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Veranstaltungsberichte

Schulter an Schulter: Ukrainerinnen zwischen Überlebenskampf und Gestaltungswillen

Roundtable-Diskussion

In Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, EAF Berlin und GPPi fand in Berlin eine Roundtable-Diskussion „Schulter an Schulter: Ukrainerinnen zwischen Überlebenskampf und Gestaltungswillen“ statt.

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Am 29. Juli 2022 organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung in der Ukraine, EAF Berlin und GPPI gemeinsam eine Roundtable-Diskussion mit 4 ukrainischen Expertinnen zum Thema „Schulter an Schulter: Ukrainerinnen zwischen Überlebenskampf und Gestaltungswillen“. Die Veranstaltung fand in Berlin in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung unter Teilnahme deutscher Stakeholders, Experten und Expertinnen und Journalisten und Journalistinnen statt.

Dr. Brigitta Triebel, Leiterin des Auslandsbüros Charkiw, eröffnete die Roundtable-Diskussion und skizierte die Hauptthemen der anschließenden Veranstaltung und hob dabei die unterschiedlichen Rollen hervor, die ukrainische Frauen in Armee, Staat und Zivilgesellschaft übernehmen.

Oksana Dubovekno, Botschaftsrätin der ukrainischen Botschaft in Deutschland, erinnerte an die andauernden Schrecken des russischen Angriffskrieges und beschrieb ebenfalls die Rolle der Frau während des Krieges.

Eröffnet wurde die Diskussion von der Moderatorin der Veranstaltung, Dr. Helga Lukoshat, Vorstandsvorsitzende der EAF Berlin, mit einem Überblick über Genderfragen während des Krieges.

Die Situation in der Region Dnipropetrowsk wurde von Iryna Hrytsai, Dozentin an der Staatlichen Universität für innere Angelegenheiten Dnipropetrowsk und ehemalige stellvertretende Leiterin der regionalen Verwaltung von Dnipropetrowsk, beschrieben. 25.000 Vertriebene sind inzwischen in ihrer Region angekommen - trotz täglicher russischer Angriffe. Die Anwältin betonte: „Der Feind schockiert uns mit seiner Brutalität.“ Hrystai erinnerte an die Vergewaltigung von Kindern, Alten und Schwangeren, insgesamt 110 Zivilisten. „Das ist einfach Völkermord an einer Nation! Sie töten das ukrainische Volk!" Iryna Hrytsai zeigte sich vom ukrainischen Sieg überzeugt.

Lilia Kyslitsyna, ehemaliges Mitglied des Stadtrates von Kramatorsk (Region Donezk) und Leiterin der Frauen-NGO „Smarta“, bedauerte sehr, dass in den deutschen Medien Nachrichten über ihre Heimat Kramatorsk ausblieben und dass sie in ihrem Berliner Hotel keine ukrainischen Fernsehkanäle empfängt. Sie erinnerte daran, dass der Krieg nach 2014 zum zweiten Mal nach Kramatorsk gekommen ist. 80 % der Bevölkerung sei gezwungen, die Stadt zu verlassen. Die Bewohner, die in der Stadt geblieben sind, müssen teilweise ohne Gas, Wasser und Strom leben. Lilia Kyslitsyna unterstrich die globale Dimension des ukrainischen Verteidigungskampfes: "Durch den Sieg werden wir die ganze Welt vor Schrecken und Dunkelheit schützen!"

Liliya Kyslitsyna erwähnte auch die vor kurzem ratifizierte Istanbul-Konvention und die Aktualisierung des zweiten Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Sicherheitsratsresolution 1325 „Frauen, Frieden, Sicherheit“, die die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Entwicklung der Demokratie in der Ukraine hervorhebt.

Die Situation in Odessa wurde von Natalia Delieva, Leiterin der Allukrainischen Frauenvereinigung Diya, beschrieben. Die Militärfreiwillige sprach über ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten und die Zusammenarbeit mit dem Militär, humanitäre Hilfe und psychologische Aspekte des Krieges. Delieva zeigte sich irritiert über die ausbleibende Reaktion russischer Mütter angesichts gefallener Söhne. „Ukrainer und Ukrainerinnen sterben dafür, dass wir eine demokratische und freie Nation sein wollen“, fasste Nataliya Delieva ihre Position zusammen.

Dr. Yuliya Sedaya, Soziologin und ehemalige Beraterin der Regionalverwaltung Charkiws für Antidiskriminierungs- und Geschlechterfragen, erforscht seit kurzem Frauen in der ukrainischen Armee. Dr. Sedaya vertrat die Auffassung, dass sich die Situation tendenziell verbessere; teils aufgrund einer Reihe von verabschiedeten Gesetzen zum Schutz der Frauenrechte. Dennoch sei die männliche Akzeptanz der Frau im ukrainischen Militär weiterhin ausbaufähig. Hinzu kommen Fälle von Belästigung, die laut Dr. Sedaya ein separates Problem darstellen. Allerdings sind 30 % der Streitkräfte weiblich, was ungefähr 50.000 Soldaten entspricht. Somit sind in der ukrainischen Armee mehr Frauen als in jeder NATO-Armee.

Bei der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum betonte die Ukrainerin vermehrt die Notwendigkeit, das russische Narrativ, Russland kämpfe für die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine, zu hinterfragen. Denn in Wirklichkeit begehe die russische Armee einen „Völkermord an der russischsprachigen Bevölkerung“, so Dr. Yuliya Sedaya.

Nach den Vorträgen der Referentinnen begann eine lebhafte Diskussion unter Beteiligung des Publikums, das aktiv Fragen stellte. Yulia Friedrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Global Public Policy Institute (GPPi), fasste die Beiträge der Ukrainerinnen zusammen und gab einen eigenen Kommentar ab.

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