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FW de Klerk Foundation / Matthew Willman

Nachruf

FW de Klerk: Staatsmann, Friedensnobelpreisträger, Visionär

Henning Suhr

Nachruf zum Tode von FW de Klerk (südafrikanischer Staatspräsident 1989-1994, Vizepräsident 1994-1996)

Die Konrad-Adenauer-Stiftung trauert um Frederik Willem de Klerk, der am 11. November 2021 in seiner Wohnung in Kapstadt/Südafrika im Kreise seiner engsten Familienangehörigen verstarb.

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An seinem 85. Geburtstag, dem 18. März 2021, machte er sein Krebsleiden öffentlich, dem er nun erlag. Bis zuletzt engagierte er sich mit der von ihm gegründeten FW de Klerk Foundation für Rechtsstaatlichkeit in einem demokratischen Südafrika, an deren Gründung er maßgeblich beteiligt war.

FW de Klerk wurde im Jahr 1936 als Sohn erzkonservativer Eltern in Johannesburg geboren. Schon früh wurde de Klerk politisiert, da sein Vater Minister im Kabinett von dessen Schwager war, dem Präsidenten Johannes Strijdom, sowie im Kabinett von Präsident Hendrik Verwoerd, die als Architekten der Apartheid galten. Neben den extremen politischen Ansichten, die in seinem Elternhaus vertreten wurden, wurde FW de Klerk zudem als Mitglied der Reformierten Kirche in Südafrika eine streng religiöse Sozialisation zuteil. Seine Familie gehörte einem konservativen Flügel der Kirche an, auch Doppers genannt, die den calvinistischen Glauben besonders streng auslegte.

Nach seinem juristischen Studium an der Universität Potchefstroom, neben Stellenbosch ein ideologisches Zentrum des Nationalismus der afrikaanssprachigen weißen Südafrikaner, arbeitete De Klerk als Anwalt in der Industriestadt Vereeniging vor den Toren Johannesburgs. 1972 nahm seine politische Karriere ihren Lauf als er erstmalig als Abgeordneter der regierenden National Party (NP) in das Parlament gewählt wurde. Rund sechs Jahre später wurde er bereits in das Kabinett berufen. Von 1978 bis 1989 bekleidete er verschiedene Ministerämter, unter anderem das des Ministers für Innere Angelegenheiten. Über viele Jahre war er somit Angehöriger des repressiven Apartheidregimes, das zwar mit internationalen Sanktionen belegt wurde, jedoch als Bollwerk gegen den Kommunismus in Afrika während des Kalten Krieges vom Westen lange geduldet wurde.

Am 2. Februar 1989 löste de Klerk den Staatspräsidenten PW Botha als Vorsitzender der National Party ab. Erst zu diesem Zeitpunkt erfuhr er von den geheimen Verhandlungen der Regierung mit dem inhaftierten Nelson Mandela. Er war überrascht, aber keineswegs verwundert. De Klerk war zu diesem Zeitpunkt nicht als Reformer innerhalb des Kabinetts bekannt, gleichwohl wusste er seit Jahren, dass es eine Frage der Zeit war, bis das Apartheidregime nicht mehr überlebensfähig sein würde.

Am 15. August 1989 wurde er eher zufällig Nachfolger des zurückgetretenen Staatspräsidenten PW Botha, als dieser einen Schlaganfall erlitt. Zu Beginn seiner Amtszeit versuchte Botha noch kleine Reformen anzustoßen, endete aber als störrischer Hardliner, der mit Notfallgesetzen regierte, um rechten Tendenzen innerhalb und außerhalb der Regierung entgegenzuwirken. Im Gegensatz zu Botha witterte de Klerk die Möglichkeit tiefgreifender Reformen, erst recht als durch den Fall der Berliner Mauer das Ende der bipolaren Weltordnung eingeläutet wurde. Am 2. Februar 1990 – weniger als sechs Monate nach Amtsantritt – verkündete de Klerk das Ende der Apartheid. Diese Entscheidung traf er nicht ohne ein großes persönliches Risiko einzugehen, denn De Klerk musste Putschversuche oder Anschläge reaktionärer Gruppen aus der weißen Bevölkerungsminderheit fürchten. Darüber hinaus konnte er zu dem Zeitpunkt keineswegs abschätzen, ob seitens der schwarzen Bevölkerungsmehrheit die Rachegelüste für erlittenes Leid nicht größer sein würden als der Wunsch nach friedlichem Zusammenleben mit den weißen Unterdrückern.

Das Land drohte in Flammen aufzugehen, doch ist es de Klerks Führungsstärke sowie seiner Standfestigkeit geschuldet, die weiße, damals radikalisierte Bevölkerung von seinem Reformweg zu überzeugen, in der Gewissheit, nicht nur politisch, sondern auch moralisch das Richtige zu tun. Obwohl der African National Congress (ANC) dem bewaffneten Widerstandskampf nicht abschwor, machte er sich in Rekordgeschwindigkeit daran, die bestehenden Apartheidgesetze abzuschaffen, das Verbot des ANC sowie einer Vielzahl anderer politischer Organisationen aufzuheben und alle politischen Häftlinge auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island freizulassen. Er vertraute dem von ihm freigelassenen Nelson Mandela, Südafrika auf den Pfad der Versöhnung und Demokratie zu bringen. Gewissheit hatte er diesbezüglich nie gehabt.

Es war allein de Klerk, der den ersten Schritt in eine ungewisse Zukunft wagte, um eine friedliche Transition Südafrikas zu ermöglichen. Daher erhielt de Klerk zu Recht den Friedensnobelpreis zusammen mit Nelson Mandela. Denn ohne de Klerks Mut, wäre der politische Erfolg des südafrikanischen Giganten Mandela nie möglich gewesen. Nachdem die Transitionsgespräche zwischen Regierung, dem ANC und einer Reihe weiterer Parteien und zivilgesellschaftlicher Organisationen im Rahmen des Convention for a Democratic South Africa (CODESA) scheiterten, war es erneut der Geistesgröße beider Politiker zu verdanken, den Verhandlungsprozess erfolgreich zum Abschluss bringen, an dessen Ende die weltweit viel beachtete, demokratische Verfassung Südafrikas stand. Nelson Mandela setzte sich mit seiner Forderung „One Man – One Vote“ durch, ohne dass ethnische Minderheitenrechte im Wahlsystem berücksichtigt wurden. Dies war stets eine unerfüllte Forderung de Klerks in Sorge um die Zukunft der Buren, denen er sich verpflichtet sah. Aufgrund der demographischen Verhältnisse war somit das Ende der politischen Macht in den Händen der Weißen besiegelt. Immerhin – und nicht unwichtig – erreichte FW de Klerk, dass es keine radikale Umverteilung des Besitzes gab, wie es später zum Beispiel in Simbabwe der Fall war. Die ökonomische Stabilität und der Wohlstand des Landes, der sich überwiegend in den Händen der Weißen befand, blieben daher erhalten.

Nach den ersten freien Wahlen wurde De Klerk Vizepräsident in der Nationalen Einheitsregierung. Die neuen politischen Machtverhältnisse anerkennend, verließ er diese aus Protest im Jahre 1996. Es war offensichtlich, dass der ANC im demokratischen Südafrika nicht mehr auf die Unterstützung der NP angewiesen war. Ein Jahr später gab er den Parteivorsitz ab und beendete seine politische Laufbahn. Fortan widmete er sich mit seiner Stiftung dem Aufbau demokratischer Strukturen im Land.

Bis zu seinem Tode war FW De Klerk keineswegs unumstritten. Als Kabinettsmitglied muss er zumindest Mitwisser einiger Gräueltaten des Apartheidregimes gewesen sein, ohne interveniert zu haben. Auch wenn er das geschehene Unrecht zugab, widersprach er dem Vorwurf, persönliche Verantwortung hierfür zu tragen. Dies schadete seinem Image als Friedensbringer enorm, besonders in der schwarzen Bevölkerung. Auch unter nicht wenigen weißen Südafrikanern gibt es weiterhin Vorbehalte gegenüber de Klerk. Man wirft ihm vor, das Land voreilig und ohne Plan an den ANC übergeben zu haben, der in den vergangenen 27 Jahren das Land nicht vorangebracht, sondern ausgenommen und abgewirtschaftet habe. Auch die Dauerregierungspartei ANC ignoriert gerne FW de Klerks Beitrag zur Demokratie in Südafrika. Sein Name steht für die freiwillige Machtabgabe der weißen Minderheit und die Aushandlung einer friedlichen Transition. Diese zutreffende Version widerspricht dem Selbstverständnis des ANC, nach dem die Freiheit einzig durch Widerstand der Befreiungsbewegung erkämpft und nicht durch de Klerk ermöglicht wurde.

Ähnlich wie im Fall Michail Gorbatschows, findet die historische Leistung de Klerks, nämlich ein autoritäres Regime auf friedlichem Wege abzuwickeln, im Ausland mehr Anerkennung als im Inland. Gestartet als überzeugter Anhänger eines rassistischen Apartheidregimes, war es de Klerk, der zwar spät, aber im entscheidenden Moment Einsicht zeigte und die Gelegenheit ergriff, Südafrika mit Mut und festem Willen auf den Weg der Demokratie zu bringen. Er ermöglichte nicht nur der nicht-weißen Bevölkerung in Frieden und Freiheit zu leben, sondern befreite auch die weißen Südafrikaner von der rassistischen Indoktrinierung des Regimes.

Der Tod von FW de Klerk bedeutet den Verlust eines großen südafrikanischen Staatsmannes, der nicht überall geliebt wurde, dessen Vermächtnis jedoch nicht weniger als die pluralistische Demokratie in Südafrika ist. Diese für die Welt vorbildliche wie unschätzbar bedeutsame Leistung bleibt unvergessen. Möge er in Frieden ruhen.

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Munkatársaink

Gregor Jaecke

Gregor Jaecke

Leiter des Auslandsbüros Südafrika

gregor.jaecke@kas.de +27 (11) 214 2900
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David Mbae

david.mbae@kas.de

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