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Feldgottesdienst im Hubschrauber - Die Lage der Christen im Nahen Osten verschlechtert sich teilweise dramatisch

11. Mülheimer Nahostgespräch

Das 11. Mülheimer Nahostgespräch führte Christen und Experten aus der Region zusammen.

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Aus islamischer Sicht ist der Nahe Osten die „Welt des Friedens", da dort der Islam herrscht – doch für die 17 Millionen Christen im Nahen Osten ist die „Wiege des Christentums“, die sich von der heutigen Türkei, über Ägypten und das Heilige Land bis hin zu den Golfstaaten erstreckt, eine oftmals sehr unsichere Heimat geworden.

Der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung war einst sehr hoch, in manchen Ländern gab es deutliche christliche Bevölkerungsmehrheiten. Doch schon im Jahre 1900 betrug der Anteil nur noch etwa 25 Prozent, heute ist er auf fünf Prozent zurückgegangen.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Katholische Akademie Die Wolfsburg hatten zum 11. Nahostgespräch „Christen im Nahen Osten. Zwischen Tradition, Verfolgung und Aufbruch" eingeladen, um mit internationalen Experten und Geistlichen aus der Region die aktuelle Situation zu diskutieren. In zehn Referaten wurde über die Lage im Iran, in der Türkei, in Ägypten, in den Palästinensischen Gebieten, in Jordanien, Syrien und Libanon, im Irak und in einigen anderen Golfstaaten aus erster Hand berichtet.

Das Thema ist hochaktuell: Erst am 31. Oktober hatte es in Bagdad das letzte große antichristliche Massaker in einer Kirche gegeben, wobei fast 60 Iraker ums Leben gekommen waren. Nur zehn Tage zuvor hatte sich die außerordentliche Nahostsynode in Rom mit einem Appell zum Schutz der christlichen Gemeinden im Nahen Osten an die

Weltöffentlichkeit gewandt. Und im Juni 2010 hatten die Abgeordneten der Regierungskoalition im Deutschen Bundestag einen Antrag eingebracht, der unter dem Titel „Religionsfreiheit weltweit schützen" an das ganze Ausmaß der Nichtachtung der Religionsfreiheit erinnerte und insbesondere auf die schlechte Lage der religiösen Minderheiten im Nahen Osten hinwies.

Diese Situation wird laut Antrag durch die grundsätzliche Einschränkung der Religionsfreiheit durch die "Kairoer Menschenrechtserklärung" der zurzeit von dem Türken Ekmeleddin Ihsanoglu geleiteten Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) verschlimmert: „Insbesondere werden das Recht, seinen Glauben zu wechseln, das Recht, für seinen Glauben öffentlich zu werben und das Recht, seinen Glauben öffentlich zu bekennen, durch zahlreiche Staaten negiert. Dies steht im Widerspruch zu menschenrechtlichen Garantien der Religionsfreiheit."

Die Lage im Irak ist besonders dramatisch – allein in den Jahren seit der Invasion von 2003, die zum Sturz des Saddam-Regimes geführt hatte, hat sich die Zahl der im Irak lebenden Christen von rund 800.000 auf schätzungsweise 400.000 Menschen halbiert. Der irakische Präsident Talabani hatte angesichts der alltäglichen und massiven Gewalt gegen die irakischen Christen vor wenigen Tagen die Umsiedlung der Christen in die etwas sichereren Kurdenregionen im Norden des Irak vorgeschlagen.

Gleich zwei Referenten konzentrierten sich in ihren Vorträgen auf die Lage im Irak und diskutierten die Herausforderung der irakischen Krise für die Nachbarn des Irak und die EU. Dr. Otmar Oehring von der Fachstelle Menschenrechte bei missio erläuterte die unterschiedlichen Interessen der irakischen Christen in der Konfliktsituation: Während die im Irak verbliebenen Geistlichen eher versuchten, die Gemeindemitglieder zum Bleiben zu ermuntern, seien die Kirchenführer in der Diaspora teilweise daran interessiert, die eigene Machtbasis über den Zustrom irakischer Christen zu verbreitern. Die Lage der Christen in Kurdistan bezeichnete Oehring als schlecht, die Probleme würden aber von den lokalen Kirchenvertretern heruntergespielt. Für irakische Christen aus Bagdad, die das in Kurdistan verbreitete Kurdisch nicht sprechen, die als besonders gut ausgebildete Kräfte oft

für eine Arbeit in Kurdistan überqualifiziert seien („Erdölingenieure können in den ländlichen Kurdengebieten nur die Radnaben der Eselskarren ölen"), stellt sich Kurdistan - seiner Ansicht nach - daher kaum als attraktive innerirakische Fluchtalternative dar.

Rund 1,5 Millionen Irak sind in die Nachbarstaaten, vor allem nach Syrien (allein 1,3 Mio.), in die Türkei, in den Libanon, den Iran und nach Jordanien geflohen. Eine legale Arbeitsaufnahme ist ihnen dort meist nicht möglich, von den Einheimischen werden sie dennoch beschuldigt, die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verschärfen. Auch die „Nationalkirchen" in den Nachbarländern des Irak seien „nicht besonders aufnahmefreundlich" stellte Oehring dar: Es werde zum Beispiel Geld für die Durchführung von Gottesdiensten verlangt, was den Menschen zeige, dass sie dort nicht willkommen seien.

Jeder Flüchtling kann sich bei der UNHCR registrieren lassen, um legal in eine neue, sichere Heimat umgesiedelt zu werden. Doch da die Unterstützung durch die UNHCR bis zu zehn, zwölf Jahre dauern könne, so Oehring, zahlten viele Flüchtlinge rund 16.000 Euro, um über Griechenland in die EU zu gelangen.

Die muslimische Bevölkerungsmehrheit profitiert dabei laut Oehring teilweise von der gewaltsam erzwungenen Flucht der Christen, da diese heute oftmals nicht einmal mehr ihre Häuser verkaufen könnten und diese dann so zurück lassen müssten: „Warum sollten wir euch die Häuser bezahlen, ihr geht doch und dann gehören uns eure Häuser ohnehin", skizzierte Oehring diese Situation.

Jan Bittner, Referent für Außen-, Sicherheits-, und Europapolitik in der Planungsgruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erinnerte in seinem Referat daran, dass bereits im Jahr 2007, angesichts der im Irak eskalierenden Gewalt, die UNHCR die Weltgemeinschaft aufgefordert hatte, Flüchtlinge aufzunehmen. In der EU habe man der Aufnahme von 10.000 irakischen Flüchtlingen zugestimmt, wobei Deutschland ein Kontingent von 2.500 Flüchtlingen übernommen habe. Diese Flüchtlinge wurden allesamt im Jahr 2009 in Deutschland aufgenommen. Bittner betonte, dass das Zusammenspiel zwischen Kirchen und Staat bei der Aufnahme der Flüchtlinge gut funktioniert habe.

Seit Jahrzehnten nimmt Deutschland christliche Flüchtlinge und Asylbewerber aus der Türkei auf. Trotz offener Kritik und anhaltendem Druck auf die Türkei, ihre Einschränkungen der Religionsfreiheit zu beenden, die nicht nur die Christen, sondern auch die große alevitische Bevölkerungsgruppe in der Türkei an der Ausübung ihres Glaubens behindert, hat die EU-Kommission auch im jüngsten „Fortschrittsbericht" wieder die Achtung der Religionsfreiheit anmahnen müssen. Aufgrund der sogenannten „Kopenhagener Kriterien" ist es nicht möglich, dass die Türkei Mitglied der EU wird, solange Christen verfolgt und ermordet und bei der Ausübung ihres Glaubens schikaniert werden. Die Türkei hat durch Progrome im 20. Jahrhundert gegen armenische und griechische Christen, die seit 2000 Jahren dort lebenden christlichen Gemeinden fast vollständig ausgelöscht.

Helmut Wiesmann, vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, die bereits im Jahre 2004 als ihre Position zu den Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei formuliert hatte, dass die Türkei zur Aufnahme in die EU die Religionsfreiheit und Menschenrechte achten müsse, schilderte umfassend die oft gravierenden Einschränkungen der Religionsfreiheit im Lande. Enteignungen kirchlichen Grundes und die Verhinderung der Priesterausbildung in der Türkei beeinträchtigen auch die von dem Lausanner Vertrag von 1923 geschützten Kirchen in ihrem Überlebenskampf. Der Schwund der Christen in der Türkei erfolgte nicht allein unter osmanischer Herrschaft, sondern verstärkt in der vergleichsweise kurzen Zeit danach, auch nach Errichtung der säkularen Türkei. Dies machte Wiesmann an zwei Zahlen deutlich: Lebten im Jahre 1914 auf dem Gebiet der heutigen Türkei noch rund 20 Prozent Christen, so sei ihr Anteil inzwischen auf etwa 0,15 Prozent gesunken.

Der Abwanderungsdruck auf die griechisch-orthodoxen Christen in Istanbul hat nachgelassen. Pogrome und staatliche Verfolgung der Christen sieht Wiesmann in der Türkei heute zwar nicht. Der noch immer nicht aufgearbeitete Massenmord an den Armeniern wirkt sich aber bis heute auf das Leben der armenischen Türken und anderer autochthoner Chrisen aus. Die Ermordung des armenischen Intellektuellen Hrant Dink nannte er hierfür als ein aktuelles Beispiel. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat den Türkischen Staat, der sich der europäischen Gerichtsbarkeit unterworfen hat, im Falle der Ermordung von Dink zu einer Entschädigung verurteilt: Da die türkischen Sicherheitskräfte von den Mordplänen gegen Dink gewusst hätten, aber nicht dagegen vorgegangen seien, wurde die Türkei verurteilt, der Witwe von Hrant Dink eine Entschädigung in Höhe von 100.000 Euro zu zahlen. Dass zehntausende Türken – darunter auch viele nichtarmenischer Herkunft – in der Türkei gegen die Ermordung Dinks protestiert hatten, kann als Hoffnungsschimmer gesehen werden. Wiesmann erinnerte daran, dass der "tiefe Staat" aber nicht nur gegen Christen, sondern - mithilfe der türkischen Hisbollah - auch gegen Kurden vorgegangen sei. Im türkisch-kurdischen Konflikt seien die Christen im Südosten der Türkei zwischen die Fronten geraten.

Manche Beschränkungen der Religionsfreiheit betreffen nicht nur die autochtonen Christen in der Türkei, sondern auch die ausländischen. Im Hinblick auf sichtbare christliche Symbole gibt es im Lande viele Unterschiede. Wiesmann berichtete von dem weithin sichtbaren Kreuz auf dem Gebäude einer protestantischen Freikirche in Antakya und von der US-Luftwaffenbasis bei Ankara, wo den Soldaten als Kirche ein großes, aber „multifunktionales“ Gebäude zugestanden wurde. Für die rund 20.000 deutschsprachigen Dauerresidenten in Antalya wurde laut Wiesmann ein „multireligiöser Verein" als Träger der Nikolauskirche gegründet. Der dort tätige ausländische Priester kann dort ohne Diplomatenstatus wirken.

Mehr als die Hälfte der Christen in der Region Naher Osten und Nordafrika leben heute in Ägypten, das einst der erste christliche Staat war. Der koptische Christ Prof. Dr. Fouad Ibrahim erinnerte an die antichristlichen Massaker und die alltägliche Gewalt und Diskriminierung der Christen in Ägypten. Besonders bedrückend waren

die dreitägigen Massaker, die Silvester 1999 begannen und über 20 Kopten das Leben kosteten: Die ägyptische Polizei schaute drei Tage tatenlos zu, beschrieb Ibrahim die Haltung des ägyptischen Staates. Auch der am koptischen Weihnachten 2006 vor seiner Kirche ermordete 78jährige koptische Christ wurde nicht geschützt: sein Mörder wurde freigesprochen. „Gewalt gegen Christen wird nicht geahndet", fasste Ibrahim zusammen. Die sozio-ökonomische Lage der Kopten hat sich zudem deutlich verschlechtert, seitdem die ägyptischen Behörden einen „Dschihad gegen Schweine" ausriefen und 400.000 gesunde Schweine, die Existenzgrundlage für 60.000 koptische Familien, keulen ließen. In Ägypten, wie überall in der Region, tragen gerade auch die sozio-ökonomischen Gründe zur Auswanderung der Christen bei.

Dramatisch für die Region ist dabei, dass die Christen oftmals zu den besonders gebildeten und gut ausgebildeten Bürgern zählen. Diese Menschen fehlen daher dem notwendigen Modernisierungsprozess.

Nach Ibrahim wandern die Kopten insbesondere in die USA aus, wo eine eine Millionen Gläubige starke koptische Exilgemeinde lebt. Nach Europa sind bislang rund 100.000 Kopten ausgewandert. In Deutschland stehen koptische Klöster in Höxter und Kröffelbach: Die Klöster sind laut Ibrahim auch die tragenden Elemente der Exilgemeinden. Doch einfach ist es für koptische Christen nicht nach Deutschland zu kommen - selbst die mit dem Tode bedrohten christlichen Konvertiten erhalten nur schwer Asyl. Zu den wichtigsten Forderungen an die ägyptische Politik zählte Ibrahim die Bitte an Präsident Mubarak, den „Polizeiterror" gegen die Kopten zu beenden und die politische Partizipation der Kopten zu verbessern: „Wir stellen 15 Prozent der ägyptischen Bevölkerung und sollten daher auch 15 Prozent der Sitze im ägyptischen Parlament haben", meinte Ibrahim. Die Entwicklungszusammenarbeit mit Ägypten möchte er stärker als bisher an die Wahrung der Menschenrechte für Christen verbunden sehen.

Auch die Islamische Republik Iran ist nicht für ihre Achtung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit bekannt. Und so war es für manchen Teilnehmer der Tagung völlig unvorstellbar, dass sich in diesem Land christliches Gemeindeleben entfalten kann. Pastorin Almut Birkenstock-Koll, die seit einem Jahr gemeinsam mit ihrem Mann die kleine evangelische Gemeinde in Teheran leitet, zeigte in einem eindrucksvollen Lichtbildvortrag aber, dass in ihrer im Jahre 1958 erbauten Kirche durchaus eine lebendige Gemeindearbeit betrieben wird. Dabei wird der deutsche Charakter der Gemeinde gewahrt: Auf dem jährlichen Weihnachtsbasar wird von der Gemeinde selbst produziertes Sauerkraut verkauft. Neben der seelsorgerischen Arbeit widmet sich die Gemeinde auch sozialen Projekten, wie der finanziellen Unterstützung der Kinder der Erdbebenopfer in Bam, oder der Behindertenschule in der armenischen Gemeinde.

Positiv bemerkte Birkenstock-Koll, dass die staatliche iranische Denkmalpflege historische Kirchenbauten restauriert. Über ihre Arbeit resümmierte sie: „es gibt im Iran Möglichkeiten der Entfaltung trotz der erforderlichen Anpassung". Im Logo ihrer Gemeinde ist eine dreistrahlige Sonne abgebildet: Die Strahlen stehen für Glaube, Liebe und Hoffnung – und ihr Vortrag machte deutlich, dass trotz aller Beschränkungen die Verkündung des christlichen Bekenntnisses dazu beiträgt, die Hoffnung der Christen im Iran zu stärken.

Im Rahmen ihrer Arbeit ist Birkenstock-Koll auch für weitere Golfstaaten zuständig, die teilweise über große Gemeinschaften christlicher Gastarbeiter verfügen. Birkenstock-Koll berichtete über die staatliche Reaktion auf diese neu zugewanderten Christen: „Die Emire haben erkannt, dass sie die religiösen Bedürfnisse der Christen nicht verhindern, aber kontrollieren können". Ein Gebetsraum für 5.000 Gläubige in der Church City ist das Ergebnis dieser Einsicht. An der Lebens- und Arbeitssituation der Gastarbeiter am Golf ändert dies freilich nur wenig: "Diese Menschen werden wie Leibeigene gehalten", schilderte Birkenstock-Koll die Lage.

Zuspruch zu ihren Ausführungen erhielt Birkenstock-Koll von Nadeem Ammann von der Diözesanstelle Weltkirche im Erzbistum Köln: „Die 17 Millionen Christen im Nahen Osten könen ihre Kirchen bauen und ihren Glauben leben, auch wenn es schwierig ist." Schon in seinem eigenen Referat über die Christen im Nahen Osten hatte Amman darauf

hingewiesen, dass „die Vielfalt des orientalischen Christentums verwirrend" sei, aber auch, dass es sich bei den orientalischen Christen um „lebendige Christen handele, um deren Gemeindeleben wir sie hier oft beneiden können".

Ein lebendiges Gemeindeleben schilderte auch Felix Dane, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah. Wenngleich sich die Christen in den Palästinensischen Autonomiegebieten selbst als Teil der arabischen Gemeinschaft sehen, so hat sich ihre Lage insbesondere seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen verschlechtert. Die Gewalt gegen Christen geht dabei auch von Islamisten aus, die noch radikaler als die Hamas sind.

Während im Gazastreifen Christen am Rande der Gesellschaft, ohne Lobby und unter Druck radikaler Islamisten stehen, stellen sie im Westjordanland immer noch einen wichtigen Teil der gesellschaftlichen Elite. Auch aufgrund ihrer guten Bildung sind sie weit weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als die muslimische Bevölkerung (10 im Vergleich zu 30 Prozent): „Den meisten Christen geht es gut, teilweise besser als den Muslimen", resümierte Dane. Allerdings ist der gute Bildungsgrad und die enge Vernetzung mit der Diaspora für die christlichen Palästinenser ein Pluspunkt bei der oftmals angestrebten Auswanderung: „Die zunehmende Auswanderung bedroht die Existenz der christlichen Gemeinde in Palästina", so Dane.

Für die gute Bildung sorgen auch die zehn christlichen Schulen in Ost-Jerusalem und im Westjordanland. Der Direktor der Schmidt-Schule in Ost-Jerusalem, Nikolaus Kircher, stellte die Arbeit seiner Schule vor. Typisch für viele christliche Institutionen ist, dass sie tatsächlich mehrheitlich von Muslimen genutzt werden. Die christliche Gemeinschaft öffnet sich so zur muslimischen Mehrheitsgesellschaft. Umso wichtiger erscheint dies, da nach Kircher die Kommunikation zwischen Christen und Muslimen im Alltag eher nicht stattfindet. Auf der Schmidtschule sind nur 20 Prozent Christen, dafür 80 Prozent Muslime. „Durch Bildung kann eine Dialogkultur entstehen, die Lösungsmöglichkeiten jenseits der Gewalt eröffnet", berichtete Kircher, der die Schmidt-Schule, eine von drei christlichen Mädchenschulen, seit fünf Jahren leitet. Die Bildung schafft seiner Ansicht nach aber auch eine „Alternative zur Auswanderung" und ermöglicht eine „Zukunft im eigenen Land". Dabei wird in der Zielrichtung der Schule der christliche Auftrag deutlich: „Begegnung mit und Erfahrung von christlichem Verständnis von Mensch

und Umwelt".

Die Akzeptanz der muslimischen Umwelt ist groß, denn „wir bieten den muslimischen Schülern an, was sie an staatlichen Schulen nicht lernen können." Dazu gehört seit einigen Jahren auch ein von der Konrad-Adenauer-Stiftung gefördertes Friedensprojekt: Im Rahmen eines Buchclubs treffen sich die arabischen mit israelischen

Schülerinnen zum Meinungsaustausch. Dass fast 100 Prozent der Abiturientinnen ein Studium aufnehmen, ein hoher Anteil übrigens an der Hebräischen Universität, zeichnet diese Eliteschule aus. Hiermit trägt sie laut Kircher „zur Herausbildung einer Verantwortungselite bei, die Führungspositionen einnehmen können". "Bildung ist ein Schlüssel zur Staatsbildung und ein Beitrag zum Friedensprozess" resümierte Kircher.

Martin Beck, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Amman und zuständig für die Arbeit der KAS in Jordanien, im Libanon, in Syrien und im Irak, beschrieb ebenfalls die stärkere Tendenz der Christen in der Region, aufgrund der sozio-ökonomischen Lage die Heimat zu verlassen. Hierdurch drohe das christliche Leben zu verarmen, viele Kirchen ständen leer. „In den drei Ländern Jordanien, Libanon und Syrien ist die Lage der Christen nicht dramatisch, es gibt keine Christenverfolgung wie im Irak, aber die Zahl der Christen nimmt kontinuierlich ab", fasste Beck seine Erkenntnisse zusammen. Insbesondere im Libanon ist die Gesellschaft noch stark christlich geprägt: 40 Prozent der vier Millionen Einwohner sollen Christen sein. „Wenn es eine christliche Stadt im Nahen Osten gibt, dann ist es Ost-Beirut", so Beck.

In der Heiligen Stadt Jerusalem lebten dagegen nur noch zwei oder drei Prozent Christen. Heute reklamierten zwar die Schiiten die Bevölkerungsmehrheit für sich und die schiitische Hisbollah bildet laut Beck eine „absolute Vetomacht", aber im politischen System des Libanon muss der Präsident weiterhin ein Christ sein und die Hälfte der Sitze im Parlament steht Christen zu, wodurch diese laut Beck privilegiert seien. Drei christliche Parteien bilden zudem eine politische Lobby für die libanesischen Christen.

Auch in Syrien gibt es für die Christen Entfaltungsmöglichkeiten und es ist ihnen möglich Kirchen zu bauen. Aber die allgemeine politische Lage ist schwierig: „In Syrien herrscht ein extrem autoritäres Regime, es gibt keine entwickelte Zivilgesellschaft und keine Freiheitsrechte", erläuterte Beck.

Im Haschemitischen Königreich Jordanien, das wie Israel und die Palästinensischen Autonomiegebiete zum Heiligen Land gezählt wird, leben laut Beck „mehr Christen als in Israel und Palästina". Ihr Bevölkerungsanteil liege bei sechs Prozent, in den 40er Jahren waren es noch 30 Prozent. Die Christen gehörten einer gebildeten und gesellschaftlich respektierten Mittelschicht an und lebten in einem „relativ liberalen Klima". Der jordanische König Abdullah II bin al-Hussein und seine Frau Rania besuchten die Kirchen und ein Weihnachtstag wird in Jordanien als offizieller Feiertag begangen.

„Für Jordanien, den Libanon und Syrien ist kein spezielles „Christenprogramm" notwendig, so Beck resümierend, aber die Länder müssten demokratisiert werden, um für die christliche Bevölkerung attraktiver zu werden."

Botschafter Heinrich Kreft, im Auswärtigen Amt als Sonderbeauftragter für den Dialog zwischen den Kulturen tätig, schilderte die Arbeit des Auswärtigen Amtes in der Region. Kreft erinnerte daran, dass sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet habe, sich für die Religionsfreiheit und insbesondere die christlichen Minderheiten einzusetzen. Daher habe sich Deutschland in der EU auch federführend für die Aufnahme von irakischen Christen engagiert und die Bundesregierung stehe mit dem Bundestag und den Kirchen auch in einem Dialog über eine neue Aufnahmeaktion im Jahr 2011.

Kreft betonte, dass die Situation der Christen im Nahen Osten „ein wichtiges Thema für unsere Botschaften" sei. In seinem Vortrag machte er aber auch deutlich, dass sich die deutsche Außenpolitik immer eng mit ihren europäischen Partnern abstimmt. Im Falle der Aufnahme von irakischen Flüchtlingen ist dies allein schon aufgrund des Schengen-Raumes notwendig. Aber auch bei menschenrechtlichen Interventionen zum Schutz der Religionsfreiheit ist die Abstimmung im europäischen Rahmen, laut Kreft, sinnvoll: „Gemeinsame Demarchen aller europäischer Botschafter machen mehr Eindruck", betonte er. Auf Nachfrage von Prof. Ibrahim bezüglich des Einsatzes für die koptischen Christen sagte Kreft, „die deutsche Botschaft hat auch in Ägypten in den meisten Fällen interveniert, aber nicht immer mit Erfolg."

Auf Seiten der islamischen Länder spielt laut Kreft die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) eine wichtige Rolle für den Dialog. Zwar würde im Rahmen der OIC mit Blick auf die Lage der Muslime in Europa von Islamophobie gesprochen und Europa für die Verfolgung der Muslime in Europa und die mangelnde Religionsfreiheit der europäischen Muslime verurteilt, aber durch Maßnahmen, wie die jüngste Ernennung eines muslimischen Sonderbotschafters der USA für die OIC durch US-Präsident Obama werde auch die Gesprächsbasis zwischen dem Westen und der islamischen Welt verbessert.

Am Beispiel des Königreichs Saudi-Arabien schilderte Kreft die wohl selbst für die leidgeprüften Christen im Nahen Osten einzigartig schlimme Realität im Land: Der Islam ist dort Staatsreligion und verbietet bei Strafe sogar den privaten Besitz von Bibeln. Kirchen sind im Land nicht erlaubt, auch nicht die öffentliche Ausübung einer nichtislamischen Religion.

Gleichzeitig sind aber amerikanische Truppen im Lande stationiert, was zu der von Kreft geschilderten Situation führt, dass die christlichen Armeeangehörigen ihren Gottesdienst im Hubschrauber abhalten müssen, während sie über den Golf fliegen.

Von der massiven Einschränkung sind in Saudi-Arabien aber nicht nur die Christen betroffen. Auch die Schiiten werden stark diskriminiert. Vielleicht ist es daher auch für die Christen in Saudia-Arabien ein Zeichen der Hoffnung, dass zumindest der innerislamische Dialog in jüngster Zeit durch König Abdallah gefördert wird, wie Kreft ausführte.

Realistisch fasste Kreft zusammen: „Die Religionsfreiheit ist ein Thema für die deutsche Außenpolitik, aber ein Thema unter vielen Themen."

Das Mülheimer Nahostgespräch hat in den zehn Referaten deutlich gemacht, dass die Lage der Christen im Nahen Osten oft in unerträglicher Weise durch "die Aggression der Mehrheit gegen die Minderheit" geprägt ist, wie Prof. Ibrahim dies ausdrückte. Zugleich gibt es aber ein lebendiges Christentum in der Region. Dieses Christentum zu bewahren und zu stärken, liegt aber auch im wohlverstandenen Eigeninteresse der muslimischen Mehrheiten, da der fundamentalistischen Herausforderung, die das Leben und den Frieden aller bedroht, nur gemeinsam begegnet werden kann.

Die Teheraner Pastorin Birkenstock-Koll zitierte den persischen Dichter Sa'di, der schon im 13. Jahrhundert in seinem poetischen Meisterwerk Golestan/Rosengarten die Solidarität der Menschen über alle Grenzen hinweg beschworen hatte:

„Als Adams Nachfahr'n sind wir eines Stammes Glieder

Der Mensch schlägt in der Schöpfung als Juwel sich nieder.

Falls Macht des Schicksals ein Organ zum Leiden führt,

Sind alle Andern von dem Leid nicht unberührt.

Wenn niemals Du in Sorge um den andern brennst,

Verdienst du nicht, dass Du Dich einen Menschen nennst."

Der Einsatz für die Religionsfreiheit der Christen und der anderen unter Verfolgungsdruck stehenden religiösen Minderheiten im Nahen Osten und in Nordafrika ist aus der „brennenden Sorge“ um das Fortbestehen der christlichen Gemeinden und der religiösen Vielfalt im Nahen Osten und in Nordafrika abgeleitet.

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Dr. Oliver Ernst

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