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Christoph Scholz / flickr / CC BY-SA 2.0

kurzum

Die Währung der Zukunft?

Eine Einschätzung zu Facebooks Libra-Plänen

Die Wahrnehmung von Kryptowährungen als dubiose Bezahlmethode für halbseidene und kriminelle Geschäfte tritt zunehmend in den Hintergrund. Darauf spekuliert auch Facebook. Das Social-Media-Unternehmen plant dieses Jahr eine eigene Währung auf den Markt zu bringen. Sie heißt Libra und könnte dank 2 Milliarden aktiven Facebook-Nutzern gewissermaßen über Nacht zur weitverbreitetsten nicht-staatlichen Währung der Welt werden.

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Was ist es und was kann es?

Offiziell beschreibt Facebook Libra als Ersatz und Ergänzung zur klassischen Landeswährung.(1) Vergleichbar mit PayPal können Nutzer mittels ihres Smartphones oder Computers die Währung überall auf der Welt wie Nachrichten versenden, und zwar ohne Transaktionsgebühren und innerhalb weniger Sekunden. Um Libra als Zahlungsmittel zu benutzen, bedarf es einer digitalen Geldbörse (digital wallet), die Facebooks Tochterfirma Calibra entwickelt.(2) Sie dient als Konto zur Verwaltung des eigenen Guthabens und ist das Transaktionsinstrument für Überweisungen via Facebook Messenger und WhatsApp. Der Wechsel der eigenen Landeswährung in Libra kann über Calibra selbst oder in Form von mit Bargeld erworbenen Gutscheinkarten erfolgen. Mit Letzterem zielt das Geschäftsmodell entsprechend auch auf die Integration von Kunden ohne Facebook-Profil und von Menschen, die über kein Bankkonto verfügen ab. Libra soll sich somit sukzessive zu einer globalen Bezahlinfrastruktur entwickeln, die gezielt Regionen anspricht, in denen finanzschwache Bevölkerungsgruppen erschwerten Zugang zu vergleichbaren Dienstleistungen haben.(3) Genau hier greift Facebook das etablierte Bankensystem an und bietet neue Anreize. Für die Registrierung bei Calibra ist zwar der Scan des eigenen Ausweises erforderlich, die Libratransaktionen selber sind jedoch anonymisiert und Nutzer können vielfache Sende- und Empfangsadressen ohne Verknüpfung zur eigenen Identität besitzen. Diese Intransparenz kann für den Einzelnen attraktiv sein, aus institutioneller Perspektive ist sie jedoch nicht ungefährlich.


Primus inter pares?

Technisch handelt es sich bei Libra um einen sogenannten Stablecoin, also eine Kryptowährung, die im Gegensatz zu Bitcoin durch Staatsanleihen und Bankeinlagen besichert wird, um hohe Volatilität zu vermeiden. Diesen Mechanismus des Werterhalts verantwortet die Libra Reserve, die durch eine gezielte Sammlung an risikoarmen Vermögenswerten als Geldspeicher fungiert. Dessen Verwaltung übernimmt wiederum die Libra Association,(4) ein Entscheidungsgremium bestehend aus Unternehmen der Privatwirtschaft wie Spotify, Uber und eben auch Facebook. Diese befugen über die Finanzverhältnisse der Libra Reserve, regulieren die Distributionsstärke von Libra und übernehmen die technische Kontrolle der Hardware.(5) Facebooks Rolle in dem gesamten Gefüge ist zu Anfang übergeordnet und soll sich zeitnah auf dieselben Steuerungseinflüsse aller anderen Mitglieder reduzieren. De facto stellt Facebooks Tochterunternehmen Calibra nach dem Launch jedoch den einzigen Dienstleister zur Nutzung von Libra und behält dadurch innerhalb des Ökosystems Zugriff auf alle wichtigen Informationskanäle. Hier enttarnt sich eine entscheidende Unzulänglichkeit, zumindest aus Perspektive politischer Entscheidungsträger.


Währung ohne Vertrauen

Dass Facebook sein Vertrauensvorschuss beim Umgang mit Verbraucherdaten zum Großteil verspielt hat, ist kein Geheimnis. Daran änderte auch die Anhörung des CEOs Mark Zuckerberg im US Kongress zu Libra nichts, denn entlang welcher Maßnahmen die Währung normengerecht operieren soll, ließ er weitgehend unbeantwortet. Passend dazu veröffentlichte eine Task Force der G7-Finanzministerien und Zentralbankgouverneure ihren Libra-Bericht (6) und bestätigte, was aus dem Blockchainstrategiepapier (7) der Bundesregierung ebenfalls hervorgeht: private Stablecoins sind keine sichere und stabile Alternative zu staatlichen Währungen und einer Einführung stünden die Hürden starker Regulierung entgegen. Solange nicht definiert ist, wer das Anlagerisiko trägt, wie Geldwäsche und Terrorfinanzierung trotz Anonymisierung verhindert und Datenschutz gewährleistet werden soll, bleibt Stablecoins, und somit auch Libra, der Zugang zur Finanzwelt versperrt. Zusätzlich zeigen die Rückzieher von PayPal, Mastercard, Visa und Ebay aus der Libra Association den zunehmenden Vorbehalt gestandener Akteure. Wann und ob sich der digitale Finanzsektor überhaupt um Facebooks globale Währung erweitert, ist ab sofort von einer gesamtpolitischen Entscheidungsfindung abhängig. Der Bundesverband deutscher Banken hat eine erfolgreiche Wettbewerbsfähigkeit Europas unlängst an die Entwicklung einer eigenen digitalen Währung gekoppelt. Eine solche von der EZB abgesicherte Währung könnte nicht nur das Beste aus beiden Welten verbinden: langfristige Wertstabilität und technologischer Fortschritt.  Der E-Euro wäre vor allem eine konsequent europäische Antwort auf ein innovatives Geldsystem. (8)

 

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(1) https://libra.org/de-DE/white-paper/ [letzter Abruf: 19.12.2019].
(2) https://calibra.com/media [letzter Abruf: 19.12.2019].
(3) https://developers.libra.org/docs/assets/papers/the-libra-blockchain.pdf [letzter Abruf: 19.12.2019].
(4) https://libra.org/de-DE/white-paper/#the-libra-association [letzter Abruf: 19.12.2019].
(5) https://libra.org/de-DE/association-council-principles/ [letzter Abruf: 19.12.2019].
(6) https://www.bis.org/cpmi/publ/d187.pdf [letzter Abruf: 19.12.2019].
(7) https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Digitale-Welt/blockchain-strategie.pdf?__blob=publicationFile&v=10 [letzter Abruf: 19.12.2019].
(8) https://bankenverband.de/fachthemen/digital-banking/programmierbarer-digitaler-euro/ [letzter Abruf: 19.12.2019].

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Jason Chumtong

Jason Chumtong

Leiter des Auslandsbüros Kambodscha

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