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Profilierungsversuche des Hindunationalismus

od Dr. Helmut Reifeld
Mitte Oktober feierte die rechtsradikale, hindunationalistische Basisorganisation RSS (Rashtriya Swayamsevak Sangh) in Nagpur ihren 75. Geburtstag. Zwar fanden die Aktivitäten der RSS schon immer in den indischen Medien viel Aufmerksamkeit, seit jedoch die indische Regierung von einer Koalition unter Führung der BJP (Bharatiya Janata Party) gebildet wird, ist das Verhältnis der BJP zur RSS von besonderem Interesse. Auf der einen Seite gilt die BJP, angeführt von Premierminister Vajpayee, als die moderate, politische Spitze des Hindunationalismus, deren Elite weitgehend aus den Reihen der RSS hervorgegangen ist. Auf der anderen Seite versuchen viele Politiker in der BJP immer wieder, sich von der radikalen RSS zu distanzieren, um vor allem international nicht in Verruf zu geraten.

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Bei dem diesjährigen Treffen in Nagpur profilierte sich der neue, erst im März dieses Jahres gewählte "Führer" der RSS, Kuppahalli Sitaramaiyya Sudarshan, mit einigen Bemerkungen, die allgemeine Empörung hervorriefen. Er verkündigte, daß das 21. Jahrhundert in Indien von der "Hindutva", der Bewegung zur Hinduisierung Indiens, geprägt sein müsse.

Hierzu sei erstens erforderlich, daß der Islam "indianisiert" werde. Muslime sollten die indischen Gottheiten Ram und Krishna als nationale Helden anerkennen, deren Blut auch durch ihre Adern ströme, und sich damit der religiösen "Hauptsrtömung" auf dem Subkontinent, sprich der "Hindutva", anpassen. Derzeit leben in Indien rund 130 Millionen Muslime. Sie bilden die größte religiöse Minderheit in Indien und nach Indonesien die zweitgrößte Muslimbevölkerung weltweit.

Sudarshans zweite Forderung war nicht weniger provokativ als die erste. Die RSS trete dafür ein, die christlichen Kirchen in Indien (ähnlich wie in China) zu nationalisieren. Der Vatikan sei eine "intolerante" Organisation und die christlichen Kirchen seien Teil einer "politischen Verschwörung", die darauf abziele, Indien zu destabilisieren. Seiner Ansicht nach dürften "ausländische" Kirchen nicht das Recht haben, "ihre Aktivitäten auf indischem Boden" zu entfalten. Unerwähnt ließ Sudarshan, daß Christen eventuell schon seit dem ersten Jahrhundert in Indien leben, und daß ihre Bildungs-, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen überall in Indien zu den angesehensten zählen.

Der dritte Angriff Sudarshans richtete sich schließlich gegen alle Tendenzen, die Indien in den Sog der Globalisierung ziehen. Internationale Firmen und die Weltbank, die WTO und der IMF, alle müßten bekämpft und aus dem Lande gedrängt werden. Es gäbe weder Bedarf an ausländischem Kapital noch an einem erhöhten Stromverbrauch. Schon bei früherer Gelegenheit hatte er erklärt, Indien brauche keine "Information Technology" und kein ausländisches Öl, sondern verfüge über reichlich Zuckerrohr, Ethanol und "gobar" (Kuhdung).

Unmittelbarer Protest gegen die Äußerungen Sudarshans kam von seiten der religiösen Minderheiten. Schwester Nirmala von den "Missionaries of Charity", die Nachfolgerin im Amt von Mutter Teresa, erklärte, daß die christliche Kirche eine "universal entity" sei, die sich keiner einzigen Nation zuordnen lasse.

Und Oswald Gracias, der Generalsekretär der "Katholischen Bischofskonferenz in Indien", wies darauf hin, daß keine Authorität einem Volk seine kulturellen Neigungen diktieren könne. Ähnlich antwortete Maulana Wahiduddin Khan, einer der führenden und fortschrittlichen islamischen Theologen in Indien. Er betonte, daß Religion und Kultur keine manipulierbaren Gegenstände seinen, sondern ubiquitäre Phänomene, die sich in einem historischen Prozeß befinden.

In den Äußerungen Sudarshans spiegelt sich nicht nur sehr viel Ignoranz, sondern vor allem eine reaktionäre Politik. Und hierin liegt das Hauptproblem für die regierende BJP. Zwar macht der indische Innenminister, L. K. Advani, der auch an den Feierlichkeiten in Nagpur teilgenommen hat, keinen Hehl daraus, daß er die RSS als eine "moralische Autorität" der BJP betrachtet und ihre Bedeutung mit der des Mahatma Gandhi auf eine Stufe stellt.

Glaubt man Advani, gilt die gleiche Verbundenheit auch für Premiermininster Vajpayee, obwohl dies von vielen Seiten bestritten wird.

Wahrscheinlicher ist hingegen, daß die BJP sehr geschickt und erfolgreich mit doppelter Zunge redet, denn von seiten anderer führender BJP-Politiker war deutlicher Widerspruch zu hören.

Die Mehrheit in der BJP versucht gerade durch eine weitere ökonomische Öffnung des Landes international Kredit zu gewinnen. Die indischen Muslime werden explizit eingeladen, sich der BJP anzuschließen, und nicht wenige BJP-Politiker schicken ihre Kinder auf christliche Schulen.

Der Parteivorsitzende der BJP, Bangaru Laxman, bekräftigte öffentlich, daß die RSS nicht das "Gewissen" der BJP verkörpere. Dennoch bleibt die Haltung der BJP gegenüber der RSS äußerst ambivalent, denn es herrscht große Unsicherheit in der Frage, ob nicht die RSS viel mehr von der Stimmung in der Bevölkerung widerspiegelt als es einigen "moderaten" Politikern lieb ist.

Es ist leicht, gegenüber der internationalen Presse zu erklären, daß Kirchen, Moscheen und Gurdwaras (die Tempel der Sikhs) in gleicher Weise zum Erscheinungsbild des Landes gehören wie Hindutempel. Spätestens bei der nächsten Wahl wird die BJP wieder maßgeblich auf die Unterstützung durch die RSS angewiesen sein.

Unter den kontroversen Stimmen, die in den vergangenen zwei Wochen aus den Reihen der RSS zitiert worden sind, verdient auch die des vierzehnjährigen Navin Sagar erwähnt zu werden. Navin, freiwilliges Mitglied der RSS-Jugendbrigade in Agra, erklärte freimütig: "I watch TV. I learn computers and want to go to the US. What they teach in the RSS is good but irrelevant." Wie repräsentativ Navins Meinung ist, läßt sich zur Zeit noch nicht absehen.

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