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Hendrik Sittig: Ich habe in Bulgarien viel Positives erlebt

Übersetzung des Interviews mit Hendrik Sittig, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteu-ropa, für die „Deutsche Welle“, veröffentlicht am 14. Juni 2023. Er spricht über seine Erfahrungen in Bulgarien in den vergangenen fünf Jahren sowie über die Rolle der deutschen politischen Stiftungen im Ausland.

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Link zum Originalinterview auf Bulgarisch hier.

 

DW: Herr Sittig, Sie haben die vergangenen Jahre als Leiter des Medienprogramms Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sofia verbracht. Wie lange hat Ihr bulgarisches Abenteuer gedauert?

Hendrik Sittig: Fünf Jahre. Davor hatte ich bereits viel Erfahrung im Ausland gesammelt, ich kannte Osteuropa, aber ich wusste wenig über Südosteuropa.

DW: Und was waren Ihre Erwartungen an Südosteuropa und Bulgarien?

Hendrik Sittig: Ich bin in der damaligen DDR geboren und hatte daher das entsprechende Verständnis und die Einstellung zu Bulgarien, aber jetzt muss ich zugeben, dass es oberflächlich war. Ja, ich hatte ein Bild von Bulgarien im Kopf, aber ich hatte keine Erfahrung. Was genau wusste ich? Zu DDR-Zeiten wussten wir von den Ferien am Schwarzen Meer und dem süßen Wein "Rosenthaler Kadarka", der nicht schmeckte...

DW: Es war sogar ekelhaft.

Hendrik Sittig (lacht): Ja. Ich erinnerte mich an diese beiden Dinge, die beide nicht wirklich positiv waren. In den vergangenen fünf Jahren habe ich hier aber viel Positives erlebt.

DW: Wie würden Sie sie einordnen?

Hendrik Sittig: Zuerst muss ich zwischen meinem Privatleben und meiner beruflichen Tätigkeit unterscheiden. Auf persönlicher Ebene habe ich fast nur Gutes erlebt, die Zeit in Bulgarien war sehr angenehm. Aber nicht nur in Bulgarien, sondern in ganz Südosteuropa – wir sind durch all diese Länder gefahren, und das mehrmals. Wir haben wunderbare Menschen kennengelernt, die herrliche Natur und das leckere Essen genossen, die Berge und die hervorragenden Weine getrunken. In diesem Sinne werden wir einige wunderbare Erinnerungen in unseren Herzen tragen.

DW: Wie sieht es beruflich aus? Welche Erfolge, aber auch welche Misserfolge hatte das Medienprogramm der Konrad-Adenauer-Stiftung in diesen fünf Jahren?

Hendrik Sittig: Das Programm erstreckt sich ja auf ganz Südosteuropa. Wir beobachten die Mediensituation und die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten in zehn Ländern. Das Positive an unserem Regionalprogramm ist, dass wir an grenzüberschreitenden Themen arbeiten. Das ist auch ein großer Vorteil, denn so schaffen wir es, breite Netzwerke aufzubauen, die über Staatsgrenzen hinausgehen. Und gleichzeitig überqueren wir Brücken zwischen Deutschland und Südosteuropa. Ich möchte insbesondere drei erfolgreiche Projekte aufzählen.

Erstens, die Verbreitung von Desinformationen in der Region, die in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Vor zwei Jahren haben wir eine Gastdozentur zu diesem Thema an der Universität Sofia eingerichtet, wir haben eine Reihe unabhängiger Projekte in diesem Bereich durchgeführt, und in diesem Jahr legten wir eine große Studie vor. Das alles war ein großer Erfolg!

Zweitens ist da die große Aufmerksamkeit, die wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten schenken, die ein Schlüsselelement jeder demokratischen Gesellschaft sind. Sie müssen daher gefördert und finanziert werden. Zu diesem Thema organisieren wir jedes Jahr gemeinsam mit der Europäischen Rundfunkunion (EBU) ein Treffen aller Generaldirektorinnen und Generaldirektoren der öffentlich-rechtlichen Medien aus Südosteuropa, den baltischen Staaten, der Ukraine und Georgien. Bei diesen Treffen werden mit Kollegen aus Deutschland oder Österreich Kontakte geknüpft und aktuelle Medien-Themen debattiert.

Und der dritte Erfolg: Vor drei Jahren haben wir Stipendien für Journalismus-Studierende an Universitäten in Sofia ins Leben gerufen. Es ist uns besonders wichtig, junge Journalistinnen und Journalisten zu fördern, denn sie sind die Zukunft des Medienumfelds. Seitdem haben wir eine Reihe sehr guter Stipendiaten ausgewählt, die sich in diesem Beruf weiterentwickeln. Erst vor zwei Wochen fand das zweite Jahrestreffen unserer Stipendiaten statt, auf die ich sehr stolz bin. Wir freuen uns, sie ermutigen zu können, zumal wir sehen, welche Erfolge sie erzielen und wie sie sich untereinander vernetzen.

DW: Sie gehen, und es werden wahrscheinlich Befürchtungen aufkommen, dass das Medienprogramm darunter leiden könnte. Gibt es einen Grund für solche Befürchtungen?

Hendrik Sittig: Nein, auf keinen Fall. Hier kommt ein erfahrener Journalist, der viele Jahre das KAS-Medienprogramm Subsahara-Afrika geleitet hat. Er kennt die Konrad-Adenauer-Stiftung, unsere Programme und unsere Projekte gut, daher bin ich fest davon überzeugt, dass er die Arbeit mit großem Engagement, Motivation und Professionalität angehen wird.

DW: Das Medienprogramm erstreckt sich auf zehn Länder, aber der Hauptsitz befindet sich hier in Bulgarien. Und inzwischen haben Sie selbst fundierte Kenntnisse über die Mediensituation in Bulgarien gesammelt. Wie beurteilen Sie sie jetzt?

Hendrik Sittig: Als ich vor rund fünf Jahren hierherkam, lag Bulgarien im Ranking der Pressefreiheit der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ auf Platz 111. Um ehrlich zu sein, war das meiner Meinung nach unrealistisch, auch vor dem Hintergrund des Vergleichs mit anderen Ländern in der Region.

DW: Unfair?

Hendrik Sittig: Durchaus. Für jeden Beobachter, der die Medien in Südosteuropa kennt, sollte klar sein, dass in einigen Ländern die Situation schwieriger, viel schwieriger ist. Wir müssen uns vor Augen halten, dass das System zur Beurteilung der Medienfreiheit sehr komplex ist. Dieses System wurde vor zwei Jahren geändert – das ist meiner Meinung nach ein wichtiger und richtiger Schritt gewesen. Und Bulgarien ist bereits auf Platz 71 gekommen, was viel realistischer ist.

DW: Dann ist alles in Ordnung?

Hendrik Sittig: Leider nein. In Bulgarien und in anderen Ländern der Region wird Qualitätsjournalismus nicht besonders respektiert. Der ist jedoch lebenswichtig für jede Demokratie. Für alle Bereiche der Gesellschaft. Jeder sollte gut verstehen, welche Rolle die Medien spielen, welche Rolle der Journalist in einer demokratischen Gesellschaft spielt, was die Kriterien sind.

DW: Dieses Thema hat aber auch eine finanzielle Dimension.

Hendrik Sittig: Ja, absolut, Qualitätsjournalismus kostet Geld. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Gesellschaft selbst nicht richtig funktionieren wird, wenn Politik und Gesellschaft Journalisten nicht als vierte Säule der Demokratie wahrnehmen. Zudem sollten Journalisten nicht in Abhängigkeiten geraten.

In Südosteuropa habe ich viele sehr gute Journalisten kennengelernt. Journalisten, die ihre Rolle und Verantwortung gut verstehen. Aber es gibt genug andere Journalisten, die abhängig sind, die einseitig arbeiten. Das sollte nicht der Fall sein. Deshalb müssen die Menschen für die Notwendigkeit von Qualitätsjournalismus sensibilisiert werden. Ganz zu schweigen davon, dass wir vor einer Reihe neuer Herausforderungen stehen: der digitalen Welt, der Multimedialität, der Vertrauenskrise nicht nur in die Medien, sondern auch in alle anderen öffentlichen Strukturen, aber auch in das hochaktuelle Thema künstliche Intelligenz und die Veränderungen, die das in der Medienwelt mit sich bringen wird.

DW: Ihr Profil ist mit den Medien verbunden, aber Sie leben in Bulgarien und beobachten die politische Situation. Wie beurteilen Sie diese im Moment?

Hendrik Sittig: Die Einschätzung der politischen Lage in Bulgarien überlasse ich den Kollegen aus unserem Landesbüro für Bulgarien. Als Europäer und EU-Bürger, der das Glück hatte, fünf Jahre in Bulgarien zu leben, möchte ich jedoch Folgendes sagen: In den vergangenen zwei Jahren haben wir alle die Geschehnisse in Bulgarien genau verfolgt, fünfmal wurden Parlamentswahlen abgehalten, das politische System ist komplex und ziemlich verworren, aber als Europäer bin ich sehr froh, dass es jetzt eine Regierung gibt.

Ich bin sehr froh, dass diese Regierung pro-westlich ausgerichtet ist, dass Bulgarien klar und eindeutig im westlichen System verankert ist - dort gehört das Land hin, in die EU und die NATO. Unmittelbar damit verbunden ist die Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. Denn die Ukraine kämpft nicht nur für sich selbst, sie kämpft auch für uns, für die Einheit Europas. In diesem Sinne freue mich, dass Bulgarien in dieser Hinsicht jetzt klare Zeichen setzt und die Ukraine unterstützt.

DW: Sie erwähnten Ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Landesbüro der Stiftung und deren Arbeit. Ja, sie leisten hervorragende analytische Arbeit, aber in den bulgarischen Medien wird manchmal kritisiert, dass die Konrad-Adenauer-Stiftung zu sehr mit der Partei GERB sympathisiert. Es wird auch gesagt, dass die Friedrich-Naumann-Stiftung die DPS über die Jahre unterstützt hat. Wie sehen Sie diese Partei-"Verwandtschaften" auf der internationalen Bühne? Zum Beispiel: Sind die BSP-Sozialisten im westeuropäischen Sinne?

Hendrik Sittig: Diese Frage ist für mich schwer zu beantworten, aber ich werde sie etwas anders formulieren. Deutsche politische Stiftungen spielen im Ausland die gleiche Rolle: Sie fördern Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, setzen sich für die Einheit Europas ein und schlagen eine Brücke nach Deutschland. Diese Stiftungen sind ein wichtiger Teil der deutschen Außenpolitik und ich finde, sie leisten hervorragende Arbeit. Jede dieser Stiftungen löst selbstständig die Frage der Prioritäten und Richtungen der Zusammenarbeit, und es steht mir nicht zu, sie zu kommentieren. Über unsere Konrad-Adenauer-Stiftung kann ich sagen: Wir arbeiten ehrlich mit verschiedenen, hochwertigen Partnern zusammen und das kommt gut an.

DW: Letzte Frage, Herr Sittig. Welche Erwartungen haben Sie an die Arbeit in Süd­­afrika, wo Sie hingehen?

Hendrik Sittig: Ich habe schon immer davon geträumt, im Ausland zu arbeiten und im Idealfall mit Medien zu arbeiten. Dieser Traum von mir ist vor fünf Jahren wahr geworden, aber ich träume ihn auch in der Zukunft. Meine Familie und ich freuen uns auf das, was vor uns liegt, einschließlich der Herausforderungen, die auf uns warten. Afrika ist ein ganz neuer Ort für uns. Wir waren noch nie dort, im Sommer werden wir die Region zum ersten Mal besuchen. Aber von meinen Kollegen weiß ich, was uns erwartet, und ich bin sehr glücklich über die neuen Horizonte.

DW: Wir wünschen Ihnen viel Glück!

 

 

 

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