Deutsche Geschichte 1989/90 ganz nah:
Am 29. Oktober 2025 nahm der Autor des Buches „Wollen Sie die Einheit – oder nicht?“ Matthias Gehler sein Publikum in Weimar mit auf eine eindrucksvolle Zeitreise in die letzten Monate vor der Deutschen Wiedervereinigung. Moderiert von Dr. Frank-Michael Pietzsch, ehem. Landtagspräsidenten und Sozialminister des Freistaates Thüringen und begleitet von zahlreichen Zeitzeugen und Gestaltern der deutschen Wiedervereinigung – darunter u.a. Dr. Gottfried Müller, Initiator des Weimarer Briefs, Medienminister unter de Maiziere und erster Landtagspräsident in Thüringen wurde Geschichte lebendig.
Gehler, einst Regierungssprecher der letzten DDR-Regierung, rekonstruierte die Ereignisse von 1989/90 mit journalistischer Präzision und persönlicher Tiefe. Seine dialogische Erzählweise, gestützt auf Originalunterlagen, Tiefenrecherchen und Interviews, ermöglichten einen unverstellten Blick auch hinter die Kulissen entscheidender Gespräch, Begegnungen und Momente mit Lothar de Maiziere, Helmut Kohl, Michael Gorbatschow und George W. Bush (sen.) und vielen anderen Akteuren dieser Zeit.
„Ein Abend mit Gänsehautcharakter in Weimar, so Maja Eib, Landesbeauftragte der KAS für Thüringen. In den Ausführungen Gehlers wurde noch einmal mehr deutlich wie außergewöhnlich Dicht politische Ereignisse und Entscheidungen fielen und was die letzte Regierung unter Lothar de Maizière und die 10. Volkskammer der DDR in dieser kurzen Zeitspanne geleistet hat. Bemerkenswert – sowohl in der Geschwindigkeit als auch in der historischen Tragweite ihrer Arbeit wird dies einmalig in der deutschen Geschichte bleiben.“
In nur 173 Tagen wurden:
- 164 Gesetze und 93 Beschlüsse verabschiedet.
Zentrale Entscheidungen waren:
- Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der BRD (Juni 1990).
- Bildung der neuen Bundesländer (Juli 1990).
- Beitrittsbeschluss zur BRD gemäß Artikel 23 GG (23. August 1990).
- Einigungsvertrag (unterzeichnet am 31. August 1990, Inkrafttreten 3. Oktober 1990).
Damit schrieb zwischen März und Oktober 1990 die DDR ihre letzten Kapitel – und tat dies mit einer beeindruckenden politischen Intensität. Die erste frei gewählte Volkskammer und die Regierung unter Lothar de Maizière meisterte eine historische Aufgabe: den Übergang von der Diktatur zur Demokratie und die Vorbereitung der deutschen Einheit.
Die Abgeordneten – viele von ihnen politische Neulinge – wuchsen über sich hinaus. Sie lernten Demokratie, lebten sie und gestalteten sie aktiv mit.
Diese Zeit war keine bloße Abwicklung, sondern ein mutiger Aufbruch. Die Volkskammer wurde zur Schule der Demokratie, zur Bühne für Verantwortung und zur Brücke in ein neues Deutschland. Ihre Arbeit verdient Respekt und Erinnerung – nicht nur als Teil der Geschichte, sondern als Vorbild für politische Gestaltungskraft in Zeiten des Wandels.
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