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Veranstaltungsberichte

Zweiter Workshop für Sur-Place-Stipendiaten

Am Donnerstag, dem 15. Mai fand der zweite Workshop im Jahr 2025 für Sur-Place-Stipendiaten der KAS Kolumbien statt, die ihr Master-Studium an kolumbianischen Universitäten absolvieren.

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Die Stipendiatin Ana Maria Villota präsentierte ihr Abschluss-Projekt zum Thema “Die Wahrheitskommission in Kolumbien und eine artistische Annäherung an die Wahrheit“.

Im Rahmen der Präsentation erwähnte sie, dass es für viele Opfer des bewaffneten Konflikts in Kolumbien sehr schwierig sei, das Erlebte in Worte zu fassen; in den Fällen hilft es ihnen, durch die Kunst, wie Gemälde, Theaterstücke, Lieder oder Tänze ihre Emotionen auszudrücken. Das Projekt umfasst den bewaffneten Konflikt mit der Guerilla und Paramilitärs seit 1958 und bis zum Jahr 2016, während dessen die Opfer unter verschiedenen Arten von Gewalt zu leiden hatten. Ana Maria betonte, dass es mehrere “Wahrheiten” gebe, sowohl aus der Sicht der Opfer, der ehemaligen Kämpfer, staatlicher Institutionen oder anderer Zivilisten, sodass die Wahrheit sich wie ein Mosaik darstelle; wichtig sei es Gründe und wiederkehrende Schemata der Gewalt herauszuarbeiten.  

Die Studie basiert auf mehr als 14.000 Interviews und durchbricht die traditionelle Sicht auf die „Wahrheit“. Da Kolumbien ein multikulturelles Land ist, mit sehr unterschiedlichen geografischen und klimatischen Einflüssen, ist der bewaffnete Konflikt auch sehr unterschiedlich in den einzelnen Regionen verlaufen. Die Kunst wurde nicht für die Opfer gemacht, sondern von ihnen als Erzähler, Schöpfer, Schauspieler und Autoren. Ihre Rolle als Hauptdarsteller hilft ihnen eine Katharsis und innere Reinigung des Erlebten durchzuführen.

Zum ersten Mal sind die Opfer nicht nur statistische Zahlen, sondern Protagonisten und ihre Wahrheit kann ein viel größeres Publikum erreichen. Durch die Kunst wird ihr Schmerz übersetzt und ihr Körper spielt eine wichtige Rolle in der Erzählung; es ist eine emotionale Sprache, auch für Kinder und Jugendliche, die mit der Gewalt aufgewachsen sind. Der Zugang zur Wahrheit wird durch die Kunst demokratisiert; die Städte stehen nicht mehr im Mittelpunkt und die Menschen in den Regionen, die am meisten unter dem bewaffneten Konflikt gelitten haben, bekommen eine Stimme. Durch Wandmalereien, Theaterstücke oder Musik fanden Indigene, Afro-Kolumbianer oder Bauern eine Strategie, um ihre Wahrheit zu erzählen. Die Kunst wurde zu einem Werkzeug, um schwierige Wahrheiten zu vermitteln.  

Einige Beispiele für solche Kunstwerke sind Statuen aus eingeschmolzenen Waffen oder von den Opfern bemalte Felsen; in Theaterstücken erzählen Frauen ihre Geschichte auf der Bühne; ihre Körper werden zu lebenden Archiven.

Die Herausforderungen bestehen darin, dass die Wahrheit nicht verloren geht, nicht vergessen und nicht stigmatisiert wird; die Wahrheit sollte in Schulen, Museen und auf den Straßen zu sehen sein.

Die Wahrheit ist eine ethische Geste und keine politische Mode; ohne eine historische Erinnerung wird es keinen Frieden geben. Ziel ist es, dass sich die Gewalttaten nicht wiederholen; die Wahrheit der Opfer ist keine objektive Information, sondern sollte einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden, auch wenn die Opfer nicht mehr leben, erinnert ihre Kunst an sie.

Es folgte eine angeregte Diskussion über das Thema, dabei wurde auch angemerkt, dass die Menschen die Macht der Kunst und ihre emotional heilende Wirkung oft unterschätzen. Weiterhin sollten die Werke der Opfer gegen Zerstörung geschützt werden.

 

 

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Kontakt

Sylvia Gontermann Hawil

Portrait von Sylvia Gontermann Hawil
Projektkoordinatorin und Verwaltung
sylvia.gontermann@kas.de +57 601 7430947-201

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