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Veranstaltungsberichte

Wenn Russland gewinnt ... und wie Diktatoren stürzen

von Michael Stellwag

Anhand von drei unlängst erschienenen Büchern diskutierten die Autoren akute Fragen der europäischen Sicherheitsordnung

Wie real ist die Gefahr eines russischen Angriffs im Baltikum? Was passiert, wenn autoritäre Regime nicht gestoppt werden – und wie verwundbar sind solche politischen Systeme tatsächlich? Diese zentralen Fragen standen im Mittelpunkt der Diskussionsveranstaltung „Wenn Russland gewinnt … und wie Diktatoren stürzen“, bei der aktuelle sicherheitspolitische Szenarien mit den strukturellen Schwächen autokratischer Herrschaft kontrastiert wurden.

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Den Einstieg in den Abend gestaltete der renommierte Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte Prof. Dr. Carlo Masala mit einer eindringlichen Keynote auf Basis seines neuen Buchs Wenn Russland gewinnt. Darin entwirft er ein erschütternd realistisches Zukunftsszenario: Im März 2028 erobern russische Truppen die estnische Stadt Narwa sowie die Ostseeinsel Hiiumaa – der Angriff auf das Baltikum beginnt. Die europäische Sicherheitsarchitektur wird auf eine harte Probe gestellt. Es stellt sich die brisante Frage: Gilt Artikel 5 der NATO – und riskiert das Bündnis den Atomkrieg? Masala warnte eindringlich vor der potenziellen sicherheitspolitischen Lethargie Europas nach dem in seinem Szenario fiktiven Ende des Ukrainekrieges und betonte: Ein Mangel an Verteidigungsbereitschaft kann fatale Folgen haben.

Im Anschluss diskutierte Moderatorin Anna Thalhammer, Chefredakteurin des Magazins profil, gemeinsam mit den geladenen Gästen Dr. Marcel Dirsus und Franz-Stefan Gady über die Implikationen dieses Szenarios für Europas Gegenwart und Zukunft.

Dirsus stellte sein Buch Wie Diktatoren stürzen … und wie Demokratien siegen können vor und warf dabei einen differenzierten Blick auf die systemischen Schwächen autokratischer Herrschaft. Diktatoren erscheinen nach außen stark, seien jedoch oft isoliert und verletzlich – ihre Systeme durchzogen von Angst, Paranoia und strukturellen Defiziten. Die scheinbar stabile Macht stehe meist auf brüchigem Fundament.

Franz-Stefan Gady, Sicherheitsexperte und Autor des Buches „Die Rückkehr des Krieges“, brachte eine strategische Perspektive in die Diskussion ein. Er betonte, dass die europäischen Demokratien einen neuen Realismus entwickeln müssten: Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern eine strategische Aufgabe. Gady plädierte für ein neues sicherheitspolitisches Denken, das auf Resilienz, Abschreckung und gemeinsame Verteidigung ausgerichtet ist.

Die Diskussion machte deutlich: Zwischen realistischer Bedrohungsanalyse und dem Vertrauen in die Selbstkorrektur autoritärer Systeme liegt ein Spannungsfeld, das Europa aktiv gestalten muss. Während Dirsus auf die strukturellen Grenzen von Diktaturen verwies, forderte Gady ein Umdenken in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Die Abendveranstaltung fand am 10. Juni in der Libelle im Museumsquartier mit Weitblick über Wien statt. 160 Gäste sorgten für einen vollen Veranstaltungsaal und zahlreiche Diskussionsbeiträge. Beim darauffolgenden Empfang standen die Diskutanten noch für weitere Fragen zur Verfügung.

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