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Geschichte

Eine kleine Geschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung

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„Man muss das Gestern kennen, man muss auch an das Gestern denken, wenn man das Morgen wirklich gut und dauerhaft gestalten will“, hat Konrad Adenauer einmal gesagt. In diesem Sinne erschließt sich auch die Konrad-Adenauer-Stiftung am besten über ihre Geschichte. Und die begann Mitte der 1950er-Jahre.

Bruno Heck, Konrad Kraske, Heinrich Krone 1. Foto: KAS-ACDP | 2. Foto: Peter Bouserath/KAS-ACDP | 3. Foto: Slomifoto/KAS-ACDP
Bruno Heck wurde erster Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit, Konrad Kraske fungierte als sein Stellvertreter, Heinrich Krone war Schriftführer (v. l. n. r.)

Am 20. Dezember 1955 gründete ein Kreis von Persönlichkeiten aus der CDU die Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit mit dem Ziel, eine Bildungsstätte auf der Grundlage christlich-demokratischer Überzeugungen zu etablieren. Erster Vorsitzender wurde Bruno Heck und sein Stellvertreter Konrad Kraske; Heinrich Krone fungierte als Schriftführer. Insbesondere Krone und Heck hatten in der Union nachdrücklich für die Schaffung einer Schulungs- und Bildungsstätte geworben.

 

Schloss Eichholz – die Keimzelle der KAS

Bereits wenige Tage nach der Gründung der Gesellschaft wurde das Schloss Eichholz im Januar 1956 als Bildungsstätte gekauft. Das Gebäude inmitten eines 1,5 Hektar großen Parks zwischen Bonn und Köln bot das richtige Umfeld für das Vorhaben.

Nach umfangreichen Umbauarbeiten und Vorbereitungen sowie Durchführung erster Seminare und Tagungen eröffnete Bundeskanzler Konrad Adenauer am 12. April 1957 feierlich die Politische Akademie Eichholz. Aufgabe der Einrichtung war es, „die demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage zu fördern“. Dazu wurden Tagungen und Seminare veranstaltet, durch Einladung ausländischer Gruppen die internationale Verständigung gefördert und begabte junge Menschen beim Zugang zu einer wissenschaftlichen Bildung unterstützt.

Wichtige Impulsgeber in der Anfangszeit waren Peter Molt (Akademieleiter 1960-1966) und Bernhard Gebauer (1966-1981).

Peter Molt KAS
Von 1960 bis 1966 war Peter Molt Leiter der Politischen Akademie Eichholz

Die Themen und auch die Aufgaben der Politischen Akademie Eichholz erweiterten sich rasch, sodass die Etablierung eigenständiger Einrichtungen notwendig wurde: So entstand unter anderem 1962 das Institut für internationale Solidarität, das sich der Bildungs- und Entwicklungsarbeit im Ausland widmete; 1965 die Studienförderung, die sich auf Bildung begabter junger Akademiker spezialisierte; 1971 das Institut für Kommunalwissenschaft zur Wissensvermittlung für Kommunalpolitiker und 1976 das Archiv für Christlich-Demokratische Politik. All diese Einrichtungen firmierten seit 1964 unter der übergeordneten Konrad-Adenauer-Stiftung. Die jeweiligen Institute nahmen ihre Aufgaben dabei weitgehend eigenständig wahr, koordiniert durch den Vorstand der Stiftung.

 

Internationale Arbeit

Mit der Gründung des Instituts für Internationale Solidarität nahm das Engagement der Konrad-Adenauer-Stiftung jenseits der deutschen Grenzen zu. Neben der Bildungsarbeit spielte dabei auch die Entwicklungspolitik eine zentrale Rolle; in den Anfangsjahren kam der Zusammenarbeit mit christlich-demokratischen Parteien und Bewegungen in Entwicklungsländern, vor allem in Lateinamerika, wo die christliche Demokratie in den 1960er Jahre zunehmend wichtiger wurde, eine große Bedeutung zu.

Die Durchsetzung der Menschenrechte, von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit sowie die Förderung der Demokratie standen dabei an erster Stelle der internationalen Zusammenarbeit. Nach den ersten erfolgversprechenden Projekten in Venezuela und Chile wurden rasch Kontakte mit anderen lateinamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Ländern aufgenommen und Außenstellen der Stiftung etabliert. Ab Mitte der 1970er Jahren folgten Auslandsbüros in den Ländern Westeuropas und den USA. Mit dem Umbruch in der Sowjetunion und insbesondere deren Zusammenbruch eröffneten weitere Niederlassungen in Ost- und Südosteuropa – das erste Büro bereits am 10. November 1989 in Polen. Zufälligerweise fand die feierliche Eröffnung unter Beisein von Bundeskanzler Helmut Kohl einen Tag nach Öffnung der Berliner Mauer statt, sodass der Bundeskanzler kurzerhand seinen Besuch unterbrechen musste.

Die wachsende Nachfrage nach Politischer Bildung konnte Schloss Eichholz nicht mehr allein bewältigen, deshalb ergab sich für die Konrad-Adenauer-Stiftung die Notwendigkeit, auch innerhalb Deutschlands „Außenstellen“ zu schaffen und damit zugleich lokale Besonderheiten in der Bildungsarbeit stärker zu berücksichtigen.

Eine herausgehobene Stellung spielte dabei die Kommunalpolitik, um den Menschen, die sich politisch engagierten, in ihren Kommunen das notwendige Wissen für ihre Arbeit zu vermitteln. Heute umfasst dieses Angebot achtzehn Politische Bildungsforen und Regionalbüros, die in den deutschen Ländern bürgernah die Botschaften und Themen der Stiftung vermitteln.

 

Umzug nach Sankt Augustin

Die zunehmende Ausweitung und Ausdifferenzierung der Arbeit der Adenauer-Stiftung Ende der 1970er Jahre und die Erschließung neuer Zielgruppen führte im Herbst 1981 zu einer Neugliederung der Politischen Akademie in Schloss Eichholz. Ein Großteil der bisherigen Bildungsarbeit wurde nun in einer zentralen Bildungsstätte angesiedelt, dem Institut für Politische Bildung, mit Zuständigkeit für das Schloss Eichholz, den damals acht regionalen Bildungswerken und dem Büro in Berlin. Für den wissenschaftlich orientierten Dialog über politische Fragen wurde die Politische Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung gegründet. Sie war für die Durchführung von Konferenzen, Workshops und Symposien zuständig und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem Forum für Begegnung, Dialog und Beratung zwischen Politik und Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, Kirche und Kultur.

Der Umzug nach Sankt Augustin, unweit von Bonn, war ein Schritt, die Aktivitäten aller Institute stärker zu koordinieren und zusammenzuführen. Mit der Fertigstellung eines neuen Bürokomplexes Ende 1976 wurden alle Institute der Konrad-Adenauer-Stiftung in dem neu erbauten Gebäude zusammengeführt. Mittlerweile beschäftigte die Stiftung über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Nach der Wiedervereinigung

Mit der Wiedervereinigung hatte die Stiftung ein erweitertes Aufgabenspektrum, musste sich neuen Themen zuwenden und das trotz knapperer finanzieller Mittel. Unter der Leitung von Bernhard Vogel, den die Mitgliederversammlung im Januar 1989 zum Stiftungsvorsitzenden wählte, nahm die Stiftung eine Reihe von organisatorischen, inhaltlichen und strukturellen Neuorientierungen vor.

Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D. und Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. (Quelle: KAS) KAS, ACDP: Medienarchiv 20080604-02-025 Urban
Bernhard Vogel leitete die Konrad-Adenauer-Stiftung von 1989 bis 1993 und von 2001 bis Ende 2009

1992 wurden die bisherigen sieben Institute in fünf Arbeitsbereiche zusammengefasst: Politische Bildung; Forschung und Beratung (ab 2003 Politik und Beratung); Wissenschaftliche Dienste (inkl. Begabtenförderung und Archiv); Internationale Zusammenarbeit; und Verwaltung. Später wurde dann die Begabtenförderung zu einer eigenständigen Hauptabteilung.

Schließlich erforderte der anstehende Umzug von Bundestag und Bundesregierung nach Berlin eine stärkere Präsenz der Konrad-Adenauer-Stiftung in der neuen Hauptstadt. 1998 wurde deshalb die Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung mit einem neuen Veranstaltungshaus eröffnet. Das dreistöckige Gebäude beherbergt im Zentrum einen großen Veranstaltungssaal. Als „Schaufenster“ der Stiftung hat es sich schnell als zentrale Adresse unweit des Regierungsviertels etabliert. Selbst die naheliegende Haltstelle der Berliner Buslinien trägt heute den Namen der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Bereits im Jahr 2001 beschloss der Vorstand, die Stiftungspräsenz weiter auszubauen, da das Veranstaltungshaus nur begrenzt Raum für Arbeitsplätze bot. Schon 2003 zogen die Abteilungen Politik und Beratung sowie Internationale Zusammenarbeit in angemietete Büros fußläufig von der Akademie entfernt. 2006 wurde das neue Bürogebäude in der Klingelhöferstraße eröffnet.

 

„Seismograph“ für Veränderungen

Um die Konrad-Adenauer-Stiftung noch mehr als bisher zu befähigen, wie ein Seismograph auf die gravierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland, Europa und der Welt zu reagieren und in die Zukunft weisende Denkmodelle zu entwickeln, berief die Stiftung Anfang 2000 ein Kuratorium, für das als Vorsitzender Bundespräsident a. D. Roman Herzog und als Mitglieder maßgebliche Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur gewonnen werden konnten.

Roman Herzog, Bundespräsident a.D. Harald Odehnal / KAS/ACDP
Roman Herzog, Federal President of the Federal Republic of Germany from 1994 to 1999, was the first Chairman of the Board of Trustees of the Konrad-Adenauer-Stiftung

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 stellten die Weltpolitik und damit auch die Stiftungsarbeit vor schwerwiegende Herausforderungen. Dazu schrieb der Stiftungsvorsitzende, der Thüringer Ministerpräsident Bernhard Vogel, der im März 2001 zum zweiten Mal in dieses Amt berufen wurde: „So gehört die Vergewisserung dessen, was wir verteidigen, um Frieden und Freiheit zu erhalten, nach dem 11. September noch mehr als zuvor zu den besonderen Verpflichtungen im Rahmen unseres Auftrages. Das zivilisatorische Vermächtnis der christlich-abendländlichen Kultur mit seinen zentralen Werten, die Universalität von Menschenrechten über kulturelle und politische Grenzen hinweg – sie bilden das Fundament, auf dem unser Eintreten für Demokratie, Verständigung und Toleranz gründet.“

Pöttering KAS
Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a. D., übernahm im Jahr 2010 den Vorsitz über die Konrad-Adenauer-Stiftung

Im Jahr 2010 übernahm Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a. D., den Vorsitz über die Konrad-Adenauer-Stiftung. Dessen besondere Verbundenheit mit Europa spiegelte sich auch darin, dass er die Europa-Rede einführte, eine mittlerweile jährlich wiederkehrende Stellungnahme der höchsten Repräsentanten Europas zur Idee und zur Lage Europas. Sie kann ein für die Wahrnehmung der europäischen Entwicklung wichtiger, bisher noch nicht genutzter Beitrag sein. Zudem wurde die internationale Abteilung der Stiftung in Europäische und Internationale Zusammenarbeit umbenannt. Dies sollte zum Ausdruck bringen, dass die europäische Zusammenarbeit qualitativ über internationale Kooperation hinausgeht und für die Stiftungsarbeit einen zentralen Stellenwert hat.

2013 traf der Vorstand der Stiftung die einschneidende Entscheidung, sich aus finanziellen Gründen von den Bildungsstätten Schloss Eichholz und Schloss Wendgräben bei Magdeburg, das 1997 als zweites Standbein für die Bildungsarbeit in den ostdeutschen Ländern angeschafft worden war, zu trennen und damit das bildungspolitische Engagement der Stiftung weiter in die Breite zu tragen.

Leitbild „Gemeinsam.Demokratie.Gestalten.“

Im Jahr 2018 übernahm Bundestagspräsident a. D. Norbert Lammert die Leitung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Mit Blick auf die zunehmende Krise des Multilateralismus in den zurückliegenden Jahren verstärkte die Adenauer-Stiftung ihre Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen, was sich auch in Büroeröffnungen in New York, Ottawa und Wien niederschlug.

Prof. Dr. Norbert Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und ehemaliger Bundestagspräsident kas
Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a. D., übernahm im Jahr 2018 den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung

Um die Arbeit der Stiftung künftig noch effektiver zu gestalten und auch zielgerichteter nach außen zu vermitteln, wurden 2019 und 2020 einige organisatorische Veränderungen vorgenommen. So wurden die Pressestelle und die Online-Redaktion organisatorisch zusammengeführt, um als Medienzentrum die kommunikative Arbeit der Stiftung zu optimieren. Mit Blick auf die Verschränkung der nationalen und internationalen Arbeit wurden zudem die Analyse-Einheiten der Europäischen und Internationalen Zusammenarbeit mit Politik und Beratung in der neuen Einheit Analyse und Beratung zusammengefasst. Die Arbeitsbereiche Marketing und Publikationen wurden in die bisherige Arbeitseinheit Strategie und Planung eingebunden. Diese bildet nun zusammen mit dem Medienzentrum und dem Vorstandsbüro den Leitungsstab.

Zudem hat die Konrad-Adenauer-Stiftung 2019 unter dem Titel „Gemeinsam.Demokratie.Gestalten.“ erstmals ein Leitbild erarbeitet und formuliert, das Auskunft darüber gibt, „wofür wir stehen, was wir wollen und wie wir arbeiten“. Bemerkenswert daran ist, dass dieses Leitbild das Ergebnis einer Diskussion unter allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war und es vom Vorstand der Stiftung wie auch der Mitgliederversammlung im Sommer 2019 angenommen wurde.

Leitbild Titelbild Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
Im Jahr 2019 entstand das unter Einbeziehung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erarbeitete Leitbild der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Gemeinsam.Demokratie.Gestalten.“

Ab Frühjahr 2020 stand die Stiftungsarbeit unter direktem Eindruck der Corona-Pandemie. Viele Großveranstaltungen konnten entweder nicht durchgeführt und mussten verschoben oder durch alternative Formate ersetzt werden. Dennoch gelang es der Stiftung innerhalb kürzester Zeit, gewohnte Vorgehensweisen umzustellen und neue Wege zu beschreiten. Nicht zuletzt mit Blick auf die veränderte Arbeitsweise wurde die digitale Infrastruktur massiv ausgebaut.

Im Oktober 2020 begrüßte die Stiftung mit Armin Nassehi den ersten KAS-Fellow. Das neu eingerichtete KAS-Fellowship soll jährlich eine Persönlichkeit mit Blick von außen in die Arbeit der Stiftung einbinden. Im Jahr 2022 ist der Diplomat und Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz, Prof. Dr. Christoph Heusgen, „Adenauer Fellow 2022“.

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