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Blutige Verteilungskämpfe in Nigeria

от Jens Paulus
Schon zum zweiten mal innerhalb dieses Jahres ist der Bundesstaat Plateau Schauplatz blutiger Unruhen. Seit Anfang Mai kamen bei Raubzügen und Massakern dem Nigerianischen Roten Kreuz zufolge mehrere hundert Menschen ums Leben. Inoffiziellen Quellen zufolge soll es gar mehrere tausend Opfer geben. Dieses mal handelt es sich angeblich um Vergeltungszüge christlicher Milizen. Opfer seien zugewanderte Muslime. Neben Plateau scheinen auch die ständigen Konfliktherde Benue, Taraba, das Niger Delta und jüngst auch Kano nicht zur Ruhe zu kommen. Auch hier werden wieder vermehrt Tote gezählt.

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Es begann am Abend des 2. Mai. Milizen der ethnischen Gruppe der christlichen Tarok überfielen das im Landkreis Shendam gelegene Dorf Yewa in Plateau State. Über 250 muslimische Frauen und Kinder seien entführt, mehr als 1000 Häuser und zwei Moscheen zerstört worden. Der Angriff sei die Vergeltung gewesen für einen Überfall von muslimischen Fulani-Kämpfern auf ein Tarok-Dorf einige Zeit zuvor. Freilich reichen die Gründe für den Konflikt viel weiter in die Vergangenheit. Spätestens seit 2000 kommt es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen, zumeist treffen Siedler und die angestammte einheimische Bevölkerung aufeinander. Nun jedoch hat der Konflikt - seit dem großen Massaker von Jos im Jahre 2001 mit geschätzten 5000 Toten - eine neue Qualität erreicht.

Unmittelbar nach dem Überfall versuchten Sicherheitskräfte Yelwa einzunehmen. Auch sie mussten sich zunächst Gefechte mit den patrouillierenden Milizen liefern, ehe sie zum Dorf vordringen konnten. Seitdem herrscht Ausgangssperre, Polizei und Militär haben den Befehl, bei Verdacht sofort zu schießen. Mindestens 5000 Menschen befinden sich zurzeit auf der Flucht. Die meisten von ihnen zieht es in die benachbarten Bundesstaaten Bauchi und Nassarawa, einige Muslime flohen sogar nach Kano.

Nun herrscht die Furcht vor einem Überschwappen des Konflikts, begründet mit dem schwachen Religionsfrieden in weiten Teilen des Landes. Wie berechtigt diese Furcht ist zeigen die jüngsten Ereignisse in Kano, einer Metropole im Norden Nigerias. Organisiert von der wahabitisch orientierten Scharia-Kommission, kam es vor zwei Tagen zu einer Demonstration gegen die „ethnischen Säuberungen“ in Plateau State. Angeblich seien sogar 50 Leichen aus dem betroffenen Staat durch die Straßen getragen worden. Mehrere Tausend Menschen marschierten von der Moschee zum Gouverneurspalast. Auf ihrem Weg verbrannten sie Transparente mit den Konterfeis des Gouverneurs von Plateau - ein die Gewalttaten angeblich tolerierender, ja sogar unterstützender Christ - und des amerikanischen Präsidenten George W. Bush sowie seines israelischen Amtskollegen Sharon. Zum erstenmal seit dem 9. September 2001 werden lokale Konflikte mit dem Irak- und dem Nahostkonflikt in Verbindung gebracht. Dies alles deutet wirklich darauf hin, dass die Unruhen einen neue Qualität erreicht haben.

Der Nachgang zum unmittelbaren Konfliktgeschehen - wenn man überhaupt von einem Nachgang sprechen kann, geht das Töten doch weiter – ist typisch für Nigeria. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Plateau sind weniger religiös begründet als vielmehr ein Kampf um Zugang zu Ressourcen wie Weideland, Siedlungsland und politische Macht. Gleichwohl vermitteln die Reaktionen der gesellschaftlichen, religiösen und auch politischen Führer wie immer den Eindruck, es handle sich um einen Kampf von Muslimen gegen Christen und vice versa. Muslimische Vertreter sprechen von einem religiös motivierten Völkermord und werfen den Sicherheitsbehörden - und damit auch dem Gouverneur von Plateau – vor, das Leben und Eigentum der muslimischen Bevölkerung nicht schützen zu wollen. Christliche Vertreter hingegen warnen vor der zunehmenden Gewalt der muslimischen „Söldner“ und „Terroristen“ im Norden des Landes. Außerdem lehnen sie den Vorsitzenden der vom Präsidenten eingesetzten Friedenskommission, den Emir von Zazzau, ab. Dieser, so ihre Begründung, sei ein Mitläufer des Emirs von Wase, der unlängst auf einem Friedensgipfel in seinem Palast die Ältesten des Volkes der Tarok habe hinterrücks ermorden lassen.

Der Ereignisse in Plateau sind nur ein Beispiel für die besorgniserregende innere Entwicklung Nigerias. Verteilungskämpfe wie diese gibt es seit Jahrzehnten. Sie schwelten unter der Oberfläche, hier und da gab es vereinzelte Eruptionen. Jetzt aber haben sie an Intensität und Ausmaß zugenommen. Das gilt beispielsweise auch für das Niger-Delta, Stätte der nigerianischen Ölreserven und Fördergebiet. Erst vor kurzem wurden bei einem Überfall acht Menschen getötet, darunter drei amerikanische Mitarbeiter der Firma Chevron. Der Befreiungskampf der dort unterdrückten Völker, im Westen spätestens ein Begriff seit der Hinrichtung Ken Saro Wiwas, ist mittlerweile ein ethnisch motivierter Verteilungskampf der verschiedenen Volksgruppen untereinander, vielfach aufgeheizt durch die intervenierenden staatlichen Sicherheitskräfte. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Es wird unruhiger und wieder blutiger in Nigeria und es hat nicht den Anschein, als hätte die Regierung Obasanjo Lösungsansätze parat. Der Präsident verliert sich in Allgemeinplätzen, die Regulierungsversuche der Staatsmacht reduzieren sich auf die Entsendung weiterer Sicherheitskräfte, anstatt endlich die sozi-ökonomischen Herausforderungen anzugehen. Dies wäre nämlich der Schlüssel. Der Verteilungskampf, also der Kampf um Zugang zu Ressourcen, ist längst auch ein Verdrängungskampf. Der drastische Bevölkerungsanstieg im Land und die Knappheit dessen, was in einem funktionierenden politischen System verteilt werden muss, stehen in keinem Verhältnis mehr zueinander. In dieser Extremsituation sind ethnische und religiöse Zugehörigkeit von den führenden Brandstiftern dankbar aufgenommene Unterscheidungsmerkmale. Sie grenzen ab und erleichtern die Freund-Feind-Identifizierung. So wird aus einem Verteilungskampf schnell ein Kampf der Religionen, Völker und Kulturen. Das müssen die Verantwortlichen erkennen. Andernfalls geht das Land weiter diesen bedrohlichen und auch unweigerlich in die Selbstzerstörung weisenden Weg.

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