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Islam und Politik in Westafrika

нь Anke Christine Lerch
Der Islam in Westafrika hat sich unter dem Einfluss afrikanischer Traditionen etwas anders entwickelt als in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. Er ist von Toleranz, Gewaltlosigkeit und problemlosen Umgang der Religionen miteinander geprägt. Generell lässt sich beobachten, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine Vermischung von Religion und Politik ablehnt

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Religionen in Westafrika

Die Bevölkerung mehrerer Staaten Westafrikas ist in ihrer Mehrheit muslimischen Glaubens. In Senegal, Mali und Gambia beträgt der Anteil der Muslime über 90% in Guinea Conakry sind es rund 85%. Grob gesagt, lässt sich beobachten, ass je weiter man nach Süden kommt, der Anteil der Muslime an der Bevölkerung abnimmt.

In Guinea Bissau, Burkina Faso und Sierra Leone ist die Bevölkerung zu 50 bis 60% muslimisch, während die Länder an der Südküste Westafrikas einen Muslimanteil zwischen 12 und 20% haben. Dort, wo der Muslimanteil geringer ist, ist der Anteil derjenigen, die sich zu traditionellen afrikanischen Glaubensrichtungen bekennen, entsprechend höher. Christen stellen in keinem Land Westafrikas die Mehrheit.

Diese Verteilung ist unter anderem Folge der verschiedenen Missionierungsbewegungen. Die islamische Missionierung erfolgte von Norden, von den nordafrikanischen arabischen Ländern her, während die christliche Missionierung mit der Kolonialisierung "auf dem Seeweg" über die Küsten erfolgte. Dementsprechend fanden sich christliche Gemeinden ursprünglich überwiegend in Küstennähe. Im Laufe der Jahrhunderte hat hier jedoch auch eine Vermischung stattgefunden.

Die islamische und die christliche Missionierung waren insofern erfolgreich, als heute zumindest in der offiziellen Darstellung traditionelle afrikanische Glaubensvorstellungen in den nördlicheren Ländern Westafrikas nur eine marginale Rolle spielen. Lediglich in Togo, Benin, Burkina Faso, Liberia und Guinea Bissau stellen Anhänger traditioneller Religionen die größte Gruppe.

Einfluss traditioneller afrikanischer Religionen Dabei ist nicht zu übersehen, dass sich sowohl im Islam als auch im Christentum Elemente traditioneller afrikanischer Glaubensvorstellungen erhalten haben. Ein gerne kolportiertes Bonmot besagt denn auch, dass in Senegal die Bevölkerung aus 95% Muslimen, 5% Christen und 100% Animisten bestehe.

Der Islam in Westafrika hat sich unter dem Einfluss afrikanischer Traditionen etwas anders entwickelt als in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens.

Einerseits werden mit großer Selbstverständlichkeit die muslimischen Lebensregeln von der Mehrheit der Bevölkerung befolgt. Die Muezzin rufen überall von den zahlreichen Moscheen fünfmal täglich zum Gebet, der Besuch der Moschee zum Freitagsgebet ist für die meisten fester Bestandteil des Wochenablaufs, einmal die Pilgerfahrt nach Mekka zu machen, gehört zur Lebensplanung.

Andererseits gehören Glücksbringer und Amulette und gewisse animistische Rituale für viele ebenso selbstverständlich zum täglichen Leben. Wenn zum Beispiel im Senegal die traditionellen Ringkämpfe stattfinden - ein außerordentlich populäres, wichtiges sportliches Ereignis - nehmen die Tänze und Beschwörungen, die den Kämpfern Kraft verleihen sollen, einen größeren Rahmen ein als der eigentliche Ringkampf. Traditionelle afrikanische Mythen und muslimische oder christliche Religion werden miteinander verwoben, ohne dass hierin ein Widerspruch gesehen wird.

Friedliches Zusammenleben und religiöse Toleranz

In den Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung wie Senegal, Mali und Gambia ist der Umgang zwischen den Religionen von großer gegenseitiger Toleranz geprägt. "Mischehen" sind nicht selten und unterliegen keinem gesellschaftlichen Stigma. Der erste senegalesische Staatspräsident Leopold Sedar Senghor ist Christ, seine beiden Nachfolger sind mit Christinnen verheiratet.

Wer als Europäer nach Senegal oder Mali kommt, und vielleicht schon muslimische Länder des Orients kennengelernt hat, könnte beinahe vergessen, dass er sich einem Land befindet, in dem sich über 90% der Menschen zum Islam bekennen.

Die Frauen kleiden sich je nach Geschmack und Anlass in ihre traditionellen bunten Gewänder oder westliche moderne Kleidung und legen dabei großen Wert auf ein attraktives Aussehen. Tief verschleierte Frauen wie in Nordafrika oder dem Orient sieht man sehr selten. Alle muslimischen und alle christlichen Feste sind gesetzliche Feiertage und werden häufig im Familienkreis gemeinsam begangen.

In fast allen Geschäften und Restaurants werden alkoholische Getränke angeboten. Im Supermarkt wird Schweinefleisch ohne besondere Trennung von anderen Fleischwaren verkauft. Die männliche und weibliche Jugend vergnügt sich gemeinsam in zahlreichen Discos und Bars. Die Menschen strahlen eine Lebensfreude aus, die man in manchen anderen islamischen Ländern vermisst.

Der Islam in Westafrika ist von Toleranz, Gewaltlosigkeit und problemlosen Umgang der Religionen miteinander geprägt. Dies bedeutet aber nicht, dass in Senegal, Mali, Gambia und Guinea der Islam von den Gläubigen weniger ernst genommen würde, er wird nur anders praktiziert. Und selbstverständlich ist auch das gesellschaftliche und politische Leben in den muslimischen Ländern Westafrikas Ausdruck der islamischen Gesellschaft.

Islam und Verfassung

Die Verfassungen der vier hier genannten Länder gehen von einem weitgehend laizistischen Staatskonzept aus. Alle sehen Gewaltenteilung und ein Mehrparteiensystem mit allgemeinen Wahlen vor. Senegal und Mali bekennen sich in ihren Verfassungen ausdrücklich zum säkularen Staat, während sich in Gambia ein stärkerer Einfluss islamischer Vorstellungen auch in der Verfassung widerspiegelt.

Dort wird zwar auch keine Staatsreligion festgelegt, aber die Sharia erhält durch ihre Bezeichnung als Rechtsquelle für Familienangelegenheiten und Erbschaftsangelegenheiten für die Personengemeinschaften die ihr unterliegen, quasi Verfassungsrang. Die Verfassung sieht dementsprechend die Einrichtung von Kadi-Gerichtshöfen vor, die über Rechtstreitigkeiten im Zusammenhang mit Eheschließung, Ehescheidung und Erbschaften entscheiden.

Im vergangenen Jahr löste der gambische Staatspräsident eine kurze heftige Diskussion in den Nachbarländern aus, als er ankündigte, demnächst die Sharia allgemein als Rechtsgrundlage einzuführen. Die Pläne verschwanden daraufhin offenbar wieder in der Schublade.

In Senegal und Mali ist das materielle Recht natürlich auch von islamischen Wertvorstellungen geprägt, wie es ja auch nicht anders sein kann, da das Recht immer Ausfluss der gesellschaftlichen Vorstellungen und Werte sein muss um allgemein anerkannt zu werden. Dies äußert sich auch hier am deutlichsten in Fragen des Familien- und Erbrechts. Polygamie ist für Männer erlaubt, Scheidung allerdings nur durch ein ordentliches Gericht. Der Ehemann ist per Gesetz Haushaltsvorstand. Im Erbrecht und anderen Rechtsgebieten, wie z.B. Fragen der Staatsangehörigkeit haben Frauen und Männer nicht überall die gleichen Rechte.

Islamistische Parteien ohne Chance

In der Tagespolitik stehen dagegen Sachfragen stärker im Vordergrund als religiöse Fragen. Die Gründung religiöser oder ethnischer Parteien ist sowohl in Senegal wie in Mali untersagt. Dennoch gibt es natürlich Parteien, die sich islamistisch gerieren, ohne dass dies in ihrem Parteiprogramm stünde. Diese Parteien haben jedoch nur marginale Bedeutung. In Senegal erhielten sie bei den letzten Parlamentswahlen im April 2001 jeweils nur weniger als ein Prozent der Stimmen.

Rolle der Marabouts in Senegal

Einen größeren Einfluss üben - weniger in der Öffentlichkeit als im Hintergrund - in Senegal die großen muslimischen Bruderschaften und ihre religiösen Führer, die sog. Marabouts, auf die Politik aus. Fast jeder muslimische Senegalese gehört einer der Bruderschaften an. Die größten sind die Bruderschaft der Mouriden und die der Tidjianen. Weitere bekannte, eher regional begrenzte sind die Bruderschaft der Layenne, der Nissiane und der Khadre. Daneben existieren eine Vielzahl lokaler Marabouts mit einer kleineren Gefolgschaft. Alle verstehen sich als Vermittler zwischen dem Gläubigen und der Religion.

Die Marabouts erteilen Lebensregeln, interpretieren den Koran, unterhalten Koranschulen, bieten sich an, für die Gläubigen zu beten, weihen aber auch Amulette und Glücksbringer und üben teilweise traditionelle Riten und Heilkunde aus. Von vielen ihrer Anhänger werden sie als heilige Männer verehrt. Oft bewegt sich ihre Tätigkeit im Grenzbereich zwischen traditionellen afrikanischen Religionen und Islam. Gleichzeitig verfügen zumindest die großen Marabouts über eine große wirtschaftliche Macht, da sie und ihre Anhänger mit großem Erfolg in vielen Wirtschaftszweigen aktiv sind.

Die senegalesischen Bruderschaften sind daher nicht mit den muslimischen Bruderschaften, wie sie z.B. in Ägypten bestehen, zu vergleichen. Die senegalesischen Bruderschaften bilden eine beinahe eigene Gesellschaftsstruktur, die neben den staatlichen Strukturen steht. Man könnte so weit gehen, sie als eine feudalistische, dynastische Struktur zu interpretieren, die sich aus vorkolonialen Strukturen entwickelt hat und nach der Abschaffung der Königreiche und der Fürstentümer, den Islam als Legitimation für sich in Anspruch nimmt.

Die großen Bruderschaften nehmen auf ihre Weise erheblichen Einfluss auf die Politik. Ihre unangefochtene Stellung in der Gesellschaft führt dazu, dass sich jede politische Partei und jede politische Führungspersönlichkeit um einen guten Kontakt zu ihnen bemüht. Das nimmt teilweise für den Außenstehenden groteske Züge an, wenn sich nach der Vereidigung das gesamte Regierungskabinett in einer langen Autokarawane in die "heilige Stadt" Touba begibt, um dem dort residierenden Marabout der Mouriden seine Aufwartung zu machen.

Der Einfluss der Marabouts auf die Politik ist nicht deutlich sichtbar. Man wir es kaum erleben, dass sich ein Marabout öffentlich zu einem politischen Thema äußert. In früheren Jahren war es üblich, dass die Marabouts vor Wahlen eine Wahlempfehlung zugunsten einer Partei herausgaben, die von den Gläubigen weniger als Empfehlung denn als Befehl verstanden wurde. Aber auch dies ist bei den letzten beiden Wahlen nicht mehr vorgekommen. Die großen Marabouts haben wegen ihrer Stellung in der Gesellschaft durchaus ein Gefühl für gesellschaftspolitische Strömungen, und als vor zwei Jahren die Zeit für den politischen Wechsel reif war, haben die Marabouts geschwiegen, um weder die Beziehungen zur bisherigen noch zur möglichen neuen Regierung zu gefährden.

Es ist das Netzwerk der Beziehungen, das gesellschaftliche und moralische Ansehen der Bruderschaften, das sie zu einem wichtigen Faktor in der senegalesischen Politik macht und über das sie Einfluss auf die Politik nehmen. Diese starke Rolle der muslimischen Bruderschaften in Senegal ist in Westafrika einzigartig. Die Mouriden sind zwar auch in Mali vertreten, ihre Bedeutung dort ist allerdings wesentlich geringer.

Dabei kann man den Marabouts nicht grundsätzlich islamistische Tendenzen unterstellen. Die Marabouts selbst sind offenbar nicht zuletzt wegen ihrer eigenen wirtschaftlichen Interessen durchaus an einem funktionierenden, modernen Staatswesen interessiert.

Religion als Privatsache

Generell lässt sich beobachten, dass in den islamischen Ländern Westafrikas die Mehrheit der Bevölkerung eine Vermischung von Religion und Politik ablehnt. Religion wird als Privatsache empfunden. Wenn ein religiöser Führer politische Ambitionen zeigt, oder eine Partei, religiöse Vorstellungen in ihrem Programm oder im Wahlkampf in den Vordergrund stellt, wird dies sofort mit scharfer öffentlicher Kritik in den Medien quittiert, und die Wahlergebnisse zeigen, dass eine solche Politik von den Wählern nicht gewollt wird.

Die Vorstellung von einem laizistischen säkularen Staat, in dem "jeder nach seiner Façon selig werden möge" ist bei der Bevölkerung tief verwurzelt. Dies ist auch Ausfluss der langen französischen Kolonialisierung, die die Begriffe "Liberté, Egalité, Fraternité" zum selbstverständlichen Bestandteil des Gesellschafts- und Staatsverständnisses in Westafrika hat werden lassen.

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Leiter des Auslandsbüros Washington, D.C.

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