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Veranstaltungsberichte

Zeit für Sachlichkeit am Kap

von Christina Teichmann

Zur erfolgreichen Ausrichtung der WM 2010 braucht Südafrika eine neue politische Kultur

"The Greening of 2010" lautet der Titel einer neuen Workshopserie, die das Länderbüro der KAS in Südafrika in Kooperation mit der renommierten NRO Sustainable Energy Africa (SEA) für die Stadt Kapstadt und die Westkap-Provinzregierung durchführt. Ziel der Reihe ist es, einen gemeinsamen Aktionsplan zu erarbeiten, der die Umsetzung des "Green Goals" im Rahmen der WM 2010 sicherstellt.

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Countdown bis zur Ausrichtung der WM 2010 läuft

Der 15. September 2007 markiert in Südafrika gleich zwei wichtige Termine, die auf den ersten Blick betrachtet wenig miteinander zu tun haben scheinen und dennoch für die Zukunft Südafrikas von entscheidender Bedeutung sind.

Zum einen geht die zweiwöchige Floor-Crossing Periode zu Ende, die in diesem Jahr ausnahmsweise auf allen drei Regierungsebenen gleichzeitig stattfand und die es Abgeordneten erlaubt, die Partei zu wechseln ohne ihren Sitz aufgeben zu müssen.

Dies führte in der Vergangenheit zu großen Spannungen und Machtverschiebungen zwischen den Parteien und wirkte sich insgesamt lähmend auf die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der betroffenen Regierungsebenen aus.

Gegenseitige Abwerbeversuche der Parteien hatten häufig gerade bei den Abgeordneten Erfolg, die aufgrund unlauterer Machenschaften innerhalb ihrer eigenen Partei in Mißkredit geraten waren, oder sich bei Beförderungen von ihrer Partei übergangen fühlten.

Zum andern sind es ab dem 15. September nur noch 1000 Tage bis zum Beginn des größten Sportereignisses, das je auf dem afrikanischen Kontinent stattgefunden hat und von dem man sich erhofft, daß es über den eigentlichen Zeitraum der Spiele (11.06.-11.07.2010) hinaus, einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich bringt.

Während die Floor-Crossing Gesetzgebung heftig debattiert wird, weil sie Kritikern zufolge die repräsentative Demokratie untergräbt und die ohnehin fragmentierte politische Opposition in Südafrika zusätzlich schwächt, beginnt mit dem Countdown zur Fifa Fußballweltmeisterschaft eine Zeit, die eine neue politische Kultur erfordert.

Eine politische Kultur, die von Sachlichkeit und nicht ideologisch geprägt ist, soll die WM denn zu dem Erfolg werden, den sich nicht nur die Südafrikaner für ihr Land wünschen.

Aktionsplan soll Umsetzung der Umweltprojekte sichern

Mit der Workshopreihe „The Greening of 2010“, die in Kooperation mit der renommierten NRO Sustainable Energy Africa (SEA) für die Stadt Kapstadt und die Westkap-Provinzregierung durchgeführt wird, unterstützt das Länderprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung in Südafrika diesen Prozess.

Ziel der 5-teiligen Reihe ist es, eine Plattform für die von unterschiedlichen Parteien regierte Kommunal- (DA-geführte Mehrparteienkoalition) und Provinzebene (ANC-regiert) zu schaffen, um einen gemeinsamen Aktionsplan zu erarbeiten, der die Umsetzung der geplanten „Green Goal-Projekte“ im Rahmen der WM sicherstellt.

Erstmals bei der WM 2006 in Deutschland wurde mit dem Umweltkonzept „Green Goal“ der bewußte Versuch unternommen, eine klimaneutrale Großveranstaltung zu organisieren. Wissenschaftlich unterstützt durch das deutsche Öko-Institut wurden weitreichende Maßnahmen ergriffen, um die mit dem Event verbundenen Umweltbeeinträchtigungen zu minimieren und gleichzeitig Projekte auf den Weg zu bringen, die auch nach dem Schlusspfiff dem Umwelt- und Klimaschutz zugute kommen.

Während man in Deutschland in diesem Kontext bereits auf langjährige Erfahrung (z.B. Mülltrennung) und entsprechende Infrastruktur (z.B. öffentliches Transportsystem) zurückgreifen konnte, gibt es in Südafrika auf diesem Gebiet noch viel Pionierarbeit zu leisten.

So stellt besonders das marode Nahverkehrsystem in Kapstadt eine große Herausforderung dar. Auch auf dem Sektor der Energieversorgung gibt es in den kommenden drei Jahren bis zur WM am Kap noch viel zu tun.

Die KAS Workshopserie widmet sich deshalb einigen ausgewählten Themen, die für die Ausrichtung einer „Grünen WM“ besondere Relevanz haben:

Stadium & Urban Park Design

Green Ratings for Hospitality/ Responsible Tourism

Integrated Waste Management

Funding “Green Goal”-Projects

Das Thema Transport, wohl das wichtigste Thema in diesem Zusammenhang überhaupt, wird übergreifend in jedem Workshop themenspezifisch aufgearbeitet.

Deutsche Erfahrungen mit dem Umweltkonzept "Green Goal" nutzen

Damit vorhandene Expertise und Synergien genutzt werden können, nehmen neben Vertretern der Stadt und der Provinzregierung auch Wissenschaftler, Vertreter des Lokalen Organisationskomitees (LOK), des nationalen „Departments for Environment, Arts and Tourism“ (DEAT) und anderer relevanter Zielgruppen an den Workshops teil.

Auch die deutsche Expertise wird genutzt. Dr Hartmut Stahl, Christoph Hochfeld und Martin Schmied vom Öko-Instituts informierten die Teilnehmer während des zweiten Workshops über ihre Erfahrungen mit dem „Green Goal“und boten ihre Unterstützung an.

Die Mitarbeiter des Instituts hoben in ihrer Präsentation hervor, daß dem Thema „ Kommunikation“ zentrale Bedeutung in diesem Zusammenhang zukommt. Nur durch eine früh einsetzende Öffentlichkeitsarbeit sei es möglich, die zur Umsetzung der „Green Goal“-Projekte notwendige Unterstützung bei der Bevölkerung aber auch bei Unternehmen und anderen potentiellen Kooperationspartnern zu gewinnen.

Dieser Hinweis wird in einem separaten Workshop aufgegriffen, den das KAS-Medienprogramm Subsahara-Afrika als ergänzendes Angebot im Rahmen der Workshopserie „The Greening of 2010“ durchführt und der sich inhaltlich mit der Entwicklung einer „Green Goal“- Kommunikationsstrategie befasst.

Der Workshop, der sich in erster Linie an PR-Vertreter aus Stadt- und Provinzregierung wendet, soll dazu beitragen, die „Green Goal“-Projekte einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und für Umwelt- und Klimaschutzbelange zu sensibilisieren. Viele der „Green-Goal“ Projekte können nämlich nur dann gelingen, wenn sie von der Bevölkerung angenommen werden.

Institutionen stärken und Zusammenarbeit zwischen Regierungsebenen fördern

Die Fifa-Fußballweltmeisterschaft Südafrika 2010 kommt einem Motor gleich, der eine neue Dynamik in südafrikanische Umweltinitiativen und –projekte bringt und gleichzeitig hilft, die dafür notwendigen finanziellen Ressourcen zu erschließen.

Gerade für den afrikanischen Kontinent, der aller Voraussicht nach am stärksten vom Klimawandel betroffen sein wird, ist es von entscheidender Bedeutung, das aus der deutschen Green Goal Initiative resultierende Momentum beizubehalten und weiter zu unterhalten.

Politisch spannend ist die KAS-Workshopreihe deshalb, weil es sich bei der Stadt Kapstadt um die einzige der insgesamt sechs Metropolen in Südafrika handelt, die nicht vom African National Congress (ANC) regiert wird.

Neben den anderen Metropolen befinden sich auch alle neun Provinzen fest in der Hand des ANC. Etliche in den vergangenen Monaten unternommenen Versuche der Regierungspartei, die DA- geführte Mehrparteienkoalition zu zerschlagen und die Macht am Kap wieder an sich zu reißen, schlugen fehl. Daß das Verhältnis zwischen Stadt- und Provinzregierung durch diese Übernahmeversuche gelitten hat, kann nicht verwundern.

Gerade unter diesem Aspekt erscheint es notwendig, die Institutionen selbst zu stärken und eine Zusammenarbeit zwischen den Regierungsebenen zu fördern, die sich an sachlichen Fragestellungen orientiert statt sich von parteipolitischen Überlegungen leiten zu lassen. Nur starken Institutionen kann es gelingen, zukünftige, eventuell durch Floor-Crossing verursachte, Machtverschiebungen unbeschadet zu überstehen und dabei ihre Funktionstüchtigkeit zu erhalten.

Für den zukünftigen Besucher der Spiele ist es letztendlich unerheblich, welche Instanz dafür verantwortlich ist, daß er mit öffentlichen Transportmitteln rechtzeitig und sicher zum Stadium kommt. Bei der WM 2010 wird es nicht eine Stadt Kapstadt oder eine Westkap Provinzregierung als Gewinner oder Verlierer geben, sondern es geht um das Image Südafrikas, wenn nicht gar Afrikas, insgesamt.

Vor allem die neun Austragungsstädte müssen in den nächsten 1000 Tagen noch einige Anstrengungen unternehmen, um die Fifa-Auflagen zu erfüllen und darüberhinaus dem selbst auferlegten Anspruch, den das Umweltkonzept „Green Goal“ mit sich bringt, einigermaßen gerecht zu werden.

Die KAS-Workshopreihe „The Greening of 2010“, die sich bisher auf das Westkap konzentriert, ist deshalb als Pilotprojekt konzipiert, das bei Bedarf auch auf andere „host cities“und Provinzen übertragen werden kann.

Gleich welches Team am Ende den begehrten Pokal nach Hause trägt, Südafrika ist der eigentliche Gewinner der Spiele, wenn es dem Land gelingt, die Fußballweltmeisterschaft zum Vorantreiben nachhaltiger Entwicklungen zu nutzen und die mit dem Ereignis verbundenen Chancen auszuschöpfen.

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