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Stiller Protest

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Viele Menschen sind in der Innenstadt Düsseldorfs unterwegs. Ein Riesenrad und Bühnen sind aufgestellt. Es ist ein Stadtfest. Die Straßen sind voll. Inmitten dieser Hektik steht Maria, eine kleine, zierliche Frau. Gelassen steht sie an ihrem Stand. Zwischen der Menschenmenge in der Fußgängerzone blickt sie unter dem großen, blauen Schirm hervor, welcher über ihren kleinen Stand ragt. Sorgfältig und ruhig sortiert sie die Flyer und Ordner auf dem Tisch.

Ihre braunen Augen wandern über die Blätter und Hefter, die vor ihr liegen. Sie hat alles im Blick. Einen schwarzen Schal trägt sie um ihren Hals, eine schwarze Jack Wolfskin Regenjacke darüber. Maria spricht keine Personen an, sie ist nicht aufdringlich. Immer wieder treten Leute an ihren Stand und unterschreiben. Sie sagt kaum etwas, drängt niemandem etwas auf. Aber sie möchte eins: aufmerksam machen. Aufmerksam auf die Verbrechen in China.

Auf dem Plakat ihres Standes steht groß und fett geschrieben: „Falun Gong ist eine friedliche Meditationspraxis… die in China sehr grausam verfolgt wird.“ Seit 1999 werden Praktizierende dieser neuen Bewegung verfolgt, gequält und ermordet.

Falun Gong, auch Falun Dafa genannt, ist eine weltweit verbreitete Meditationspraxis. Es ist eine traditionelle chinesische Lehre für Körper und Geist. „Anfangs war Falun Gong sehr beliebt in China.“ Marias Augen glänzen, während sie von dieser spirituellen Bewegung erzählt.

Die grauhaarige, ältere Frau ist selbst Falun Gong-Praktizierende seit 2002. „Seitdem“, sagt sie, „habe ich eine wunderbare Gesundheit. Ich muss kaum noch zum Arzt gehen.“ Sie lacht.

Abrupt bricht ihr Lachen ab. Sie bekommt einen starren Blick. Schaut in die Ferne. Sie schweigt.

Dann wispert Maria: „Nach sieben Jahren der Veröffentlichung von Falun Gong wurde es verboten.“ Sie erklärt, dass die chinesische Regierung eine Gefahr in Falun Gong gesehen habe. Dass die Menschen eher der Spiritualität folgen würden, anstelle der kommunistischen Ideologie.

„Die kommunistische Regierung sah es als eine Bedrohung an.“ Ihre Hände sind gefaltet. Immer näher rückt sie heran. Die Falten auf der Stirn sind deutlich erkennbar.

Leise spricht Maria von brutalen Verhetzungskampagnen gegen Falun Gong-Praktizierende. „Die Frau, die hier steht“, sie zeigt auf eine dunkelhaarige Chinesin, die auch an Marias Stand Unterschriften sammelt, „war selbst in einem Konzentrationslager.“ In diesen Umerziehungslagern oder - wie Maria sie nennt – Konzentrationslagern, werden die Gefangenen missbraucht, vergewaltigt und gefoltert. Maria erzählt weiter: „Da gibt es noch einen Mann in Dortmund. Der musste 30 Foltermethoden über sich ergehen lassen.“ Für sie ist es ein Wunder, dass so viele Menschen diese Grausamkeiten überlebt haben.

Immer wieder sucht sie Unterlagen heraus, bei denen es sich um „Falun Dafa Newsletter“ handelt. Diese thematisieren das Leben der Praktizierenden in Gefangenschaft. Die hilfsbereite Frau möchte mit ihrem Stand die Menschen auf die Verbrechen in China aufmerksam machen. Auf die Folterungen, auf die Morde, auf den Organraub. Aus lebenden Körpern der Falun Gong-Praktizierenden werden Organe entnommen. Für das Herz bekommen die Täter etwa 102.000€ bis 126.000 Euro, für die Lunge sogar bis zu 133.000. Die Organe werden jungen, gesunden Gefangenen herausgeschnitten, um die beste Organqualität zu liefern und dadurch mehr Geld verdienen zu können.

Maria drückt ein Taschentuch in ihren Händen fest zusammen. „Wir sammeln Unterschriften für eine Petition, die wir zur UN schicken. Wir wollen, dass sich die Betroffenen nicht alleine fühlen.“

Von 11:30 Uhr bis 16:30 Uhr stehen Maria und ihre Kollegin in der Innenstadt von Düsseldorf. Und das seit Jahren. Den zu ihnen kommenden Menschen erklären sie, was sie vertreten und wie wichtig es ist, jetzt zu handeln. „ Manche Menschen denken, es würde nichts nützen zu unterschreiben. Aber die meisten wollen uns unterstützen.“

Noch immer ist es laut und hektisch in der Innenstadt Düsseldorfs. Die Menschen drängen sich durch die Fußgängerzone. Doch Maria steht in aller Seelenruhe an ihrem Stand, sortiert Flyer und Ordner. Und sammelt Unterschriften.

von Sabrina Zimmermann

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