Zentrale Themen der Konferenz waren die Neuausrichtung internationaler Handelsbeziehungen, die sicherheitspolitische Lage in Europa und Nordamerika, die Bedeutung demokratischer Standards, sowie die Rolle von Zivilgesellschaft und Jugend in außenpolitischen Prozessen. In allen Diskussionen wurde deutlich: Die transatlantische Partnerschaft muss neu gedacht, breiter aufgestellt und inklusiver gestaltet werden – nicht zuletzt durch eine verstärkte Einbindung Mexikos.
Die Konferenz gliederte sich in mehrere Roundtables und Keynotes, die jeweils unterschiedliche Aspekte der transatlantischen Sicherheit beleuchteten. Dabei wurden unter anderem die sicherheitspolitischen Prioritäten Europas und Nordamerikas kontrastiert - während Europa mit der Bedrohung durch Russland konfrontiert ist, verlagert sich der Fokus anderer Partner zunehmend in den indo-pazifischen Raum.
Gleichzeitig spielte der Stellenwert Mexikos in der transatlantischen Zusammenarbeit eine zentrale Rolle in allen Debatten. Während auf wirtschaftlicher Ebene enge Verflechtungen bestehen, bleibt die politische Einbindung bislang zurückhaltend – teils aus außenpolitischer Passivität, teils durch strukturelle Hindernisse. Dennoch betonten alle Teilnehmenden, dass Mexiko als aktiver Partner eingebunden werden muss, damit die Zukunft der transatlantischen Beziehungen Mexiko mitdenkt – sowohl sicherheits- als auch wirtschaftspolitisch. In Bezug auf eine stärkere Einbindung Mexikos in Nordamerika, betonten mehrere Experten die Notwenigkeit einer gemeinsamen Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität – insbesondere im Kontext des Drogenhandels. Dabei wurde deutlich, dass die bisherige Herangehensweise Mexikos im Vergleich zu den USA stark divergiert. Während die USA auf eine kombinierte wirtschaftliche, militärische und politische Strategie setzen, verfolge Mexiko primär einen militärisch geprägten Ansatz. Hier bestehe erhebliches Potenzial für gemeinsame Lernprozesse und angepasste Strategien. Letztendlich wurde klar: eine koordinierte, gemeinsame Strategie sei für eine vertiefte Kooperation zwischen Europa, den USA, Kanada und Mexiko zentral, so die Experten.
Weiterhin betonten die Teilnehmenden die Notwendigkeit, neue multilaterale Formate und thematische Koalitionen zu bilden – insbesondere im Bereich Verteidigung, Medien, Energiesicherheit und digitaler Souveränität. Dabei wurde besonders die Bedeutung struktureller und langfristiger Kooperation, jenseits tagespolitischer Dynamiken hervorgehoben - etwa durch feste Dialogformate, regionale Allianzen oder den Aufbau gemeinsamer Institutionen.
Die zentralen Erkenntnisse der Konferenz können wie folgt zusammengefasst werden:
- Nordamerika strategisch als gemeinsame Plattform denken
USA, Kanada und Mexiko sollten ihre Kooperation vertiefen und Nordamerika als geopolitisch handlungsfähige Einheit positionieren – mit klarer Koordination in Bereichen wie Sicherheit, Handel, Technologie und Migration. Dabei kann die NATO als sicherheitspolitisches Bezugsmodell dienen, auch wenn nicht alle Partner formal Mitglied sind. Eine engere sicherheitsstrategische Abstimmung im nordamerikanischen Raum ist überfällig. Europa sollte diese Entwicklung aktiv begleiten, denn ein stabiler nordamerikanischer Raum ist auch für Europas Sicherheit und wirtschaftliche Resilienz von strategischer Bedeutung.
2. Mexiko stärker in transatlantische Strukturen einbinden
Mexiko darf kein außenpolitischer Randakteur bleiben. Es braucht gezielte Integrationsstrategien in transatlantische Kooperationen – insbesondere in Sicherheit, Handel und institutioneller Zusammenarbeit. Vor allem Europa sollte Mexiko als strategischen Partner systematisch in seine außenpolitischen – und transatlantischen- Überlegungen einbeziehen.
3. Neue, flexible Allianzen nach Themenfeldern formen
Globale Herausforderungen erfordern Koalitionen jenseits traditioneller Bündnisse – z. B. zu Energiesicherheit, Lebensmittelsicherheit oder Cyberabwehr – unabhängig von bestehenden Allianzen oder Regierungswechseln.
4. Sicherheit neu denken: jenseits militärischer Logik
Sicherheitsstrategien sollten über klassische Militärbündnisse hinausgehen. Polizeiliche Kooperation, digitale Sicherheit und wirtschaftliche Resilienz müssen integrale Bestandteile internationaler Partnerschaften sein. Die NATO ist und bleibt zentraler Akteur im transatlantischen Bündnis.
5. Zivilgesellschaft und Track-2-Diplomatie systematisch stärken
Nichtstaatliche Akteure – NGOs, Think Tanks, Forschung – spielen eine zentrale Rolle in der Außenpolitik. Sie fördern Dialog, bauen Vertrauen auf und überbrücken politische Blockaden.
6. Demokratische Standards als Grundpfeiler internationaler Zusammenarbeit
Partnerschaften sollten an demokratische Werte geknüpft sein. Eine „Demokratieklausel“ kann als Instrument dienen, um rechtsstaatliche Prinzipien in transatlantischen Partnerschaften verbindlich zu verankern. Gerade im Dialog mit Mexiko kann Europa hier eine konstruktive Rolle spielen, um gemeinsame demokratische Grundlagen zu stärken.
7. Transatlantische Strafverfolgung und Sicherheit stärker koordinieren
Die Kooperation bei der Bekämpfung organisierter Kriminalität, Kartellen und Cyberkriminalität muss zwischen Nordamerika und Europa ausgebaut und institutionell gefestigt werden.
8. Außenhandel an neue geopolitische Realitäten anpassen
Handelspolitik ist heute sicherheits- und wertepolitisch aufgeladen. Partnerschaften müssen Protektionismus begegnen und zugleich Fragen von Sicherheit, Nachhaltigkeit und Standards integrieren.
9. Strategisches Denken und langfristige Visionen fördern
Internationale Politik braucht mehr vorausschauende Strategie statt reaktiver Krisenpolitik – insbesondere im Umgang mit globalen Machtverschiebungen und regionaler Fragmentierung. Europa ist gefordert, Mexiko nicht nur punktuell, sondern strategisch in seine außenpolitischen und sicherheitspolitischen Debatten zu integrieren.
10. Junge Generation als aktive Mitgestalter einbinden
Junge Menschen sollten nicht nur adressiert, sondern aktiv in außen- und sicherheitspolitische Prozesse eingebunden werden. Ihre Perspektiven sind zentral für die Gestaltung zukunftsfähiger Politik.
Fazit
Die III. Konferenz zur Transatlantischen Sicherheit hat zentrale Impulse für eine Neuausrichtung transatlantischer Zusammenarbeit gesetzt. Dabei wurde deutlich: Transatlantische Sicherheit und Kooperation müssen heute breiter gedacht werden – über militärische Allianzen hinaus und unter Einbindung zivilgesellschaftlicher Kräfte, mit Themen wie Klimasicherheit, Handel, Medien und Technologie. Gleichzeitig befindet sich die geopolitische Weltordnung im Umbruch – mit wachsender Relevanz für regionale Kooperationen, demokratische Resilienz und thematische Allianzen. Der Einbezug Mexikos in die Sicherheitsdebatte sowie ein ganzheitlicher Sicherheitsbegriff unter Berücksichtigung demokratischer Grundwerte bilden dabei die Grundpfeiler einer zukunftsfähigen transatlantischen Partnerschaft.
Autorin: Nicole Stopfer