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Auswirkungen der HIV/AIDS Epidemie auf Südafrikas Wirtschaft

од Andrea Ellen Ostheimer
Schätzungsweise 5,3 Millionen Südafrikaner leben zur Zeit mit dem HIV-Virus. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl (ca. 43,6 Mio.) ist Südafrika damit eines der am meisten von der Epidemie betroffenen Länder weltweit. Angesichts der Auswirkungen auf die südafrikanische Wirtschaft gewinnt der Kampf gegen HIV/AIDS zunehmend Priorität auf Seiten der Wirtschaft als auch auf seiten der Regierung.

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Da vor allem die Gruppe der 20- bis 40- jährigen und damit der erwerbstätige Teil der Bevölkerung betroffen ist, schlägt sich die Epidemie direkt auf die Produktivkraft der Wirtschaft nieder. Geht man zudem davon aus, dass sich die Ausbreitung der Krankheit in Südafrika noch in ihren Anfängen befindet, ist damit zu rechnen, dass der Höhepunkt der Infektionsrate und die damit verbundenen Todesfälle erst in einigen Jahren erreicht sein werden.

Stigmatisierung und das kulturelle Umfeld erschweren es zudem, verlässliche statistische Daten über den Grad der Infizierung der südafrikanischen Bevölkerung zu erheben. Untersuchungen an Schwangeren deuten auf einen Infizierungsgrad von 26.5% hin (SABCOHA/BER 2003). Eine Umfrage der Nelson Mandela Foundation (NMF) zusammen mit dem Human Science Research Council (HSRC) ergab hingegen eine Infektionsrate in der Gruppe der 15- bis 49-jährigen von 15.6%. Wie diese Untersuchung jedoch auch zeigte, ist die Verweigerung der Interviewten zum Thema relativ hoch. Lediglich 65% des Samples liessen sich interviewen und nur 62,5% gaben Speichelproben für anonyme HIV-Tests. Geht man davon aus, dass eine Korrelation zwischen Nicht-Teilnahme und dem HIV-Status des Befragten bestehen könnte, ist die Repräsentativität der Umfrageergebnisse bereits in Frage zu stellen.

Obgleich die Auswirkungen der HIV/AIDS Epidemie vor allem Haushalte und Familien am schlimmsten treffen, veranstaltete das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Johannesburg im Mai 2004 ein Politisches Forum zum Thema „Auswirkungen der HIV/AIDS Epidemie auf Südafrikas Wirtschaft“ Programm>>

HIV/AIDS Prävalenz in Südafrika

Vorliegende Untersuchungsergebnisse unterstreichen das desaströse Bild einer sich stetig ausbreitenden HIV/AIDS Epidemie in Südafrika. Allerdings widerlegte die NMF/HSRC Umfrage die bisherige Annahme, dass HIV/AIDS vor allem eine Krankheit der Armen, Ungebildeten und Marginalisierten sei. Erstmals stellte man die höchsten Infektionsraten unter high school Absolventen (14.9%) und Abiturienten (15.3%) fest. Auch das weitverbreitete Vorurteil, dass HIV/AIDS eine Krankheit schwarzer Afrikaner sei, wurde entkräftet. Eine Infektionsrate von 6.2% unter weissen Südafrikanern (Altersgruppe: 15-49) zeigt im Vergleich mit Prävalenzstatistiken in Europa (0.3%) oder Nordamerika (0.6%), dass HIV/AIDS auch unter Weissen eine verbreitete Krankheit ist.

Schätzungen des Medical Research Council (MRC) gehen davon aus, dass bis 2010 ca. 6 Millionen Südafrikaner aufgrund von AIDS induzierten Krankheiten sterben werden. Statistiken des Bureau of Economic Research (BER) prognostizieren für 2006 einen Höhepunkt der HIV/AIDS Prävalenz von 16.7% in der allgemeinen Bevölkerung und von 25.5% unter der Gruppe der Werktätigen (BER, 2000). Gemäss der in der NMF/HSRC Umfrage erhobenen Daten lässt sich jedoch bisher kein signifikanter Unterschied in der Prävalenz von Beschäftigten (14.2%) oder Arbeitslosen (12.1%) feststellen. Am schwersten von der HIV/AIDS Epidemie in Südafrika betroffen ist der Bergbau (35%), der Transportsektor und das Bildungswesen.

Auswirkungen auf die Volkswirtschaft

Bereits heute geht man davon aus, dass HIV/AIDS die Wirtschaftswachstumsrate pro Jahr um 0.3-0.4% reduziert (BER 2000). Allgemein ist davon auszugehen, dass sich HIV/AIDS vor allem negativ auf die Entwicklungsraten Südafrikas durch eine stetig sinkende Lebenserwartung niederschlagen wird. Die allgemeine Lebenserwartung könnte von 68.2 Jahren (2003) auf 48 im Jahre 2010 sinken.

Aufgrund des Zusammenspiels verschiedener Faktoren ist es jedoch ausgesprochen schwierig letzlich genau die Auswirkungen festzustellen.

Im Kontext der aktuellen HIV/AIDS Trends hängt es davon ab, inwieweit

  • die Kapazität vorhanden ist, verlorene Arbeitskräfte zu ersetzen

  • Management in der Lage ist, adäquat zu reagieren

  • Regierungsmassnahmen sich als effizient erweisen

  • Wirkungsvolle Behandlungsmethoden und –mittel zur Verfügung stehen.

Nichtsdestotrotz scheint es jedoch bereits heute absehbar, dass direkte und indirekte Kosten der HIV/AIDS Epidemie zu einer Verlagerung von bisher produktiven Ausgaben zu unproduktiven führen und Spareinlagen in laufende Ausgaben fliessen werden. Dies wird insgesamt und mittelfristig sowohl feste Investitionen als auch das Wirtschaftswachstum limitieren.

Der kurzfristig nicht ersetzbare Verlust gut ausgebildeter Arbeitskräfte und der Einsatz junger und unerfahrender Arbeiter wird sich darüberhinaus in sinkender Produktivität niederschlagen.

Die Auswirkungen für südafrikanische Unternehmen

Davon ausgehend, dass insbesondere Werktätige in der Blüte ihrer Arbeitskraft HIV/AIDS infiziert sind, stellt sich die Frage, was

a) Unternehmen allgemein für ihre Angestellten tun,

b) Inwieweit sich Unternehmen sowohl dem Thema Prävention als auch der Behandlung und Betreuung von Infizierten widmen, und

c) Welche Probleme sich dabei für Unternehmen ergeben?

Auf Unternehmensebene reduziert HIV/AIDS sowohl die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens als auch die Profitrate.

Für das Unternehmen entstehen zusätzliche Kosten durch

1. Abwesenheit vom Arbeitsplatz aufgrund von Beerdigungen und Pflegetätigkeiten in der Familie

  • sinkende Arbeits- und Produktivitätsleistungen aufgrund von

  • HIV/AIDs induzierten Krankheiten

  • Emotionalem und arbeitsplatzbezogenem Stress

  • Sinkender Arbeitsmoral von infizierten und in ihrem Umfeld betroffenen Arbeitern

2. steigende Kosten für Unternehmensbeiträge in der Kranken- und Rentenversicherung

3. Verluste ausgebildeter Arbeitskräfte, die zu

  • Produktionsausfällen

  • Sinkender Unternehmensleistung

  • Steigenden Lohnkosten für Arbeitskräften mit besonderen Fähigkeiten führen

4. Ausbildungs-, und Rekrutierungsmassnahmen aufgrund sich häufender Personalwechsel

Obgleich bisher keine Veränderungen in der Produktnachfrage durch verändertes Konsumentenverhalten feststellbar sind, bleiben Verlagerungen und Reduzierungen zu erwarten, wenn es allgemein zu sinkenden Wirtschaftswachstumsraten kommen wird. Insbesondere die Konsumgüterindustrie wird von demographischen Veränderungen und verändertem Konsumverhalten der Haushalte am nachhaltigsten betroffen sein.

Vor diesem Hintergrund haben 26 % der südafrikanischen Unternehmen bereits HIV/AIDS Programme initiert. Insgesamt könnte der private Sektor jedoch mehr tun. Ermutigend sind Programme, die sich nicht nur auf den Arbeiter beschränken sondern auch die Familien miteinbeziehen. Hier zeigten sich insbesondere die deutschen Autohersteller BMW und Daimler Chrysler als innovative Vorreiter.

Mit speziell auf die Bedürfnisse ihrer Arbeiter zugeschnittenen Programmen , motivierte BMW bisher 89% der Belegschaft, sich freiwilligen Tests zu unterziehen und reduzierte die Prävalenz von durch Sexualkontakten übertragenen Krankheiten und Tuberkulose von 15.6% auf 7% in zwei Jahren.

Richtet man den Blick jedoch auf kleine und mittelständische Betriebe ist festzustellen, dass diese bisher wenig Verständnis ihrer Rolle im Kampf gegen die HIV/AIDS Epidemie zeigten. Mangelnde Führungsinitiativen resultieren in einem Mangel an Aktivitäten.

Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass kleine und mittelständische Unternehmer nicht willens sind, kostbare Zeit für HIV/AIDS Prävention und Unterstützung Infizierter aufzubringen, solange sie selbst nicht bereits die Auswirkungen der Epidemie in der eigenen Unternehmensleistung erfahren haben. Selbst wenn man aktiv wird, beschränkt man sich häufig auf informelle Gesprächsrunden und Aufklärungsarbeit unter der Belegschaft. Wenige kleine und mittelständische Betriebe verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl Aufklärung, Peer Beratung, freiwillige Tests und Behandlung umfasst. Noch weniger Firmen verfügen über Betriebsvorschriften, die sowohl Vertraulichkeit als auch Nicht-Diskriminierung garantieren.

Hinderlich für die Ausarbeitung und Implementierung einer Unternehmenspolitik zum Umgang mit HIV/AIDS ist für die meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen, dass

  • die Unternehmensführung operativen Angelegenheiten Priorität einräumt

  • Informationen über den konstruktiven Umgang mit der Thematik fehlen

  • Finanzmittel für eine Übertragung der Programmausarbeitung an Dritte fehlen.

Angesichts dieser Limitierungen stellt sich sowohl für die südafrikanische Regierung, Gewerkschaften, grössere Unternehmen als auch für Nichtregierungsorganisationen die Herausforderung,

  • kleine und mittelständische Unternehmen als Zielgruppe zu identifizieren

  • kosteneffiziente Methodologien zur Entwicklung u. Implementierung von Unternehmenspolitiken zur HIV/AIDS Problematik zu entwickeln und

  • diese unter den kleinen und mittelständischen Unternehmen in Südafrika zu verbreiten.

Sowohl die South African Business Coalition on HIV/AIDS als auch die deutsche Entwicklungshilfeorganisation InWent haben sich jüngst diesem Problem angenommen und einen speziellen Baukasten und Trainingskurs für die Ausarbeitung und Implementierung von Unternehmenspolitiken zur HIV/AIDS Problematik für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt. Betrachtet man sich jedoch die Probleme, die bereits darin bestehen, das Denken und die Haltung kleiner und mittelständischer Unternehmer zu verändern, so stellt sich eine noch grössere Herausforderung im Bereich der vor allem im informellen Sektor angesiedelten Microunternehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass zur Zeit ca. 3.2 bis 3.7 Millionen Südafrikaner im informellen Sektor beschäftigt sind (Altmann, 2003).

Die HIV/AIDS Epidemie macht jedoch auch vor den Regierungsportalen nicht halt. Eine Untersuchung des Centre for the Study of Aids der Universität Pretoria offenbarte, dass ca. 100.000 Staatsbedienstete und damit 10% der Beamtenschaft HIV positiv sind. Schätzungen gehen davon aus, dass diese Zahl bis 2012 gar auf 250.000 ansteigen könnte (Southern Africa Report, 2004). Gerade die Zahl der Opfer im öffentlichen Dienst unterstreicht die Notwendigkeit der Regierung über den Tellerrand hinaus zu blicken. Der Kampf gegen HIV/AIDS kann nicht exklusiv dem Gesundheitsministerium zugeschrieben werden. Jedes Ministerium und die nachgeordneten Behörden auf Provinz- und lokaler Ebene sehen sich letztlich mit den Auswirkungen im eigenen Arbeitsbereich und in der eigenen Belegschaft konfrontiert. Dies wird unter anderem neue Unterrichtsmethoden im Bildungsbereich erfordern, um der wachsenden Zahl an Aidswaisen oder in der Krankenpflege tätigen Kindern eine Grundbildung zur Verfügung stellen zu können. Dies wird aber auch zum Beispiel neue Initiativen im sozialen Wohnungsbau erfordern, um den Bedürfnissen der häuslichen Krankenpflege Rechnung zu tragen. Insgesamt wird sich die südafrikanische Regierung bereits mittelfristig gezwungen sehen, die innerhalb der staatlichen Verwaltung stattfindenden Veränderungen infolge der HIV/AIDS Epidemie in einen soliden politischen Kontext einzubetten und zu einer De-Stigmatisierung beizutragen. Nur so wird es letzlich möglich sein, eine nachhaltige Klassen, Rassen und Gesellschaftsschichten übergreifende Bewusstseinsänderung in der südafrikanischen Bevölkerung herbeizuführen.

Literaturhinweise:

  • SABCOHA/BER: The economic impact of HIV/AIDS on Business in South Africa, 2003.

  • Nelson Mandela Foundation / Human Science Research Council: South African National HIV Prevalence, Behavioral Risks and Mass Media Household Survey, 2002.

  • Bureau for Economic Research: HIV/AIDS and the South African Economy, No. 8. 2000.

  • Medical Research Council: The Impact of HIV/AIDS on Adult Mortality in South Africa, 2001.

  • FK Fraser, WJ Grant, P Mwanza, V Naidoo: The impact of HIV/AIDS on small and medium enterprises in South Africa, in: The South African Journal of Economics, Vol. 70:7, December 2002.

  • M Altmann: The state of employment and unemployment in South Africa, in: HSRC (ed.), The State of the Nation 2003-2004, 2003.

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