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Auf den Spuren des Balkankrieges in Bosnien-Herzegowina

22 KAS-Stipendiaten beschäftigen sich mit einem Krieg, den viele von ihnen weder aus Geschichtsbüchern noch aus dem Politik-Unterricht kannten.

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Während des Seminars "Ein Vierteljahrhundert danach: Der Ausbruch des Balkankrieges 1991" in Berlin und Sarajevo beschäftigten sich 22 Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zehn Tage lang mit einem Krieg, den viele von ihnen bisher weder aus Geschichtsbüchern noch aus dem Politik-Unterricht kannten. Unter der Leitung von Dr. Kerim Kudo erkundeten sie eine Woche lang das Land Bosnien-Herzegowina und erhielten bei Diskussionen und Zeitzeugen-Berichten intensive und seltene Einblicke in die Region.

Tag 1 + 2 Berlin – Annäherung an das Kriegsgeschehen

Da viele der Stipendiaten selbst gerade ihre ersten Schritte machten, als es in Srebrenica und Sarajevo zu erbitterten Kämpfen und grausamen Kriegsverbrechen kam, dienen die ersten Tage in Berlin zuallererst einer Annäherung an die Materie. Der Dokumentarfilm „Bruderkrieg – Der Kampf um Titos Erbe“ beantwortet grundlegende Fragen: Was war eigentlich Jugoslawien? Wer waren die beteiligten Kriegsparteien? Und was hatten die Vereinten Nationen mit dem Kriegsgeschehen zu tun? Am nächsten Morgen soll bereits der Abflug nach Sarajevo folgen.

Tag 3 Sarajevo – Ein erster Blick auf Minarette, Kirchtürme und jede Menge Einschusslöcher

Nach einer allgemeinen Fragerunde zur Arbeit der KAS in Sarajevo führt ein Stadtspaziergang vor Augen, was in den nächsten Tagen durch vielfältige Diskussionen und Hintergrundgespräche vertieft werden soll: Die Stadt hat mehr als nur eine Geschichte zu erzählen. Minarette neben Kirchtürmen zeugen vom religiösen Neben- und Miteinander der Einwohner. Ein orientalisch anmutender osmanischer Altstadtkern öffnet sich in einen Straßenzug mit herrschaftlichen Gebäuden aus österreichisch-ungarischen Zeiten, bevor am Horizont bereits Bauwerke aus der sozialistischen Ära das Ensemble komplettieren. Einschusslöcher und abblätternder Putz von Granateneinschlägen zeichnen alle Gebäude gleichermaßen – ein trauriges, aber einendes Merkmal dieser Stadt.

Tag 4 Sarajevo – Die Rolle des Islams und Einblicke in die Zeit der Belagerung

Der Tag beginnt mit einer Gesprächsrunde: Die Seminargruppe ist zu Besuch bei Frau Dr. Dževada Šuško, der Leiterin des Instituts für die islamische Tradition der Bosniaken. Sie erklärt die Wurzeln und Besonderheiten des bosnischen Islams, der sich nach dem Ende des osmanischen Reiches wieder und wieder neu finden und anpassen musste – an die christliche Herrschaft Österreich-Ungarns ebenso wie an die aggressive Atheisierung der Gesellschaft während des Kommunismus‘. Bestandteil der muslimischen Realität in Bosnien sei daher seit jeher das Zusammenleben mit anderen Religionen gewesen.

Anschließend erhalten die Reisenden Einblicke in die Zeit der Belagerung Sarajevos. Im Kriegs-Museum „Tunnel der Hoffnung“ erklärt ihnen ein ehemaliger Kämpfer der bosnischen Armee, wie man es schaffte, die Stadt einzig durch einen kleinen Tunnel unter dem Flughafen mit Nahrung und Medikamenten zu versorgen, während das zivile Leben auf den Straßen der Stadt völlig zum Erliegen kam. Begleitet wird dieser Ausflug von Jovan Divjak, einem serbischen General der bosnischen Armee, der zu Kriegszeiten seine nationale Identität über seine ethnische Identität stellte und den Stipendiaten ganz persönliche Einblicke in das Kriegsgeschehen gewährt.

Der Tag endet mit einer Gesprächsrunde in der Katholischen Theologischen Fakultät in Sarajevo. Herr Mato Zovkic, Professor für Neues Testament und Vikar, referiert aus der katholischen Perspektive über das Leben während des Krieges und den interreligiösen Dialog nach dem Krieg. Mit jeder Erzählung wird das Kriegsgeschehen verständlicher und komplexer zugleich.

Tag 5 Sarajevo & Visoko – Bosnien heute: ernüchternde Fakten und kleine Erfolgsgeschichten

Der fünfte Tag soll helfen, einen Blick auf Bosnien heute, 25 Jahre nach Kriegsbeginn, zu werfen. Am Vormittag besucht Dr. Karsten Dümmel, Leiter des KAS Auslandsbüros, die Stipendiaten und zeichnet ein ernüchterndes Bild des Landes, das sich sowohl politisch als auch wirtschaftlich bisher nicht ausreichend vom Krieg erholt hat. Ein anschließender Besuch bei dem bosnischen Unternehmen „ASA Prevent Group“ wirft ein besseres Licht auf das wirtschaftliche Potential des Landes. „prevent“ stellt von Autositzen bis hin zu Couchgarnituren vielfältige Produkte in Bosnien her und exportiert diese erfolgreich nach Europa.

Tag 6 Dubrovnik - Ein Ausflug zum kroatischen Nachbarn

Bereits zu Beginn des Seminars hatten die Stipendiaten durch den Dokumentarfilm erfahren, dass nicht nur Bosnien vom Balkankrieg gezeichnet ist, sondern auch das Nachbarland Kroatien. Mit dem Bus geht es daher jetzt durch bosnisches Bergland zeitweilig zurück in die EU, nach Kroatien. In der malerischen Altstadt Dubrovniks, heute wieder ein beliebter Urlaubsort, berichtet die Stadtführerin von Wochen des Hungers unter serbischer Belagerung, in denen die abgeschnittene Bevölkerung ohne sauberes Trinkwasser wochenlang mit ansehen musste, wie die Altstadt mehr und mehr in Flammen aufging. Heute sind kaum noch Spuren des Krieges erkennbar, die Hausdächer leuchten wieder rötlich vor dem tiefblauen Meer und die kroatische Fahne weht stolz über den uralten Stadtmauern.

Tag 7 Poèitelj, Žitomisliæi und Mostar – Bosnien zeigt sich vielfältig

Der Rückweg aus Dubrovnik führt die Seminargruppe zuerst für einen Zwischenstopp zur Burg von Poèitelj und dann weiter in das serbisch-orthodoxe Kloster Žitomisliæi, das während des Krieges nahezu vollständig zerstört wurde. Im mittlerweile wiederaufgebauten Gotteshaus berichtet der serbisch-orthodoxe Priester Danilo Pavloviæ aus der Perspektive der serbisch-orthodoxen Kirche über das Kriegsgeschehen – ein weiterer wichtiger Blickwinkel. Die Fahrt geht weiter in den Ort Mostar, der für seine stolze steinerne Brücke („stari most“) bekannt ist, die die beiden Ortsteile (muslimisch und kroatisch) miteinander verbindet. Eben jene Verbindung und damit das Wahrzeichen der Stadt wurde während des Balkankrieges zerstört und erst 2004 nach einem aufwendigen Wiederaufbau wieder eröffnet. Die Stadt scheint wieder geeint, die Stadtführerin selbst relativiert dieses Bild jedoch bald: Es scheint noch Jahre zu dauern, bis die Stadt und nicht nur ihre Brücke wieder zusammenwächst.

Tag 8 Goražde – Eine UN-Schutzzone, die sich selbst verteidigte

Die Gruppe besucht Goražde im Osten Bosniens. Die Stadt war von 1992 bis 1995 heftig zwischen Serben und Bosniaken umkämpft. Die Vereinten Nationen errichteten hier 1993 eine Schutzzone, die den Bewohnern vor Ort jedoch nur wenig Besserung brachte. Ein bosniakischer Verteidigungskämpfer, Abduselam Sijerèiæ Pelam nimmt die Stipendiaten mit hinauf auf die umliegenden Berge zu den Überresten der serbischen Belagerungsringe, von denen aus das zivile Leben in der Stadt zur Zielscheibe wurde. Der ältere Herr wirkt nach wie vor sichtlich betroffen, als er den Studenten erzählt, dass die bosniakischen Kämpfer kaum eine Wahl hatten: Man kämpfte aus Verantwortungsgefühl und verteidigte die Stadt, aber jeder Einzelne habe schreckliche Angst gehabt. Am Ende spricht er eine große Dankbarkeit an Deutschland aus. Er sagt, dass die Aufnahme hunderttausender Kriegsflüchtlinge und die unentgeltliche Behandlung der zivilen Kriegsopfer in deutschen Krankenhäusern in Bosnien nie in Vergessenheit geraten wird.

Tag 9 Srebrenica – Am Ort des Grauens, am Ort des Völkermords

Der letzte Tag führt in dem kleinen Örtchen Srebrenica exemplarisch vor Augen, welches Grauen die Bevölkerung Bosnien-Herzegovina erleiden musste und welche Traumata die Bevölkerung bis heute zeichnen.

Bereits im Hotel berichtet der ehemalige UN-Dolmetscher Hasan Nuhanoviæ von seiner ganz persönlichen Leidensgeschichte. Er verlor bei dem Völkermord von Srebrenica unter den Augen der Vereinten Nationen seine Familie. Später stehen die Stipendiaten dann selbst auf einem grünen Hügel voller weißer Grabsteine, sie besuchen die Gedenkstätte von Srebrenica. Mehr als 8000 bosnische Muslime verloren hier im Juli 1995 bei einem Massaker der serbischen Armee ihr Leben. Die Seminargruppe besucht auch das gegenüberliegende ehemalige UN-Gelände, wo zu dieser Zeit niederländische Soldaten zum Schutz der Stadt vor serbischen Angreifern stationiert waren - vergebens. Augenzeugenberichte von Hasan Nuhanoviæ und einem weiteren Überlebenden des Massakers machen den Schrecken dieser Juli-Tage greifbar.

Es ist ein letzter Tag, der auf brutale aber wichtige Weise zusammenfasst, was dieses Land und seine Bewohner Ende des 20. Jahrhunderts, mitten in Europa, erleiden mussten. Die Stipendiaten fliegen am nächsten Tag zurück nach Berlin. Sie haben nach dieser intensiven Woche nicht mehr nur Fragen, sondern vor allem Bilder und Antworten im Kopf - von einem Krieg, den sie bisher weder aus Geschichtsbüchern noch aus dem Politik-Unterricht kannten.

von Konstanze Nastarowitz

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