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Säkularisierung oder Scheitern?

з Victoria Hugelshofer

Saad Bin Tiflah Al-Ajmi über die Zukunft des Mittleren Ostens

In einer gemeinsamen Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft e.V. diskutiert Saad Bin Tiflah Al-Ajmi, Journalist und ehemaliger Informationsminister von Kuwait, über die aktuellen Entwicklungen in der arabischen Welt.

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„Wer versucht den Nahen Osten zu verstehen, wird früher oder später einen Nervenzusammenbruch erleiden.“ Mit dieser Anekdote zu dem verstorbenen Politikwissenschaftler Fred Halliday begann Prof. Saad Bin Tiflah Al-Ajmi, ehemaliger Informationsminister von Kuwait, Journalist und Professor an der Kuwait University, seinen Vortrag zum Thema „Secularism or Failure – The Future of the Middle East“ am 25. Mai 2016. Die Veranstaltung in der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde von der KAS und der DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. gemeinsam organisiert. Was jedoch auf Al-Ajmis einleitende Worte folgte war, analogisch gesehen, ein wirksames Beruhigungsmittel: in seinem umfassenden und erfrischend offenen Referat eröffnete er dem anwesenden Publikum neue Perspektiven auf die aktuellen Entwicklungen in der arabischen Welt und ermöglichte eine spannende und lehrreiche Diskussion, moderiert von Thomas Birringer, Teamleiter Naher Osten und Nordafrika der Konrad-Adenauer-Stiftung.

„Vermenschlichung der Region“: ein diversifizierter Blick auf den Nahen Osten

Nach der Eröffnung durch Dr. Wolfang Maier, Stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit bei der Konrad-Adenauer-Stiftung und einem Grußwort von DAFG-Vizepräsident Houssam Maarouf begann Professor Al-Ajmi seinen Vortrag mit einer Drei-Ebenen-Kategorisierung der Länder der arabischen Welt: „extrem unsicher“ (z.B. Syrien, Irak, Jemen), „teils unruhig“ (z.B. Ägypten, Libanon) und „relativ ruhig“ (z.B. GCC-Länder, Jordanien, Marokko). Diese Unterteilung des Sammelbegriffs „Naher Osten“ nahm er als Anlass, vor der zu starken Vereinfachung der Verhältnisse und einer Verallgemeinerung der Situation zu warnen. Vor allem richtete sich diese Mahnung an die westlichen Medien, denen er eine zu negative Darstellung der arabischen Länder vorwarf.

So stellte Al-Ajmi drei mediale Stereotypen zum Nahen Osten fest, die keinen Raum für eine diversifizierte Betrachtungsweise ließen: so würde westliche Berichterstattung das Augenmerk ausschließlich entweder auf Frauenrechte, Terrorismus oder Öl legen. Deshalb sprach sich der Professor auch ausdrücklich für eine „Vermenschlichung“ der Region aus. In anderen Worten brauche die arabische Welt Ereignisse und Geschichten, die sie in der Weltöffentlichkeit in ein anderes Licht rücken. Hierfür nannte er zum Beispiel die Weltmeisterschaft in Katar 2022 oder die Welt-Expo in Dubai 2020.

„Eine religiöse Schrift erklärt sich nicht selbst. Man muss sie selbst interpretieren.“

Nachdem er sich für einen diversifizierteren Blick auf die arabische Welt ausgesprochen hatte, widmete sich Al-Ajmi dem religiösen Extremismus. Diesbezüglich befasste er sich vor allem mit der Interpretationsvielfalt von religiösen Schriften, vorrangig dem Koran. Er machte dabei deutlich, dass jede Schrift und alles Geschriebene schlussendlich Produkte des Lesenden seien und nicht für sich alleine stünden. Zusätzlich sah er das grundlegende Problem darin, dass extremistische Auslegungen des Islams ein fester Teil der Bildungscurricula in der Region seien. Deshalb forderte er eine strikte Trennung von Metaphysik und Naturwissenschaften. Dies hieße jedoch nicht, dass Religion nicht trotzdem Teil des täglichen Lebens sein kann. Es braucht aber eine „Revolution“ um das „copy-pasting“ einer Generation nach der anderen, zusammen mit deren dichotomen Denkweisen, zu verhindern. Diese Revolution, so Al-Ajmi weiter, muss sich gegen den „intellektuellen Terrorismus“ richten. Als Beispiel für diese Monopolisierung des Islams verwies er auf eine sogenannte „Entwissenschaftlichung“ der Geschichtsschreibung, die aus politischen Gründen ein verfälschtes Bild der Religionsgeschichte darstellen würde.

Freiheit vor Demokratie

Um seine Vision von Veränderung im Nahen Osten weiter auszubauen, setzte sich Al-Ajmi weiter für ein Abrücken vom Verständnis von Demokratie als alleinigem Ziel und Errungenschaft in sich selbst ein. Er betonte, dass wahre Veränderung eine Verinnerlichung der „Freiheit“ als Gesamtkonzept voraussetzt, und es nicht genügt, Demokratie allein, als eine „mechanische Form von Freiheit“, zu praktizieren. Seiner Meinung nach folgt ein demokratisches Verständnis in ganz natürlicher Weise auf eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Begriffs Freiheit. So sei es eine Chance der heutigen und kommenden Generationen das Privileg des „Global Village“ zu nutzen, und so zu erfahren, was Freiheit in der Essenz bedeutet.

Was kann Europa tun?

Zum Abschluss seines Vortrags hob Al-Ajmi ganz besonders die Rolle Deutschlands und Europas in den weiteren Entwicklungen des Nahen Ostens hervor. Vor allem betonte er, dass eine erfolgreiche Kooperation zwischen dem Westen und dem Nahen Osten von höchster Relevanz für die Verbesserung der Situation in der ganzen Region sei. Der erste Schritt sei hierbei die Förderung der Idee der Koexistenz, anstatt der gegenseitigen Elimination. Wie es einst zur Beendigung des protestantisch-katholischen Glaubenskonflikt in Europa nötig gewesen war, soll sich Europa, vorrangig in Israel-Palästina, für ein friedliches Zusammenleben engagieren. Daran anknüpfend forderte der Professor die Ermutigung und Unterstützung der Bevölkerung sowie säkularer Bewegungen in der arabischen Welt. Es sei Europas Aufgabe, so betonte Al-Ajmi, der großen Mehrheit der friedfertigen Menschen eine Stimme zu geben. Abschließend ging Al-Ajmi besonders auf die Rolle der Muslime in Europa ein und bezeichnete sie als Schlüssel zu einer positiven Entwicklung des Nahen Ostens. Europäische Muslime seien unerlässlich im Prozess der Modernisierung des Islams und ihre Reformen werden früher oder später in die arabische Welt überschwappen. Zusätzlich betonte er auch die Wichtigkeit Europas insgesamt, aufgrund geographischer als auch historischer Begebenheiten und stellte zudem einen Rückgang des amerikanischen Einflusses auf die weitere Entwicklung arabischer Länder fest.

Lebhafte Diskussion und Hoffnung für die Zukunft

In der anschließenden Diskussion wurden neben allgemeinen Fragen zum politischen Islam und islamistischen Parteien in der Region insbesondere Al Ajmis Aufforderung zu einem diversifizierten Blick auf den Nahen Osten aufgegriffen, und so zum Beispiel nach einer Erklärung der ganz unterschiedlichen Entwicklungen in der Region und vor allem in den GCC-Ländern gefragt. Al-Ajmi unterschied hier in erster Linie zwischen Ländern wie Kuwait und Saudi Arabien einerseits, welche seit jeher von den gleichen Herrschaftsfamilien regiert werden, und Ländern wie Ägypten andererseits, in denen die Menschen in ihrer Geschichte verschiedene Regierungsformen kennengelernt haben und vergleichen können. Auf Grund dessen könne man unter anderem sehr verschiedene Strömungen in unterschiedlichen Teilen der arabischen Welt beobachten. Auf sein Herkunftsland Kuwait angesprochen war Al-Ajmi mit der Einordnung als Diktatur nicht einverstanden. Obwohl es weit entfernt ist vom demokratischen Ideal, sei es, an den anderen Staaten in der Region gemessen, doch in gewisser Weise als Demokratie zu sehen.

In der Diskussion wurde vor allem der ehrliche und offene Charakter der Debatte deutlich. Dadurch dass Al-Ajmi seine ganz persönlichen Meinungen frei einbrachte, war die Diskussion ein wertvoller Beitrag für alle Beteiligten auf dem Weg zu einem differenzierteren Verständnis der arabischen Welt.

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Thomas Birringer

Thomas Birringer

Stellvertretender Leiter Hauptabteilung Analyse und Beratung

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