit Thering als Spitzenkandidat ging die CDU auch in die Bürgerschaftswahl 2025, die kurz nach der Bundestagswahl stattfand. Mit 19,8 Prozent konnte die Partei deutlich zulegen und mit 26 Abgeordneten in die Bürgerschaft einziehen.

 

 

Landesvorsitzende

 

Oktober–November 1945   Franz Beyrich (kommissarisch)

November 1945                     Johannes Speckbötel

1945–1946                               Otto Wilhelm Wendt

1946–1948                               Max Detlev Ketels

1948–1954                               Hugo Scharnberg

1954–1956                              Josef von Fisenne

1956–1958                              Hugo Scharnberg

1958–1968                              Erik Blumenfeld

1968–1973                              Dietrich-Wilhelm Rollmann

1974–1992                             Jürgen Echternach

1992–2007                             Dirk Fischer

2007–2010                             Michael Freytag

2010–2011                             Frank Schira

2011–2015                            Marcus Weinberg

2015–2020                            Roland Heintze

2020–2023                            Christoph Ploß 

Seit 2023                               Dennis Thering (Wahl am 3. April 2023)

 

 

Generalsekretär

1946–1949          Carl Wilhelm Hauss

 

Landesgeschäftsführer seit 1946

 

1946–1952                         Conrad Wilhelm Dietsch

1953–1971                         Heinrich Zettel

1971–1973                         Karl Ludwig Krakow

1973–1975                         Eduard Prosch

1975–1980                         Hartmut Perschau

1980–1981                         Klaus-Dieter Ludwigs

1981–1984                         Wolfgang Parteike

1985–1987                         Jürgen Klein

März–Sept. 1987              Christian Rautmann

1987–2001                          Wulf Rüdiger Brocke

2001–2006                          Christoph Ahlhaus

2006–2015                          Gregor Jaecke

2015 – Nov. 2021              Oliver Thiel

Nov. 2021 – Juni 2022    Jörg Hausendorf (komm.)

Seit  Juni 2022                  Florian Weigel

 

Literatur

  • Stubbe-da Luz, Helmut: Von der "Arbeitsgemeinschaft" zur Großstadtpartei – 40 Jahre Christlich-Demokratische Union Hamburg (1945–1985). Hamburg 1985.
  • Ders.: Die Politiker Paul de Chapeaurouge, Rudolf Petersen, Kurt Sieveking. Hamburg 1990.
  • Kleinmann, Hans-Otto: Geschichte der CDU 1945-1982. Stuttgart 1993.
  • Christlich-Demokratische Union Landesverband Hamburg (Hg.): 50 Jahre CDU. Eine Dokumentation. Hamburg 1995.
  • Bajohr, Frank: Hanseat und Grenzgänger. Erik Blumenfeld – eine politische Biographie. Göttingen 2010.
  • Pries, Thilo: Landesverband Hamburg. In: Lammert, Norbert (Hg.): Handbuch zur Geschichte der CDU. Grundlagen, Entwicklungen, Positionen. 2. Auflage Darmstadt 2023, S. 265–274.

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Kontakt Dr. Andreas Grau
Dr. Andreas Grau
Referent Schriftgutarchiv
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4. August 2014
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