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Afrikas Demografie-Dynamik

Author: Kira Alberts

Die junge und wachsende Bevölkerung des Kontinents bietet eine noch nie dagewesene Chance, eine rasche Entwicklung Afrikas voranzutreiben", heißt es im Africa Competitiveness Report 2017.

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Die Prognosen der Vereinten Nationen zeichnen ein deutliches Bild: Afrika befindet sich am Beginn eines demografischen Booms. Bis zum Jahr 2050, so die Erwartungen, wird sich die afrikanische Bevölkerung auf etwa 2.4 Milliarden verdoppeln und bis zum Jahr 2100 sogar auf eine Größe von 4.2 Milliarden anwachsen.

 

Auf den ersten Blick sind dies großartige Nachrichten für Afrika. Ein schnelles Wachstum der jungen Bevölkerung kann Afrika eine demografische Dividende bescheren. Das heißt: einen Zunahme an jungen Personen, die jährlich in den Arbeitsmarkt eintreten und dadurch das Wirtschaftswachstum vieler Länder beschleunigen. Ob die Staaten Afrikas die Chance der demografischen Dividende nutzen können, hängt jedoch entscheidend davon ab, inwieweit die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Arbeit findet. Derzeit ist es unwahrscheinlich, dass die Staaten Afrikas  ohne grundlegende Reformen mehr als ein Viertel der notwendigen Arbeitsplätze schaffen können, die für die 450 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter bis 2050 benötigt werden. Gelingt es nicht, Arbeitnehmer erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, würde die demografische Dividende das Wirtschaftswachstum in den einzelnen Staaten vielmehr verlangsamen.

 

Eine wachsende, jedoch arbeitslose Bevölkerung in Afrika birgt vielschichtige Herausforderungen, die über bloße wirtschaftliche Herausforderungen hinausgehen. Hohe Jugendarbeitslosigkeit trägt zu zunehmender Armut bei, was wiederum die Zunahme informeller Siedlungen und Slums fördert. Der Druck auf die bereits begrenzten Gesundheits- und Bildungsressourcen wird dann substanziell zunehmen. Diese Verflechtung dieser unterschiedlichen Faktoren gefährdet nicht nur das individuelle Wohlbefinden der Bürger , sondern schürt auch soziale und politische Spannungen. Was muss getan werden?

 

Eine erfolgreiche Bewältigung dieses demografischen Übergangs hängt von mehreren Faktoren ab, wie beispielsweise der Schaffung von Arbeitsplätzen, städtebaulicher Planung, Bildungsentwicklung und effektiver Politikumsetzung. Im Zentrum aller Maßnahmen steht jedoch der zügige Ausbau einer wettbewerbsfähigen Infrastruktur. Eine verbesserte Infrastruktur ist ein zentraler Baustein für langfristiges wirtschaftliches Wachstum und trägt so dazu bei, dass mehr Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt integriert werden und das Humankapital anwächst.

 

Infrastrukturmaßnahmen umfassen dabei den Ausbau des Transportwesens mit verbesserten Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln, die Sicherstellung einer zuverlässigen Energieversorgung durch Investitionen in die Stromerzeugung sowie die Entwicklung von Wasser- und Sanitärsystemen. Auch die Infrastruktur im Gesundheitswesen, Bildungsbereich, Wohnungsbau, Informationstechnologie und der Industrie muss zukünftig priorisiert werden.
 

Stattdessen aber hat Afrika mit einem erheblichen Infrastrukturmangel zu kämpfen, insbesondere in der Region Subsahara-Afrika. Die Folgen schlechter Infrastruktur in Afrika sind dramatisch: Sie schmälern das nationale Wirtschaftswachstum jährlich um zwei Prozentpunkte und sind einer der Gründe, weshalb Subsahara-Afrika die Region mit dem weltweit niedrigsten Produktivitätsniveau ist. Ein deutliches Beispiel für den Mangel an wettbewerbsfähiger Infrastruktur sind in vielen Ländern Subsahara-Afrikas die schlechten Straßen, Schienensysteme und Hafenanlagen, welche die Kosten des intraafrikanischen Handels um 30 bis 40 Prozent erhöhen.

 

Die Afrikanische Entwicklungsbank schätzt, dass der Kontinent bis 2025 jährlich bis zu 170 Milliarden US-Dollar für die Modernisierung seiner Infrastruktur benötigt. Etwa zwei Drittel davon für völlig neue Infrastrukturprojekte, das restliche Drittel für Instandhaltung. Erschreckend für Afrika ist, dass es dafür an Finanzmitteln in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar fehlt.

 

Die Unterinvestition in die Infrastruktur wird durch den gleichzeitigen Vormarsch von systemischer Korruption und einer wachsenden Schuldenkrise verschärft. Betrug und Korruption führen zu jährlichen Verlusten von etwa 148 Milliarden US-Dollar - etwa 5 % des durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukts des Kontinents. Seit 2010 hat sich die Staatsschuldenquote Afrikas verdoppelt und nähert sich rasch der Nachhaltigkeitsgrenze von 60 %. Für die nächsten fünf Jahren wird eine weitere Steigung von 10 % erwartet, was die staatlichen Ausgaben für die Infrastruktur drosselt.

 

Um echten Fortschritt in der Infrastrukturentwicklung auf dem gesamten afrikanischen Kontinent zu erreichen und die demografische Dividende zu nutzen, müssen Regierungen Reformen umsetzen, die den Kapitalzufluss erleichtern und gleichzeitig Rechenschaftspflicht, Transparenz und Korruptionsbekämpfung stärken. Es muss sich außerdem auf Infrastrukturprojekte konzentriert werden, die kohlenstoffarm und klimaresistent sind und so im Einklang mit der Agenda 2063 der Afrikanischen Union, der UN Klimawandel Agenda und den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung stehen.

 

Afrika muss auch das Potenzial seiner Rohstoffe besser nutzen. Der Kontinent ist nicht nur reich an traditionellen Rohstoffen wie Chrom, Platin und Gold, sondern auch an Mineralien für die Energiewende, wie Lithium und Kobalt, die für den weltweiten Übergang zu nachhaltigen Energiequellen unerlässlich sind.

 

Keine der beschriebenen Maßnahmen und Strategien beschreiben neue Lösungsansätze für bestehende Probleme. Vorschläge für den Ausbau der Infrastruktur sowie der Nutzung Afrikas demografischer Dividende und seiner Rohstoffe existieren seit Jahren. Bisher fehlt es jedoch an einer effizienten Implementierung dieser Vorschläge. Besonders über den Vorteil der demografischen Dividende verfügen die Staaten Afrikas dabei nur wenige Jahrzehnte, weshalb Lösungsansätze dringend implementiert werden müssen. Andernfalls laufen die Staaten Gefahr, die negativen sozioökonomischen und politischen Folgen einer alternden Bevölkerung, ohne zuvor ausreichendem Wirtschaftswachstum zu erleben.

 

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