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Länderberichte

Schritte zur Stärkung der Beziehungen zwischen jüdischen und arabischen Studenten

von Palina Kedem
Auch in den Sommerferien stellt das Konrad-Adenauer-Programm an der Universität Tel Aviv seine Aktivitäten für die Fortsetzung der jüdisch-arabischen Zusammenarbeit nicht ein. Eine Gruppe von jüdischen und arabischen Studenten aus den Abteilungen der Politik- und Sozialwissenschaften traf sich während der Ferien zu zwei Workshops, um ihre akademischen und gesellschaftlichen Leistungen an ihrer Universität zu präsentieren und über mögliche Schritte zur Stärkung der Beziehungen zwischen jüdischen und arabischen Studenten zu diskutieren.

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Die Universität Tel Aviv – eine der größten und wichtigsten Universitäten Israels – wird zwar als jüdische Universität angesehen, sieht sich aber verpflichtet „eine Gleichberechtigungskultur an der Universität zu führen und eine Lehr-, Studien- und Forschungsumgebung, frei von Vorurteilen und Diskriminierung, zu schaffen” (aus dem Kodex der Universität).

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Teilnehmer des Workshops

Ca. 6–7% der Studenten an der Universität Tel Aviv sind israelische Araber. Viele von ihnen glauben, dass ihre Studienbedingungen an der Universität wesentlich verbessert werden sollten. Sie fordern, dass die arabische Sprache, die eigentlich als offizielle Sprache in Israel gilt, auch eine offizielle Sprache an der Universität werden sollte. Das bedeutet zum Beispiel, dass die arabischen Studenten die Möglichkeit bekommen ihre Prüfungen und Seminararbeiten in ihrer Muttersprache zu schreiben. Die Teilnehmer des Workshops, die sich dafür aussprachen, erklärten, dass viele arabische Studenten, die in ihren Wohnorten auf arabisch-sprachige Schulen gingen, mit sehr niedrigen Kenntnissen der hebräischen Sprache an der Universität anfingen, was sie gleich – ohne Rücksicht auf ihre Fähigkeiten – im Vergleich zu den jüdischen Studenten in eine schwache Position bringe und ihrem Selbstbewusstsein schade.

Andere Teilnehmer stimmten dieser Meinung nicht zu und meinten, dass Araber, die sich an israelischen Universitäten bewerben, sich die hebräische Sprache bewusst aneignen sollten. Letztendlich sollte das Studium an der Universität ein „Sprungbrett” zum israelischen Arbeitsmarkt werden.

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Besonders interessante Befunde zu dieser Thematik zeigte der Workshopsteilnehmer Marwan Abu Ghazala auf, der seine Doktorarbeit über die „Sprachrechte” an der Universität Tel Aviv schreibt. Er untersuchte arabische Studenten im Laufe ihres B.A.-Studiums an der Universität und fand heraus, dass auch diejenigen, die am Anfang mit einer negativen Haltung zur hebräischen Sprache ihr Studium begannen, am Ende des Studiengangs fließend Hebräisch sprachen und behaupteten, dass sie die hebräische Sprache nicht nur für Studiumszwecke benutzten. Darüber hinaus entdeckte Abu Ghazala, dass bei diesen Studenten hebräische Begriffe und Ausdrücke in ihr Arabisch eindrangen.

Die Diskussion über die Sprache an den israelischen Universitäten ist deshalb wichtig, weil sie tiefere Fragen betreffend des Status der arabischen Minderheit in Israel reflektiert: Die kulturelle Dominanz, nationale Ambitionen sowie die problematische Position der israelischen Araber im Kontext des israelisch-palästinensischen Konfliktes, vor allem aber die Frage, wo ihre Loyalität liegen solle.

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In diesem Zusammenhang fokussierte sich die Diskussion bei dem Workshop unter anderem auf aktuellen Themen, wie zum Beispiel der Einführung eines Nationaldienstes für arabische Jugendliche in Israel statt des Militärdienstes der jüdischen Jugendlichen und wie dies unter den Arabern Israels diskutiert wird.

Die Diskussionen bei den Studentenworkshops und die Vielfalt der Meinungen seiner Teilnehmer kann mit Recht als „Mikrokosmos” der offiziellen Debatten über den Status der arabischen Minderheit in Israel betrachtet werden. Die Meinungen sind unterschiedlich, nicht nur zwischen der jüdischen und arabischen Gesellschaft, sondern durchaus auch innerhalb dieser. Die Bedeutung solcher Treffen ist deshalb um so größer, denn so bekommen die Teilnehmer schon in einer früheren Phase ihres Lebens die Gelegenheit, sich zu treffen und brennende Themen in gegenseitigem Respekt zu besprechen.

Palina Kedem

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