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Globalisierung und soziale Gerechtigkeit

Erzbischof John Onaiyekan

Rede zum Thema "Bibel, Globalisierung und soziale Gerechtigkeit" vom 10.12.2002 von Erzbischof John Onaiyekan

Anläßlich des Kolloquiums der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema "Bibel, Globalisierung und soziale Gerechtigkeit" Sprach Erzbischof John Onaiyekan über die Globalisierung und die soziale Gerechtigkeit in Bezug auf die Bibel und das Christentum.

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EINLEITUNG

Ich möchte mich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung für die freundliche Einladung zur Teilnahme an diesem Symposium zum Thema "Bibel, Globalisierung und soziale Gerechtigkeit" bedanken. Besonders danken möchte ich der Stiftung dafür, daß sie mir meine Teilnahme ermöglicht hat – das allein ist bereits ein positiver Ansatz zur Globalisierung. Ich freue mich, an dieser Diskussion Teilnehmen zu können, weil ich darauf vertraue, daß die Konrad-Adenauer-Stiftung besten Willens ist, ihren Beitrag zur Schaffung einer besseren Welt für unser aller Zukunft zu leisten. Wir beten dafür, daß die Arbeit einer jeden solchen Gruppe von Erfolg gekrönt sein möge. Ich möchte mich dafür entschuldigen, daß ich keinen akademischen Vortrag halten kann und Sie um Nachsicht bitten, wenn ich Ihnen einfach frei heraus meine Überlegungen darlege.

Das mir zugewiesene Thema lautet "Globalisierung und soziale Gerechtigkeit – Afrikanische Probleme und Erfahrungen". Meine Überlegungen zu diesem Thema richten sich genau nach seiner Formulierung. Nach einem allgemeinen Abriß des als Globalisierung bezeichneten Phänomens werde ich mich kurz der Beziehung zwischen Globalisierung und sozialer Gerechtigkeit auf der Welt zuwenden. Danach möchte ich versuchen, Ihnen zu schildern, wie wir in Afrika diesen Prozeß erleben: Afrikanische Probleme und Erfahrungen. Abschließen möchte ich mit einigen Überlegungen zur Zukunft Afrikas und der Welt. Ich hoffe, daß mein südafrikanischer Kollege Erzbischof Ndungane vieles von dem, was ich zu sagen habe, bestätigen und ergänzen wird.

1. GLOBALISIERUNG

1.1.

Begriffsbestimmung: Globalisierung ist ein mittlerweile auf der ganzen Welt und auch in unseren Ländern alltäglicher Ausdruck. Für diesen Begriff gibt es viele Definitionen. Für unsere Zwecke möchte ich mich auf Fr. Henriot beziehen, der den Begriff wie folgt definiert: "Das Phänomen der wachsenden Integration der Nationalstaaten durch den wirtschaftlichen Austausch, politische Konfigurationen, den technologischen Fortschritt und kulturelle Einflüsse". (1)

1.2.

Manifestationen der Globalisierung: Besonders für uns in Afrika stellt sich die Globalisierung in praktischer Hinsicht so dar, daß wir von Tag zu Tag immer mehr dem Einfluß von Ereignissen und Vorgängen ausgesetzt sind, die auf globaler Ebene ablaufen. Besonders deutlich wird dies im Bereich der Kommunikation, denn wir empfangen ständig Programme von globalen Kommunikationszentren wie BBC, CNN u.a. Gelegentlich können wir hören und sehen, wie über Ereignisse in unserem Land auf der ganzen Welt berichtet wird. Leider handelt es sich dabei häufig um negative Ereignisse, und damit entsteht der Eindruck, daß in Afrika nie etwas Positives passiert! Auch die Computerrevolution ist eine Erscheinungsform der Globalisierung; sie erleichtert uns nicht nur unsere Arbeit, sie ermöglicht uns auch, über das Internet mit der ganzen Welt Verbindung aufzunehmen. Mit Hilfe von Handys können wir uns ohne Zeitverzögerung über Satellit auf der ganzen Welt Gehör verschaffen und selbst anderen zuhören. Die Auswirkungen auf das Alltagsleben des Einzelnen sind zwar nicht besonders deutlich sichtbar, aber nichtsdestoweniger ausgeprägt. Sogar die Wirtschaftspolitik unserer Regierungen wird davon beeinflußt. Es sind oft Entscheidungen, die weit weg in Tokio, London oder New York gefällt werden, die bestimmen, was und wieviel bei uns an Essen auf den Tisch kommt und wieviel für Gesundheitsfürsorge und Bildung zur Verfügung steht. Auf kultureller Ebene ist besonders die Jugend dem Einfluß von Modetrends und künstlerischen, vor allem musikalischen, Darbietungen ausgesetzt. Auch die religiöse Dimension der Globalisierung darf nicht vergessen werden, weil wir auf unserem Kontinent davon betroffen sind. In dergesamten Geschichte des katholischen Glaubens war die Globalisierung in Afrika wie anderswo eine Konstante (2), obwohl wir in jüngster Zeit diese Dimension viel stärker mit dem Islam und mit dem Sektierertum in Verbindung bringen. (3) Auch die HIV- bzw. AIDS-Tragödie stellt einen Aspekt der Wechselwirkungen dar, die in der heutigen Welt bestehen. Aus alledem sind neue Chancen entstanden, aber auch neue Herausforderungen, neue Konzepte und Sinngebungen, die wiederum nach neuen Ansätzen und neuen Lösungen verlangen.

1.3.

Ähnliche Vorgänge in der Geschichte: Der Begriff "Globalisierung" ist zwar neu, aber der Vorgang ist in gewisser Weise so alt wie die Menschheit. Unsere Geschichte ist geradezu gespickt mit Vorfällen, bei denen einzelne Nationen nach der Weltherrschaft trachteten und versuchten, ihre Macht auf die gesamte damals bekannte Welt auszuweiten. Wir hören vom Weltreich der Ägypter und der Römer genauso wie von den Kolonialreichen der Neuzeit, deren Nachwirkungen in der heutigen Weltgemeinschaft immer noch zu spüren sind. Bezeichnend für diese Ansprüche ist, daß immer eine Gruppe versucht, die Herrschaft über die gesamte Welt zu erlangen. Diese Herrschaftsansprüche haben ihre eigene Logik, die leider auch heute noch anzutreffen ist, obwohl die Landschaft der Menschheitsgeschichte von toten Weltreichen nur so wimmelt. In ihrer heutigen Form gehört zur Globalisierung offensichtlich als neuer Aspekt das Streben nach einer Weltgemeinschaft, die sich auf die Teilhabe aller gründet und durch sie erhalten wird. Die Vereinten Nationen und ihre verschiedenen Organisationen weisen bereits prophetisch in diese Richtung.

1.4.

Die Perspektive der Bibel: Obwohl ich glaube, daß der biblische Aspekt der Globalisierung bereits von einem anderen kompetenten Autor abgehandelt wurde, möchte ich mir erlauben, dazu einige Bemerkungen zu machen. Die Bibel ist ganz ohne Zweifel von Anfang bis Ende global orientiert. "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" (Mose I, 1.1). Daß die gesamte Menschheit eine Familie ist, die von einem Mann und einer Frau abstammt, ist der Grundgedanke der Bibel. Sie erklärt zu Anfang, wie sich innerhalb dieser einen Menschheitsfamilie Unterschiede und Gegensätze in Form von einzelnen Völkern und Sprachen herausbildeten. Dieser Vorgang wird teils als natürlicher Wachstums- und Entwicklungsprozeß dargestellt, teils als Strafe Gottes für die Hoffart der Menschen, wie in der Geschichte vom Turmbau zu Babel (Mose I). Auf jeden Fall geht aus dieser Geschichte klar die Vorstellung hervor, daß die Einheit der Menschheit von Gott kommt und ihr so große Chancen bietet, daß die Menschen fast so weit kommen, Gott ähnlich sein zu wollen.

Später folgte die Geschichte des Volkes Israel, die mit dem Patriarchen Abraham anfängt, dem Gott verkündete: "In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden" (Mose I, 12.3). Trotz dieses Versprechens lebte das Volk Israel meist unter der Herrschaft von Weltmächten wie Mesopotamien, Ägypten und die großen König- und Kaiserreiche des Nahen Ostens. Der israelitische Staat war als eine von vielen Nationen in der Regel ein schwaches Mitglied der damaligen Völkergemeinschaft. Nur einmal, unter der Herrschaft von David und Salomo, war das Volk kurzfristig ein wichtiger Akteur auf der internationalen politischen Bühne. Ansonsten erfuhr der israelische Staat im allgemeinen nur Unterwerfung, Versklavung und Exil. Trotz alledem wurde der Traum von einer unter dem Gott Israels vereinten Welt durch die Prophezeihung am Leben gehalten, daß Jerusalem einmal der Sammelpunkt aller Völker sein und die Ankunft eines Messias erleben werde, der über alle Völker richten werde.

Auch das Joch der Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen und Römer, unter dem Israel immer wieder leben mußte, konnte diese Vision nicht auslöschen.

Diese Botschaft von einem allumfassenden Reich Gottes auf Erden, das in der nächsten Welt zur Vollendung geführt werden sollte, wurde im Neuen Testament aufgenommen. Die Evangelien verkünden uns allen eine frohe Botschaft. Jesus ist auf dem Kalvarienberg für uns alle gestorben. Die Verwirrung und Zerstreuung der Menschheit am Turm zu Babel wurde durch das Pfingstereignis wieder aufgehoben, da "jeder die Apostel in seiner eigenen Zunge reden hörte" (Apostelgeschichte). Geschichtlich gesehen stellt die Ausbreitung des Christentums ein allmähliches Zusammenführen der gesamten Menschheit in einer Herde und unter einem Hirten dar. Darauf zielt auch das letzte Gebot Jesu an seine Apostel ab: "Gehet hin und predigt die frohe Botschaft allen Völkern." Die Bibel endet mit der Offenbarung des Johannes, in der das Bild einer Menschheit entworfen wird, die als Ganzes dem Reich Gottes angehört, ein Reich, in dem "Gott alles in allem" ist. Damit haben wir eine feste Grundlage für die von Anfang an durchgängig globale Sichtweise des Christentums. Auch die Soziallehre der Kirche, auf die ich später noch näher eingehen möchte, ist in dieser biblischen Sichtweise verwurzelt, nach der Gott die Menschheit als eine Familie geschaffen und die Gemeinschaft mit ihm uns allen zum Schicksal bestimmt hat. Die Globalisierung ist also ein von Grund auf christliches Phänomen.

2. WELTWEITE SOZIALE GERECHTIGKEIT

Die Aktualität der Globalisierung ist sicherlich auf die Auswirkungen zurückzuführen, die sie auf das Alltagsleben der Männer und Frauen von heute und besonders auf die soziale Gerechtigkeit und den Weltfrieden hat, zwei Bereiche, die miteinander verbunden sind. Jeder Papst hat uns beständig ermahnt, daß es ohne Gerechtigkeit auf der Welt keinen Frieden geben könne. Je enger sich die Menschheit durch Reisen oder Kommunikation zusammenschließt, desto unerträglicher wird der Gedanke daran, die jetzige Lage mit ihrer krassen Ungleichheit und sozialen Ungerechtigkeit weiter bestehen zu lassen. Glücklicherweise bietet der Prozeß der Globalisierung der Menschheit aber auch die Chance, in dieser Hinsicht radikale und revolutionäre Fortschritte zu machen.

2.1.

So weit, so schlecht: Bis es aber soweit ist, läßt das, was wir vor uns sehen, viel zu wünschen übrig. Man könnte fast sagen: "So weit, so schlecht". (4) Im Prozeß der Globalisierung sind bestimmte Urtriebe des Menschen, wie Egoismus und Habgier, mit Händen zu greifen. Wer die Kontrolle über die Ressourcen, das Wissen, die Technologie und die Macht über die globalen Strukturen innehat, tendiert dazu, eben diese Ressourcen eher für selbstsüchtige Ziele als für das Gemeinwohl der gesamten Menschheit einzusetzen. Dies führt zu einer sich stetig weitenden Kluft zwischen Reich und Arm, Stark und Schwach. Aber diese Kluft ist nicht das einzige Problem. Viel schwerwiegender noch ist die Tatsache, daß diese sich stetig weitende Kluft eine kleine Minderheit der Starken und Reichen von einer riesigen Mehrheit der Schwachen und Mittellosen trennt. Millionen von Menschen werden dadurch marginalisiert und ausgegrenzt. Wenn nun aber die Mehrheit von einer Minderheit marginalisiert und ausgegrenzt wird, besteht ganz offensichtlich eine strukturelle Fehlfunktion, die wiederum unweigerlich negative Konsequenzen hat. Dazu gehört auch das Phänomen der kulturellen Homogenisierung durch die Massenmedien und die Kommunikation. Im allgemeinen wird dabei die Kultur der ärmeren Völker beiseite geschoben und durch die dominanten kulturellen Trends der reichen Fertigungszentren ersetzt. (5) Das Problem besteht jedoch nicht so sehr darin, daß hier eine Kultur durch eine andere ersetzt wird, sondern darin, daß bei einer solchen Verdrängung die Wertbegriffe der Menschen in den meisten Fällen Schaden nehmen. Oft werden die schönsten Wertvorstellungen beiseite gefegt und durch unmenschliche Einstellungen ersetzt. Ein weiterer Aspekt im Zusammenhang zwischen Globalisierung und sozialer Gerechtigkeit ist die Umwelt, die eigentlich für alle jetzigen wie zukünftigen Bewohner der Erde bestimmt ist, aber von denen, die dazu in der Lage sind, in rücksichtsloser und unverantwortlicher Weise ausgebeutet wird. (6) Wenn auch die Opfer dieser Ausbeutung ihre Auswirkungen nicht immer unmittelbar zu spüren bekommen, ist die Realität, zu der z.B. auch die globale Erwärmung gehört, unverkennbar. Die rücksichtslose Nutzung aller natürlichen Ressourcen, die Zerstörung der Wälder und die Ausbeutung von Bodenschätzen in armen Ländern ohne Rücksicht auf die Umwelt und – schlimmer noch – auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevölkerung: all dies weist auf den Mangel an sozialer Gerechtigkeit in unserer globalisierten Welt hin.

2.2.

Ende offen: Und trotzdem ist, wie der Papst unmißverständlich erklärt hat, "die Globalisierung an sich weder gut noch schlecht". (7) Ihr Ausgang ist ungewiß und hängt davon ab, wie wir mit ihr umgehen. Andererseits ist die Globalisierung mittlerweile unabwendbar geworden, ein Prozeß, den wir nicht mehr aufhalten können, dessen Verlauf jedoch beeinflußbar bleibt. Wir haben die Chance, diesen Prozeß für die Menschheit zum Guten zu wenden. Die große Herausforderung für uns besteht darin, die angebotene Chance so zu nutzen, daß die Menschheit als ganzes von den globalen Strukturen und Ressourcen profitieren kann.

2.3.

Die katholische Soziallehre: Die Ansichten der katholischen Soziallehre zu diesen Fragen ist in letzter Zeit in verschiedenen Veröffentlichungen der Kirche und besonders in den großen Sozialenzykliken Rerum novarum bis Centesimus annus klar festgelegt. Auch die Interventionen der Päpste und des heiligen Stuhls in verschiedenen internationalen Foren gehen in diese Richtung. (8) Immer wieder wurden praktikable, sachdienliche Vorschläge zum Aufbau einer Gemeinschaft in der Welt unserer Tage unterbreitet, die die Wertvorstellungen der Menschen achtet und gleichzeitig den Ruhm Gottes mehrt. Beständig wird betont, wie wichtig es sei, die grundlegenden menschlichen Wertbegriffe zu erhalten. Die Technologie an sich ist eine weitgehend neutrale Kraft, aber sie hat dem Wohl der Menschheit zu dienen, wie es auch Gottes Wille ist. Dazu bedarf es der Kontrolle durch menschliche Werte. Nicht alles, was wir tun können, müssen wir auch tun. Entscheidend muß immer die Überlegung sein, was dem Wohl der Menschheit dient. Je mehr unsere Welt zusammenwächst, desto mehr liegt das Wohl aller im Interesse ihrer einzelnen Bestandteile. Dem Gemeinwohl zu dienen, ist eigentlich wohlverstandener Eigennutz, der aber erst dann umgesetzt werden kann, wenn die Menschheit sich auf allgemein anerkannte Grundwerte geeinigt hat, die den menschlichen Fortschritt steuern. In diesem Zusammenhang wird das bedeutsam, was Papst Johannes Paul II. als das "Primat der Ethik" bezeichnet hat, nämlich die Forderung nach einem allgemeinen Moralkodex. Professor Hans Küng, dem großen deutschen Philosophen und Theologen, liegt dieser Gedanke besonders am Herzen. Trotz der anscheinend unüberbrückbaren Gegensätze zwischen den einzelnen religiösen Körperschaften sowie zwischen den Religionen und den liberalen Freidenkern bleibt es doch eine Tatsache, daß es auf rein praktischer E bene nicht allzu schwierig ist, sich darauf zu einigen, was Recht und was Unrecht ist, vorausgesetzt, daß wir stets den Menschen voranstellen und ausschließlich in seinem Interesse urteilen. Unsere Erfahrung in einem Land wie Nigeria weist zweifelsfrei nach, daß es Meinungsverschiedenheiten über diese grundlegenden Dinge nur dann geben kann, wenn wir uns selbst gegenüber nicht ehrlich sind. Damit wird es unumgänglich, einen gemeinsamen Moralkodex für alle Kulturen und Religionen zur Steuerung der Globalisierung auf der ganzen Welt aufzustellen, und zwar in nicht allzu ferner Zukunft. Gott sei Dank ist dieses Projekt keineswegs zum Scheitern verurteilt.

3. AFRIKANISCHE PROBLEME UND ERFAHRUNGEN

Wir wollen uns jetzt etwas mehr auf den afrikanischen Kontinent konzentrieren. Ich möchte versuchen zu beschreiben, welche Auswirkungen der Prozeß der Globalisierung auf unseren Kontinent hat.

3.1.

Afrikas historische Erfahrungen mit der Globalisierung: Zunächst möchte ich anmerken, daß Afrika auf die eine oder andere Art schon seit Jahrhunderten zur Weltgemeinschaft gehört. Nach Fr. Henriot durchlief die Globalisierung in Afrika vier Stufen: Sklaverei, Kolonialismus, Neokolonialismus und Globalisierung. (10) Die erste Erfahrung Afrikas mit der übrigen Welt war die sogenannte Entdeckung des Kontinents durch europäische Forscher. Was als eine Beziehung voll gegenseitiger Achtung begonnen hatte, degenerierte bald zu reinem Menschenraub für den schändlichen Sklavenhandel über den Atlantik hinweg. Ich möchte hier aber anmerken, daß Afrika unter dem Sklavenhandel nicht nur in der Form zu leiden hatte, daß Europäer die Afrikaner über den Atlantik nach Amerika verschleppten: Schon lange vorher und auch noch lange nachher handelten muslimische Araber mit Sklaven, die sie über den Indischen Ozean und durch die Sahara auf die Arabische Halbinsel brachten. Beides war gleichermaßen katastrophal für die Seele und die Ressourcen unseres Kontinents. Unser erster Kontakt mit der Außenwelt stand somit unter dem Zeichen der Ausbeutung und der Menschenverachtung. Zur Ehrenrettung der westlichen Welt sei hier jedoch vermerkt, daß auch die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei ihre Anfänge in den christlichen Kreisen des Westens und besonders in England hatte, eine Bewegung, die sich in der Folge auf andere europäische Nationen ausbreitete. Von einer gegen die Sklaverei gerichteten Bewegung in den Zentren islamischer Macht und islamischen Reichtums weiß ich jedoch nichts.

Nach dem Sklavenhandel folgte die Ära des Kolonialismus. 1884, bei der Konferenz von Berlin, brüteten die damaligen europäischen Großmächte über der Landkarte von Afrika und teilten den Kontinent zur Ausbeutung untereinander auf. Bei dieser Konferenz war Afrika nicht vertreten. Zweifelsohne hat die Menschheit im Zeitalter des Kolonialismus in ihrer Entwicklung beträchtliche Fortschritte gemacht, aber es war auch eine Zeit der Ausbeutung für den afrikanischen Kontinent. Bei ihrem Zusammentreffen standen sich die Kulturen der Kolonialmächte und der afrikanischen Völker alles andere als gleich auf gleich gegenüber. Andererseits ist auch anzumerken, daß die Ära des Kolonialismus mit den Anfängen der ernsthaften christlichen Missionierung unseres Kontinents zusammenfiel. Das bedeutet, daß uns die Kolonialzeit ein widersprüchliches Erbe hinterlassen hat, mit positiven wie negativen Seiten. Weiterhin ist anzumerken, daß sich auch der Islam zu dieser Zeit ausbreitete. Ein gutes Beispiel dafür bietet Nigeria. Das britische Kolonialregime übernahm die muslimischen Herrscher im Norden als Sachwalter für ihre Unterjochung der gesamten nördlichen Region. Damit wurde es den muslimischen Herrschern möglich, viele Stämme im Norden zu unterwerfen, die ihnen über Generationen hinweg erfolgreich Widerstand geleistet hatten. Unter den Folgen dieser unheiligen Allianz hat unser Land heute noch zu leiden. (11)

In den 60er Jahren erlangte in Afrika ein Land nach dem anderen seine politische Unabhängigkeit, und damit galt das Zeitalter der Ausbeutung als beendet. In diesem Zusammenhang soll der verstorbene Kwameh Nkrumah aus Ghana einmal erklärt haben: "Strebt zuerst nach politischer Herrschaft; alles andere fällt euch dann zu." Leider kam es aber ganz anders. An Stelle des Kolonialismus kam der Neokolonialismus. Jedes Land hatte zwar seine eigene Flagge, blieb aber weiterhin von den früheren Kolonialherren abhängig. Darüber hinaus wurde Afrika zum Austragungsort für die ideologische Konfrontation zwischen Ost und West, zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Als Ergebnis wurde der Kontinent von Strohmännern beherrscht. Das erklärt auch, wie korrupte und diktatorische Regimes sich ihre Herrschaft sichern konnten, nämlich mit der Unterstützung fremder Mächte, die sie wie Marionetten für ihre eigenen Zwecke einsetzten.

Der sogenannte Zusammenbruch des eisernen Vorhangs und das spätere Ende des Kalten Krieges führte offensichtlich zu einer Intensivierung des Globalisierungsprozesses, mit dem wir uns hier beschäftigen. Damals wurde uns eine "neue Weltordnung" verkündet. Wir in Afrika haben höchstens eine "ungerechte neue Weltunordnung" zu sehen bekommen, und so neu ist sie auch nicht. Ironischerweise ist es den meisten Ländern in Afrika in den letzten dreißig oder vierzig Jahren noch nie so schlecht gegangen wie heute. In den letzten Jahren sind außerdem neue Konflikte und Bürgerkriege ausgebrochen, besonders deswegen, weil der trügerische Frieden nicht mehr wie früher durch das Gleichgewicht der Kräfte zwischen Ost und West aufrecht erhalten wurde. Das gilt für Sierra Leone und Liberia genauso wie für die bis vor kurzem noch stabile und friedliche Elfenbeinküste. Natürlich kann man die Zustände in Afrika nicht verallgemeinern, dazu sind die einzelnen Länder zu unterschiedlich, aber im Großen und Ganzen kann man sagen, daß Afrika durch den Prozeß der Globalisierung, wie er sich im Moment darstellt, an den Rand gedrückt worden ist. (12) Insgesamt gesehen ist Afrika auf wirtschaftlicher Ebene am Verhandlungstisch praktisch nicht vertreten. Wir müssen einfach alles akzeptieren, was dem Kontinent im Rahmen des wirtschaftlichen Austausches an Regeln und Bedingungen auferlegt wird. Und diese Bedingungen scheinen im Lauf der Jahre immer schlechter zu werden. So erhielt ein Kakaobauer in Afrika im Jahre 1960 mehr als fünfmal soviel für seine Ernte wie heute, und er hat dazu noch keinerlei Möglichkeiten, bessere Bedingungen auszuhandeln. Dieses wirtschaftliche Ungleichgewicht hat sein Pendant in der Politik. Selbst umsichtige und aufrechte Herrscher können sich nur schwer gegen die nationalen Interessen anderer Nationen behaupten. Schlimmer noch, in den schwächeren Ländern haben die Mächtigen in der Wirtschaft oft auch die politischen Zügel in der Hand. Wenn wir dazu noch bedenken, wie korrupt und habgierig viele afrikanische Führer sind, ist es nicht verwunderlich, daß das Los der mittellosen Massen auf unserem Kontinent immer schlechter wird.

Auf kultureller Ebene konsumiert unser Kontinent auch heute noch kulturelle Massenprodukte der verschiedensten Art, Musik, Tänze, Mode – alles, was in den Massenmedien als die neueste Mode verhökert wird. Auch in diesem Zusammenhang ist die religiöse Dimension erwähnenswert. Die Afrikaner sind im Großen und Ganzen sehr gläubige Menschen, die sich den beiden Weltreligionen Islam und Christentum geöffnet haben. Andererseits ist der Kontinent heute aber auch ein Jagdrevier für wildgewordene Wölfe im religiösen Schafspelz, wie die anrüchigen Aktivitäten fanatischer Islamisten und christlicher Sektierer zeigen. In der Tat sind die religiösen Unruhen in Afrika und ganz sicher in meinem eigenen Land Nigeria zum großen Teil auf Zusammenstöße zwischen Fanatikern beider Seiten zurückzuführen.

Ernsthafte Sorgen bereitet die weitverbreitete Ausbeutung der Ressourcen des afrikanischen Kontinents ohne Rücksicht auf die Umwelt. So werden z.B. beim Abbau von Bodenschätzen in Afrika immer noch Verfahren angewendet, die man in den Ländern, aus denen sie ursprünglich stammen, schon längst aufgegeben hat. Der Bischof von Obuasi in Ghana kann viel davon erzählen, welche katastrophalen Auswirkungen der Goldabbau in den Aschanti-Bergwerken auf sein Volk hat. In Nigeria gehen die Ölfirmen so vor, wie sie es in der Nordsee oder auf den Ölfeldern von Texas nie wagen würden. (13) In den afrikanischen Regenwäldern werden unsere majestätischen, prächtigen Bäume mit alarmierender Geschwindigkeit von Holzfirmen gefällt, wobei große Waldgebiete als Grassteppen zurückbleiben. Dadurch wiederum wird nicht nur das Klima nachteilig beeinflußt, sondern auch die Erosion und die Bodenqualität. Auch dürfen wir nicht vergessen, welche Auswirkungen bestimmte Vorgänge auf Afrika haben, die anderswo in der Welt ablaufen, aber dennoch die globale Umwelt beeinflussen. Hierzu gehört insbesondere die globale Erwärmung, die das afrikanische Klima, den Wellengang auf den Meeren und das Leben auf dem Kontinent insgesamt in verschiedener Hinsicht beeinflußt. (14) Auf all diese Faktoren haben wir keinen Einfluß.

Das soll nicht heißen, daß unser Kontinent aus dem Prozeß der Globalisierung überhaupt keinen Gewinn ziehen konnte. Dort, wo sich die Regierungen wirklich engagieren, ist sogar auf wirtschaftlicher Eben etwas zu unserem Kontinent durchgesickert. So ist z.B. die NEPAD-Initiative zur Entwicklung Afrikas im Moment in aller Munde. Ihr endgültiges Ergebnis steht noch aus. Es hängt nicht nur von dem guten Willen der reichen Nationen ab, sondern auch vom Zielbewußtsein der afrikanischen Herrscher selbst. Die Technologie gewinnt allmählich Einfluß auf das Leben unserer Völker, obwohl die Kluft zwischen uns und denen, die über das nötige Wissen verfügen, immer breiter wird. Die Fortschritte in der Kommunikationstechnik haben weiten Teilen Afrikas ein Tor zu Welt geöffnet. So ermöglicht z.B. das Handy selbst den Bewohnern der entlegensten Völker Zugang zum Rest der Welt. In dem Maße, in dem bei der Energiegewinnung Fortschritte in Bereichen wie Biogas und Solarenergie gemacht werden, wird es immer leichter, auch in ländlichen Gebieten mechanische Vorrichtungen zu erschwinglichen Kosten zu betreiben. Der Fortschritt, den uns die Naturwissenschaften in Bereichen wie Gesundheitsfürsorge und Nahrungsmittelproduktion bieten, sollte das Leben für uns Afrika eigentlich einfacher machen. Das wird aber solange nicht geschehen, wie es unfähige Regierungen gibt und diejenigen, die über diese Ressourcen gebieten, sich nicht für das interessieren, was in Afrika geschieht. Schließlich dürfen wir auch die positiven Aspekte der Tatsache nicht unterschätzen, daß Afrika heute über eine Stimme nicht nur in den Vereinten Nationen, sondern auch in vielen anderen internationalen Organisationen verfügt. Viele Schlüsselpositionen in verschiedenen Weltorganisationen sind von Afrikanern besetzt, angefangen bei den Vereinten Nationen, deren jetziger Generalsekretär aus Ghana stammt. Nigerianer sind sowohl in Spitzenpositionen wie auch als Facharbeiter von Schweden bis Israel, von Europa bis in die Vereinigten Staaten von Amerika, von Südafrika bis Papua Neuguinea zu finden. Auch das ist Globalisierung.

4. HOFFNUNG FÜR AFRIKAS ZUKUNFT

Wir müssen auch weiterhin auf eine bessere Zukunft hoffen. (15) Diese Hoffnung ist deswegen nicht unbegründet, weil die Chance besteht, den Prozeß der Globalisierung in eine Richtung zu lenken, die allen Bürgern dieser Erde und den Bewohnern Afrikas im Besonderen ein besseres Leben ermöglicht. Dafür gibt es aber meiner Ansicht nach einige Vorbedingungen, die erfüllt werden müssen.

4.1.

Das Hemd sitzt näher als der Rock: Lassen Sie uns zuerst über Afrika sprechen. Das Hemd sitzt näher als der Rock. Größere Anstrengungen müssen unternommen werden, um eine anständige Regierung für unsere Völker zu sichern. Die Herausforderungen, die "good government" in Afrika mit sich bringt, sind gewaltig. (16) Ganz ohne Zweifel mischen bei der Führung der afrikanischen Geschäfte zahlreiche ausländische Interessen mit. Daran können wir nicht viel ändern. Unser Kontinent ist so riesig und seine natürlichen Ressourcen sind so gewaltig, daß das Interesse anderer Nationen an den Vorgängen auf unserem Kontinent nicht überraschen kann. Wichtig ist, daß diejenigen, die bei uns eine Führungsrolle beanspruchen, sich auch Gedanken darüber machen, was für unsere Länder und Völker gut ist. Es darf kein Zweifel daran bestehen, daß ihre Politik im nationalen Interesse der afrikanischen Länder liegt. Leider bestehen diesen Test nur wenige afrikanische Herrscher. Einige sind unfähig, die komplexen Probleme zu begreifen, die das weltweite Beziehungsgeflecht bestimmen, und können deswegen auch keine wohlüberlegten Entscheidungen für ihre Länder treffen. Auch sind sie nicht fähig, sich mit klugen Beratern zu umgeben. Der Weg, auf den sie ihr Volk führen, endet meist tragisch. Andere Herrscher wiederum sind eher selbstsüchtig als unklug. Sie betrachte ihre Nation fast als eine Art Privateigentum, das ihnen zur Verwertung im eigenen Interesse sowie im Interesse ihrer Familien und Kumpane zusteht. Aus diesem Grund bleiben manche dieser Herrscher auch dann noch an der Macht, wenn das totale Versagen ihrer Politik schon längst offensichtlich geworden ist. Es gibt Herrscher, die ihre ganze Nation für sich sterben lassen wollen, anstatt heldenhaft selbst für die Nation zu sterben. In diesen Bereich gehört auch die unerhörte Korruptheit, mit der die Herrscher die Ressourcen einer Nation ausplündern, und zwar meist in Zusammenarbeit mit ausländischen Interessen. Anscheinend gibt es eine internationale Mafia, die die vielen Schlupflöcher des weltweiten Finanzsystems dazu nutzt, soviel Geld wie möglich so schnell wie möglich zu stehlen. (17) Unter solchen Umständen kann es nicht überraschen, daß die Politik, die doch das Leben der Menschen beherrscht, weder auf das Wohl der Menschen noch auf den Schutz der Umwelt Rücksicht nimmt. Kein Zweifel: Die Verantwortung liegt zum größten Teil bei uns und unseren Herrschern.

4.2.

Die internationale Gemeinschaft: Bei alledem gilt, daß kein Land eine Insel ist, eben weil der Strom der Globalisierung eine so große Kraft entwickelt. Insbesondere die armen und schwachen Länder sind den globalen Kräften schutzlos ausgeliefert. Deswegen ist es so dringend, daß sich die übrige Welt vorurteilsfrei und mit einer geänderten Einstellung mit Afrika befaßt. Wir brauchen mehr Respekt vor der Menschenwürde. Alle Menschen sind vor Gott gleich, und jeder verdient zumindest ein Minimum an Entwicklung und Existenzsicherung. Aus diesem Grund sollte es für die internationale Gemeinschaft Anlaß zu tiefer Sorge sein, daß wie auch in vielen anderen Ländern der Dritten Welt die meisten in Afrika lebenden Männer, Frauen und Kinder unterhalb der Armutsgrenze existieren, keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben und sich, wenn sie krank sind – was sehr häufig der Fall ist – nicht selbst versorgen können. Wenn die Achtung der Menschenwürde einmal zu einem wichtigen Kriterium für die Beschlußfassung der internationalen Gemeinschaft werden sollte, wird sich dadurch an der Gestaltung und Praxis der internationalen Beziehungen vieles ändern.

Verbunden damit ist der Begriff des Teilens – das, was der Papst als "globale Solidarität" bezeichnet hat. (18) Die Güter dieser Welt sind äußerst ungleich und ungerecht verteilt, oft auch deswegen, weil auch das technologische Wissen, das unserer modernen Welt den Wohlstand bringt, ebenfalls äußerst ungleichmäßig verteilt ist. Wir sollten nicht nur unsere Ressourcen mit den Armen teilen, wir sollten auch alles tun, damit sie selbst produktiv werden können. In diesem Fall läuft der Vorgang des Teilens in beiden Richtungen ab und bereichert den Geber wie den Nehmer.

Schließlich ist da noch das Problem der Partizipation. Im Moment ist die Ausgrenzung der Marginalisierten noch für die Globalisierung charakteristisch. Es ist nun aber an der Zeit, alle an den Debatten und Entscheidungen zu beteiligen, von denen die zukünftige Entwicklungsrichtung der Welt bestimmt wird. Deswegen sollte Afrika in den internationalen Foren auch nicht nur marginal oder symbolisch vertreten sein. Und es sollte nicht die Aufgabe unserer Vertreter sein, mächtige Staaten in ihrer Haltung zu unterstützen, die ohnehin dazu tendieren, arme Länder ihrer diplomatischen Einflußsphähre einzuverleiben, um so mehr Stimmen für ihre eigenen Absichten zu gewinnen. Dazu müßten aber die Regelwerke der internationalen Organisationen gründlich überarbeitet werden, bei den Vereinten Nationen angefangen. (19)

4.3.

Die religiöse Dimension: Nun müssen wir endlich über Religion sprechen. Wie ich nachweisen konnte, spielen der Glaube und die Religion eine große Rolle bei der Sicherung größerer sozialer Gerechtigkeit nach den Grundsätzen der Moral und Ethik. Dieser Beitrag kann jedoch nur dann geleistet werden oder wirksam sein, wenn sich die Religionen nicht mehr gegenseitig bekämpfen. In Afrika nehmen die Menschen ihre Religion sehr ernst. Leider werden diese tiefempfundenen religiösen Gefühle immer wieder von Anderen mißbraucht. Dieser Mißbrauch geht hauptsächlich von zwei Seiten aus. Zum einen gibt es überall Fanatiker, die im Glauben anderer nichts Gutes erkennen können. Zum anderen gibt es Politiker, die sich der Gefühle der Bevölkerung bedienen, um sich selbst und ihren politischen Ehrgeiz voranzubringen. Mein eigenes Land bietet dafür ein gutes Beispiel. Das bedeutet, daß diejenigen, die sich als Führer ihrer religiösen Gemeinschaften betrachten, ihr Möglichstes tun sollten, um die Fanatiker in den eigenen Reihen in ihre Schranken zu verweisen und sich nicht von denen mißbrauchen lassen sollten, die anderweitige politische Ziele verfolgen. (20) Sollte das geschehen, kann aus Afrika durchaus ein Kontinent werden, der der übrigen Welt den Weg in die Zukunft einer Weiterentwicklung der Menschheit auf der Grundlage der Ethik und eines gerechten, auf gemeinsamen religiösen Wertvorstellungen basierenden Friedens weist.

SCHLUSS

Die Globalisierung ist ohne Zweifel ein Zeichen der Zeit. Als Christen sollten wir darauf vertrauen, daß dieser Prozeß nicht ohne Gottes Wissen abläuft. Wir glauben, daß er sich für die Menschen unserer Zeit als Gnade erweisen wird. Dieser Prozeß ist unabwendbar; wir können ihn kritisieren und attackieren, aber nicht aufhalten. Also müssen wir mit ihm leben. Wie wir aber mit ihm leben, hängt sehr weitgehend davon ab, wie wir uns im Hinblick auf Freiheit und Solidarität entscheiden. Deswegen ist es wichtig, daß die ganze Welt gemeinsam nach Mitteln und Wegen sucht, um sicherzustellen, daß unsere Ressourcen, unsere Fähigkeiten und unser Wissen ab sofort zum Nutzen der gesamten Menschheit eingesetzt werden. Die Alternative wäre, auch weiterhin zur Befriedigung der Habgier und des Egoismus von Einzelnen oder ganzen Gruppen Güter anzuhäufen und damit das bestehende soziale Ungleichgewicht immer weiter zu verschärfen, was notwendigerweise wiederum zu sozialen Unruhen und Konflikten führen würde. Die Menschheit hat heute Massenvernichtungsmittel zu ihrer Verfügung, mit denen die ganze Welt hundertfach zerstört werden kann. Das ist schlecht. Gut ist, daß wir zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit über die nötigen Mittel und das nötige Wissen verfügen, um alle Hungrigen zu speisen, alle Krankheiten aus der Welt zu verbannen und sogar eine wahrhaft einzige menschliche Familie zu schaffen. Die Wahl liegt also bei uns. Haben wir die nötige Klugheit, die der Papst immer wieder beschwört? Meiner Meinung nach stellen Diskussionen wie die heutige einen Schritt in Richtung auf eine Lösung dieses Problems dar.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Zur Veranstaltung "Bibel, Christentum und Kultur"

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