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Báo cáo quốc gia

Santos geht als klarer Favorit in den 2. Wahlgang

của Prof. Dr. Stefan Jost

Präsidentschaftswahl in Kolumbien

Rund 30 Millionen Kolumbianer waren am 30. Mai aufgerufen, über den künftigen Präsidenten des Landes zu entscheiden. Wie vermutet, konnte sich keiner der Kandidaten bereits im 1. Wahlgang durchsetzen. Allerdings setze sich Juan Manuel Santos, ehemaliger Verteidigungsminister unter Staatspräsident Uribe, mit fast 47% deutlich von seinen Konkurrenten ab und geht als klarer Favorit in den 2. Wahlgang am 20 Juni.

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Nach einem insgesamt ruhig verlaufenen Wahltag und einer im Vergleich zu den Kongresswahlen im März unproblematisch und rasch vonstattengehenden Auszählung standen die beiden wichtigsten Ergebnisse rund zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale fest: Wie vorhergesagt gehen Juan Manuel Santos (Partido de la U) und Àntanas Mockus (Partido Verde) in die Stichwahl, wobei Santos allerdings über einen in dieser Höhe nicht prognostizierten Vorsprung vor Mockus verfügt.

Der Wahlkampf war geprägt von einem geringen Polarisierungsgrad. Interessanterweise waren Polarisierungen eher zwischen politisch affinen Kräften zu konstatieren. So kam es beispielsweise zwischen der Partido Verde und Mockus auf der einen und dem Polo Democrático und seinem Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro auf der anderen Seite zu einem Schlagabtausch über das durch Mockus im Polo ausgemachte Gewaltpotential und einer Nähe zu den FARC durch einige Teile des POLO.

Insgesamt entwickelte sich der Wahlkampf zunehmend themenorientiert, was nicht zuletzt durch eine Fülle von Fernsehduellen der Kandidaten befördert worden sein dürfte, ohne dass allerdings ein dominierendes Thema feststellbar gewesen wäre.

Zunehmend skeptisch wurde die Rolle der sich jagenden Umfragen gesehen, wie die Ergebnisse zeigen, nicht zu Unrecht.

Die wichtigsten Ergebnisse des 1. Wahlgangs lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  1. Wieder einmal, die Ergebnisse aller sechs aussichtsreichen Kandidaten macht das deutlich, hat sich ein politisches Gesetz der kolumbianischen politischen Kultur bestätigt: Kongresswahlergebnisse lassen sich nicht auf Präsidentschaftswahlen übertragen. Die Wähler fühlen sich bei Präsidentschaftswahlen sehr viel freier als bei Kongress- oder gar Regional- und Kommunalwahlen, wo lokale und personale Strukturen deutlich stärker beeinflussen.
  2. Santos hat ein in dieser Höhe nicht erwartetes Ergebnis erzielt. Dies zeigt, dass der „uribismo nach Uribe“ signifikant stärker ist als erwartet. Offensichtlich ist es Santos besser als in den Umfragen zum Ausdruck kam gelungen, das positive Potential der Regierung Uribe und das hohe Ansehen von Uribe selbst für seine „Kandidatur der Kontinuität“ zu nutzen und weniger als erwartet für die Negativ-Bilanz der Regierung Uribe abgestraft zu werden.

  3. Auch wenn eine schlichte Addition der Ergebnisse politisch nur begrenzt aussagefähig ist sind auch die Ergebnisse von Vargas Lleras und Noemi Sanín als dem „uribismo“ zuzurechnen. Dies bedeutet rund 9,1 von 14, 3 Mio. Stimmen. Beide Parteien, Cambio Radical (CR) und Partido Conservador Colombiano (PCC), waren zuverlässige Verbündete der Regierung Uribe. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Santos am Wahlabend PCC und CR an erster Stelle einlud, Partner seiner Regierung zu werden.

  4. Mockus hat ein beachtliches Ergebnis erzielt und steht in der Stichwahl, auch wenn es deutlich hinter den Umfrageergebnissen zurückbleibt. Aus der „grünen Welle“ wurde kein „grüner Tsunami“, wie noch in den letzten Tagen vor der Wahl spekuliert wurde. Es ist „sein“ Ergebnis und sollte nicht als Ergebnis der Partido Verde gedeutet werden. Diese Partei diente Mockus lediglich als politisches Vehikel einer Kandidatur. Er, nicht die Partei war die zentrale „Botschaft“, auf die viele ihre sehr heterogenen Vorstellungen und Erwartungshaltungen projizierten.

    Die Gründe für das gegenüber den bisherigen Umfragen deutlich schlechtere Abschneiden sind vielfältig. An Hinweisen darauf hat es jedoch nicht gefehlt. Erkennbar wurde, dass Mockus und der Anstieg der „grünen Welle“ noch deutlicher als erwartet ein Ergebnis des „voto de opinión“, d.h. eines „Meinungsphänomens“ waren, dem auf der Zielgeraden die Luft ausging. Im Zuge einer stärkeren thematischen Debatte traten die Schwachstellen des Projekts Mockus konturierter hervor. Dies führte offensichtlich zu einer „Rationalisierung des Stimmverhaltens“, das in einem Sieg Mockus´ einen „Sprung ins Leere und Ungewisse“ (salto al vacío) sah und in letzter Konsequenz davor zurückschreckte.

  5. Santos geht als eindeutiger Favorit in die Stichwahl am 20. Juni. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Mockus ohne Chancen ist. Allerdings sind einige strukturelle Ergebnisse zu berücksichtigen, die zugunsten von Santos sprechen. So blieb Mockus selbst in Bogotá - für ihn politisch eigentlich ein Heimspiel - mit 27,5 % deutlich hinter Santos zurück (40,3). Auch in Medellín, wo sein Vize-Präsidentschaftskandidat Fajardo anerkannter Bürgermeister war, erreichte er nur 24,0% im Gegensatz zu Santos mit 41,7%. Auch konnte Mockus nur ein Department für sich entscheiden, in allen anderen lag Santos vorne.

  6. Die erste Woche nach dem 1. Wahlgang ist in Kolumbien traditionell den Verhandlungen zur Koalitionsbildung für den 2. Wahlgang vorbehalten. Insbesondere rücken die Parteien der unterlegenen Kandidaten wieder in ihre angestammten Rechte ein, bestimmen die weitere Linie und hängen nicht mehr von der Direktive des Kandidaten ab.

    Das Panorama für diese Verhandlungen hat sich mit dem Wahlergebnis für Santos deutlich verändert und seine Ausgangsposition massiv gestärkt.

    Eine angesichts der Umfragen noch bis kurz vor den Wahlen debattierte Strategie des „tocosan“ („todos contra Santos“ – Alle gegen Santos) erscheint daher nicht mehr erfolgversprechend. Zum einen zieht erfahrungsgemäß die Eigendynamik eines solchen Wahlergebnisses neue Wähler an. Zum anderen erscheint ein Erfolg von Mockus im 2. Wahlgang eher unwahrscheinlich, was dazu führen dürfte, dass ein Verhandlungssog in Richtung Santos einsetzt, zumindest aber die Wähler „freigegeben“ werden und keine offizielle Wahlempfehlung erfolgt.

    Zudem dürfte die bislang im Mockus-Lager dominierende Stimmung des „Sí se puede“ (vergleichbar dem Obama-Slogan „Yes we can“) angesichts des deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibenden Wahlergebnisses an Dynamik und Überzeugungskraft einbüßen.

  7. Die Überraschungen sind neben Santos vor allem Vargas LLeras und Gustavo Petro, die beide deutlich besser als in den Umfragen und auch bei den Kongresswahlen abgeschnitten haben. Vargas LLeras konnte sich zunehmend als programmatischer Kandidat profilieren und landete knapp vor Petro auf dem dritten Platz. Petro wiederum kann sich in seinem Konzept einer Mitte-links-Option mit Koalitionsbereitschaft bestärkt sehen, was seinen Führungsanspruch in dem heterogenen Bündnis Polo stärkt. Ob daraus eine Spaltung des Polo hervorgeht, die fundamentalistischen Sektoren eigene Wege gehen und sich daraus eine Option für eine Neuformierung der parteiorganisatorischen moderaten Linken ergibt bleibt abzuwarten.

    Vargas LLeras wie Petro haben mit diesem Wahlergebnis jedenfalls ihren politischen Gestaltungsanspruch untermauert und einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zur angestrebten Präsidentschaft zurückgelegt.

    Ob Vargas LLeras das Angebot von Santos zum Eintritt in eine Koalition annimmt, ist alles andere als sicher. Zwar kommen beide aus dem liberalen Lager und Vargas LLeras war mit seinem Cambio Radical abgesehen von seiner Opposition gegen die erneute Wiederwahl Uribes ein zuverlässiger Koalitionspartner. Die Entscheidung wird jedoch davon abhängen, wie Vargas LLeras sich in der künftigen politischen Landschaft zu positionieren gedenkt. Nicht auszuschließen ist daher, dass auch er eine Festlegung für den 2. Wahlgang ablehnt.

  8. Für eine in diesem Ausmaß nicht erwartete negative Überraschung sorgte der liberalen Kandidat Rafael Pardo. Er landete abgeschlagen auf dem 6. Platz, mit 4,38% knapp über der Grenze, die die Partei noch für die Wahlkampfkostenerstattung legitimiert.

    Auch wenn man nicht viel erwartet hatte, dieses Wahlergebnis ist nach den erfolgreichen Kongresswahlen ein dramatischer Rückschritt. Die Partdi Liberal (PL) sieht sich jetzt vor die Situation gestellt, auf weitere vier, und damit insgesamt 16 Jahre von der Macht(beteiligung) ausgeschlossen zu sein, oder den Sprung ins Santos-Lager zu wagen. Vor diesem Hintergrund ist die Betonung von Santos am Wahlabend, dass er aus dem liberalen Lager komme zu verstehen.

    Pardo hat seine Wähler noch am Wahlabend „freigegeben“, bleibt abzuwarten, ob die Partei selbst diesem Schritt folgt oder eine Annäherung an Santos unternimmt.

  9. Die Konservative Partei (PCC) steht vor einem Scherbenhaufen. Die knapp 6% von Noemi Sanín und ihr fünfter Platz unter sechs ernsthaften Kandidaten bedeuten ein dramatisches Ergebnis. Mit der Kandidatur Sanín erhoffte die PCC ihren Anspruch auf politische Führung durchsetzen zu können. Bis Ende März schien dies auch nicht ausgeschlossen, laut allen Umfragen würden Santos und Sanín in den 2. Wahlgang ziehen. Anfang April verlor Sanín diese Position und landete seitdem deutlich abgeschlagen auf dem 3. Patz. In der letzten Phase des Wahlkampfes hoffte die PCC zumindest auf eine „votación decente“, d.h. ein „akzeptables Abstimmungsergebnis“, das auf etwa 2 Mio. Stimmen angesetzt wurde. Nun steht die PCC vor einem Wahlergebnis, das die schlimmsten Befürchtungen noch übertrifft. Im Vergleich zur Kongresswahl verlor sie rund 1,3 Mio. Stimmen, im Verhältnis zur Consulta Popular zur Bestimmung des Präsidentschaftskandidaten sogar rund 1,6 Mio. Stimmen. Sanín war nicht einmal in der Lage, ihre rund 1,1 Mio Stimmen bei der Urwahl zu erreichen. Selbst in Hochburgen der PCC wie beispielsweise Antioquia kam sie nur auf knapp über 9%.
Die Gründe für dieses Wahlergebnis sind vielfältig. Zum einen konnte Sanín nicht vermitteln, dass die PCC geschlossen hinter ihr stand. Die erbitterte Auseinandersetzung um die Spitzenkandidatur der Partei hatte tiefe Wunden geschlagen. Teile der Parteimaschinerie dürften dem spät geschlossenen Burgfrieden zwar zugestimmt, sich aber nicht mit voller Konsequenz im Wahlkampf beteiligt haben.

Die Sanín-Strategie konnte auf Dauer weder authentisch eine pro- noch contra-uribistische Linie entwickeln. Dies führte dazu, dass uribistische PCC-Wähler, nicht zuletzt aufgrund der Angriffe von Sanín gegen Santos, direkt zu Santos gingen, während die für ihren Sieg in der Consulta Popular sicherlich entscheidenden unabhängigen Wähler zu Mockus wechselten.

Zu welchen Konsequenzen dies führt bleibt abzuwarten. Sanín hatte angekündigt, sich bei einer Niederlage zurückzuziehen und keine Einflussnahme auf das weitere Verhalten der Partei nehmen zu wollen. Es ist nun damit zu rechnen, dass der in der Consulta Popular knapp unterlegene Andrés Felipe Arias sich zurückmeldet. Die Debatte um die innerparteilichen Verantwortlichkeiten ist eröffnet.

In Teilen der wahlkämpfenden Basis wie in den beiden Parlamentsfraktionen herrscht deutliche Verärgerung über die Santos zugerechnete Strategie, Sanìn zu diffamieren und als vermeintlich gefährlichste Kandidatin zu schwächen. So ist nicht auszuschließen, dass Einzelpersonen sich für eine Unterstützung von Mockus entscheiden. Angesichts des hervorragenden Ergebnisses von Santos spricht allerdings vieles dafür, dass sich die PCC für dessen Unterstützung im 2. Wahlgang entscheidet. Auch wenn das Gewicht der PCC für die Stichwahl begrenzt ist, kann sie aufgrund ihres guten Ergebnisses bei den Kongresswahlen sich als wichtiger Partner zur parlamentarischen Mehrheit einer Regierung Santos empfehlen.

Ausblick

Die verbleibenden drei Wochen bis zum entscheidenden 2. Wahlgang am 20. Juni werden zunächst geprägt durch die Bündnisverhandlungen. Danach ist von einer stärkeren Polarisierung, evt. gar Radikalisierung des Diskurses auszugehen.

Interessant wird sein, wie die weiteren Verlierer dieses 1. Wahlganges, die Umfrageinstitute und die Leitartikler, mit den neuen Realitäten umgehen werden. Zum Gemeingut gehört für den 2. Wahlgang in Kolumbien die Überzeugung, dass hier im Gegensatz zum 1. Wahlgang weniger mit Herz als mit Verstand und Kalkül gewählt wird. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund schlägt die entscheidende Stunde für die Wahlstrategen. Jeder noch so kleine Fehler kann wahlpolitisch tödlich sein.

Das exakte Wahlergebnis finden Sie im pdf-Download oben.

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