Asset-Herausgeber

Einzeltitel

Das Vertrauen wieder aufbauen

Altkanzler Kohl: "Der Zug der Aussöhnung fährt weiter"

Medienresonanz des VI. Ökumenischen Kongresses „EUROPA DES DIALOGS“ und des Besuches von Altkanzler Kohl in Gnesen vom 16. - 18. September 2005

Asset-Herausgeber

Das Vertrauen wieder aufbauen.

Altkanzler Kohl: „Der Zug der Aussöhnung fährt weiter“.

Medienresonanz des VI. Ökumenischen Kongresses „EUROPA DES DIALOGS“ und des Besuches von Altkanzler Kohl in Gnesen vom 16. - 18. September 2005.

Der Kongress und der Besuch von Dr. Helmut Kohl fanden sowohl im Fernsehen wie auch bei den Nachrichtenagenturen und in den großen Tageszeitungen Gazeta Wyborcza (GW) und Rzeczpospolita (Rz) in Polen ein breites Echo. Fernsehen und Radio übertrugen teilweise live aus Gnesen, in den Fernsehnachrichten am Sonntag wurde kurz über das Treffen des Präsidentschaftskandidaten Donald Tusk mit Helmut Kohl berichtet und Bilder der Umarmung beim Abschied gezeigt.

Die eher konservative Rzeczpospolita berichtete am Montag ausführlich auf Seite vier von dem Kongress unter dem Titel „Wir müssen das Vertrauen wieder aufbauen“ mit einem gemeinsamen Bild von Helmut Kohl mit Władysław Bartoszewski und Hanna Suchocka beim ökumenischen Gebet am Samstagabend auf dem Gnesener Altstadtmarkt. Im Mittelpunkt der wiedergegebenen Äußerungen der deutschen Gäste stand dabei wieder mal das „Zentrum gegen Vertreibungen“, das bei der Debatte über den polnisch-deutschen Dialog 40 Jahre nach dem Briefwechsel zwischen den polnischen und deutschen Bischöfen aus dem Jahre 1965 angesprochen wurde. Die Zeitung gibt kritische Äußerungen u.a. von Bartoszewski und Kohl zum geplanten Zentrum wieder. Kohl wird mit den Worten zitiert: „Das Projekt Zent-rum gegen Vertreibungen wurde von Anfang schlecht betrieben, denn man hat es nicht mit beiden Seiten diskutiert.“ Weiter ein Zitat des Vorsitzenden der Kommission der Episkopate der europäischen Gemeinschaft, Bischof Homeyer: „Das Zentrum vergiftet die deutsch-polnischen Beziehungen. Es ist das größte Hindernis, das wir überwinden müssen.“ Hervorgehoben wird die Aussage Kohls, dass aber trotz allem der „Zug der Aussöhnung“ weiter fahre. Er habe auch die Polen in Hinblick auf den Bau der Gasleitung in der Ostsee zu beruhi-gen versucht: Dieses Projekt sei nicht gegen Polen gerichtet und bedeute auch keine neue deutsch-russische Achsenbildung. Solche Meinungen seien „absurd“, hier gehe es allein um Business.

Die Gazeta Wyborcza berichtet am Montag ebenfalls von dem Kongress in einem längeren Artikel auf den Seiten acht und neun. „Ein Europa der unterschiedlichen Konfessionen“ – so der Titel. Der Beitrag behandelt zunächst Fragen der Identität Europas. Sind die Juden Mit-bewohner Europas oder nur Gäste? Kann von einem „europäischen Islam“ die Rede sein oder ist dies nur ein künstliches Geschöpf?

Die Debatte über die deutsch-polnischen Beziehungen wird als „emotionsreich“ bezeichnet. Zitiert werden Bischof Homeyer (mit der gleichen Aussage, wie in der Rz), Władysław Bartoszewski und Helmut Kohl. „Die Generation, der ich angehöre, glaubte, dass unsere Bemühungen um die deutsch-polnische Aussöhnung langjährige Früchte bringen. Aber Frau Steinbach hat einen Stein geworfen, der eine Lawine ausgelöst hat“ – so Bartoszewski. Helmut Kohl wird zitiert: „Die Angelegenheit des Zentrums war von Anfang an ein Fehler, weil man miteinander nicht diskutiert hat“. Beruhigend habe Kohl an die Worte von Konrad Adenauer über manche unabsehbaren politischen Aufgeregtheiten erinnert: „Niemand weiß, was für eine Sau als nächstes durchs Dorf gejagt werde“, da helfe nur eine nüchterne Betrachtung.

Außerdem in Rz und GW ein Interview mit dem Vorsitzenden der EKD, Bischof Huber, der statt des ZgV ein Europäisches Netzwerk der Erinnerung für die beste Lösung hält.

Bereits am Freitag, den 16. September informierten die beiden großen Tageszeitungen Gazeta Wyborcza (GW) und Rzeczpospolita (Rz) über den Kongress und den Besuch des Altkanzlers. Erläutert wurde die Idee des mehrtägigen Zusammentreffens vieler Vertreter aus Politik und Kirche. Rz. betont den ökumenischen Charakter des Kongresses und weist auf das gemeinsame Gebet von Christen, Juden und Muslimen hin. In einem Interview in der GW wird der Erzbischof von Gnesen, Henryk Muszyński, mit den Worten zitiert: „Meine Freiheit findet an der Stelle ein Ende, an der das Recht auf Freiheit des anderen Menschen anfängt“. Muszyński spricht von der Notwendigkeit und Kunst des Dialoges auf den Ebenen von Reli-gion, Politik und Gesellschaft, den der Kongress anregen wolle.

Ein laizistisches oder christliches Europa? – so lautet die Frage auf Seite acht der Wochenendausgabe der GW. In einem langen Beitrag wird von schwierigen Debatten auf dem Kon-gress zu folgenden Fragen berichtet: Was kann die Kirche dem vereinten Europa geben? Stehen die laizistischen Werte im Widerspruch zu den christlichen? Ist Polen ein tolerantes Land im Bezug auf andere Religionen? Zitiert werden u.a. Hanna Suchocka, polnische Botschafterin beim Apostolischen Stuhl, Szewach Weiss, ehemaliger israelischer Botschafter in Polen, Tomasz Miśkiewicz, muslimischer Mufti in Polen und der italienische Kulturminister Rocco Buttiglione.

Am ausführlichsten informierten über den Kongress die Presseagenturen PAP (Polnische Presseagentur), IAR (Nachrichtenagentur des Polnischen Rundfunks) und KAI (Katholische Nachrichtenagentur), was landesweit Eingang in Radio und Zeitungen findet. Außer den Be-richten zu den europäischen und religiösen Fragen, wurden auch Aussagen Kohls und Bartos-zewskis und Homeyers zu den deutsch-polnischen Beziehungen erwähnt. PAP informierte am Sonntag über das Treffen Kohl-Tusk. Der Präsidentschaftskandidat der Bürgerplattform Tusk äußerte sich nach dem Treffen mit dem Bundeskanzler zu den „Bundestagswahlen“ folgendermaßen: Das sei ein wichtiger Tag für Deutschland, da das Ergebnis für mehrere Jahre darüber entscheide, wie Deutschland aussehen werde und wie die deutsch-polnischen Beziehungen sich gestalten werden. Laut Tusk habe Helmut Kohl ihm versichert, dass er auch in Zukunft nach Kräften Polen helfen werde. Er sei bereit mitzuhelfen, auch solche Probleme wie das ZgV zu lösen.

Tusk äußerte auch die Hoffnung, dass er am Abend Frau Merkel mit Glückwünschen zum Wahlsieg anrufen könne. „Ihr Wahlsieg würde einen spürbaren Fortschritt in den deutsch-polnischen Beziehungen bedeuten“ – so Tusk. Diese Aussage war in mehreren Nachrichten des Polnischen Rundfunks zu hören.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber