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Veranstaltungsberichte

Expertenrunde “Der Einfluss Chinas in Kolumbien: Netzwerke 5G, Infrastruktur und Sicherheit”

Am Dienstag, dem 27. Februar 2024 fand im Politikwissenschaftlichen Institut Hernán Echavarría Olózaga (ICP), eine Expertenrunde statt, um über den wachsenden Einfluss Chinas in Lateinamerika und die Herausforderungen und Chancen dieser Präsenz für die Region und für Kolumbien zu diskutieren. Die Veranstaltung war eine Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien und des ICP, anlässlich des Besuchs einer Delegation von Experten aus Deutschland.

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Die Expertenrunde begann mit den Grußworten des Direktors des ICP, Carlos Augusto Chacón, er dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme und eröffnete die Diskussion über den wachsenden Einfluss Chinas in der Region, vor allem in Kolumbien. Der Repräsentant der KAS Kolumbien, Stefan Reith präsentierte kurz die Arbeit der Stiftung in Kolumbien und betonte, wie wichtig es sei, solche Diskussionsräume für Debatten und pluralen Wissensaufbau zu schaffen.  

 

Nach dieser Einführung präsentierte der Professor an der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Günther Maihold, eine Analyse der Beziehungen zwischen Deutschland und China, wobei der asiatische Gigant in manchen Fällen als Partner und in anderen als Mitwettbewerber oder Rivale des Systems angesehen werden könne. Vor diesen Hintergrund meinte Prof. Maihold, dass Lateinamerika ebenfalls ein strategisches Verhalten in seinen Beziehungen zu China entwickeln könne, und sich auf Regierungsebene und auch in seinen Handelsbeziehungen an China annähern könne.  

Andererseits ging er auch auf die Herausforderungen ein, die es für Lateinamerika und den Rest der Welt mit sich bringen könnte, die Beziehung zu großen westlichen Mächten zu vernachlässigen, da China dieses Vakuum nutzen könnte, um sich als wichtigster Einfluss und Wohltäter der Region zu installieren.  

 

Der Kolumnist, Oberst José Obdulio Espejo ging auf die Probleme für die kolumbianische Industrie angesichts der Niedrigpreise und Schmuggelware aus China ein. Carlos Augusto Chacón fügte hinzu, dass diese Probleme nicht nur die Industrie beträfen, sondern auch die nationale Sicherheit, da viele Waren für militärischen Einsatz oder für die Infrastruktur der chinesischen Kooperation entspringen.  

 

Der Direktor der Abteilung Analyse und Beratung der KAS Berlin, Dr. Peter Fischer-Bollin erklärte die Strategien für Sicherheit und Handel, die der Deutsche Bundestag in 2023 angesichts des wachsenden Einflusses Chinas beschlossen hatte und fragte, ob Kolumbien auch entsprechende Maßnahmen ergriffen habe.  

 

Der ehemalige kolumbianische Vize-Präsident Francisco Santos antwortete, dass es in Kolumbien keine Strategie gebe, um den chinesischen Einfluss zu bremsen, sondern dass es im Gegenteil jede Menge Desinformation darüber gebe, welche Aktivitäten der asiatische Gigant im Lande ausübe, daher schlug er vor, dass sowohl die Regierung als auch die Medien diese Aktivitäten in ihre Agenda aufnehmen und publik machen sollten.  

 

Der Direktor der Abteilung Wirtschaft und Handel der Botschaft der Tschechischen Republik, Bohdan Malaniuk, betonte, dass sein Land 10 Jahre lang sehr enge Beziehungen zu China gepflegt habe, bis man gemerkt habe, dass diese bedingungslose Nähe mit Risiken verbunden war, vor allem im Bereich der Cybersecurity. Daher habe die Botschaft in Zusammenarbeit mit Kolumbien die digitalen Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

 

Der Professor der Universidad Javeriana, Dr. Eduardo Pastrana meinte aus akademischer Sicht, dass die Europäische Union ihren Einfluss in Lateinamerika reduziert habe, was die Beziehungen zwischen beiden Regionen beeinflusst habe. Der sogenannte “Pacto Verde" (Grüner Pakt) werde ebenfalls negative Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen zwischen Kolumbien und der EU haben, was wiederum den Weg für mehr Einfluss Chinas in der Region öffne.

 

Die Senatorin Paola Holguín sah im wachsenden Einfluss Chinas eine Bedrohung für die politische Debatte im Land; so hätten viele Abgeordnete Einschüchterungsversuche vonseiten der chinesischen Botschaft erhalten und würden mit technologischen Anreizen manipuliert. Sie betonte auch, dass diese elektronischen Geräte eine Gefahr für die nationale Sicherheit und die Interessen Kolumbiens darstellen.  

 

Abschließend fasste der Referent für die Andenstaaten der KAS Berlin, Christian Fritzemeier, die Ideen der Debatte zusammen und analysierte die Führungsrolle der EU in Lateinamerika und anderen Ländern. Er betonte, dass die EU ein beispielhaftes Modell sei, aber vielleicht kein guter Partner für die Länder Lateinamerikas. Es sei von großer Bedeutung, dass diese Länder ihre Verletzlichkeit reduzierten vor allem durch klare Strategien gegenüber neuen regionalen Akteuren wie China.

 

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