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Touristische Entwicklungen im Iran: Ein Land zwischen Repression, Regionalmachtbestrebungen und Reiseparadies

7. Hafis-Dialog Weimar

Im Gegensatz zu seinem größten deutschen Fan, Johann Wolfgang von Goethe, der als Tourist nach Italien und an andere Orte reiste, wird von Hafis gesagt, dass er seine Heimatstadt Shiraz niemals verlassen haben soll. Sicher belegen lässt sich dies zwar nicht, aber er wäre wohl nicht der einzige Dichter, der die gemütliche Schreibstube dem staubigen und beschwerlichen Reisen vergangener Jahrhunderte vorgezogen hätte. Womit wir auch schon beim Thema des diesjährigen 7. Hafis-Dialogs wären: dem Reiseland Iran als Ziel für westliche Touristen.

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„Der Reisende ist ein Gast Gottes“ (Iranischer Spruch)

„Niemand kann uns davon abhalten, Gott überall, wohin wir auch gehen, mitzunehmen.“ Hafis

Schon unter dem iranischen Präsidenten Ahmadinejad, der über acht Jahre eine selbst für den revolutionären Iran ungewöhnlich aggressive Außenpolitik und eine äußerst brutale Unterdrückung im Innern zum Markenkern seiner Politik gemacht hatte, war Iran von immer mehr westlichen Touristen besucht worden, wenngleich westliche Touristen von den Hardlinern im Iran teilweise auch heute noch feindselig als „Kulturinvasoren“ betrachtet werden, die mit ihren westlichen Sitten und Gebräuchen angeblich Verderbtheit in das vom schiitischen Klerus beherrschte Land bringen. Eher von anekdotischem Charakter ist es, dass Ahmadinejad sogar touristische Touren zu den iranischen Atomanlagen veranstalten ließ, um das Recht auf ein nationales Atomprogramm zu unterstreichen. Tempi passati – aber auch heute, unter seinem Nachfolger, Präsident Rohani, wird das Land von zahlreichen politischen Problemen und wirtschaftlichen Verwerfungen geplagt, die einer optimalen Entwicklung entgegen stehen.

Reiseland Iran – für Pilger und Kulturtouristen

Als Ort für religiösen Tourismus ist Iran aufgrund seiner zahlreichen heiligen Stätten insbesondere bei schiitischen Pilgern seit Jahrhunderten beliebt. Heilige Städte wie Mashad und Ghom haben sich auf den großen Zustrom aus dem Irak, dem riesigen inneriranischen Pilgerstrom und Pilger aus anderen schiitisch geprägten Ländern eingestellt.

Einen relativ neuen Boom erlebt aber der Kulturtourismus im Iran. Ein großer deutscher Anbieter von Kulturreisen verkündete im Jahr 2015 sogar, dass Iran in seinem Angebotsportfolio das „beliebteste Fernreiseziel“ geworden sei. Auch im Jahr 2016 hält diese hohe Beliebtheit an und dies nicht nur bei den besonders reisefreudigen deutschen Kulturreisenden. Dabei ist der Kulturtourist ein sensibles Wesen und politische Krisen stören seine Reisepläne daher empfindlich. Dies musste zuletzt die Türkei erleben, die bei besagtem Reisen-Anbieter im Jahr 2015 um 97 Prozent (!) einbrach. Umso erstaunlicher, dass der Iran offensichtlich von der Krise in der Region Nahost- und Nordafrika praktisch nicht negativ tangiert zu werden scheint. Noch mehr dürfte es manch einen irritieren, dass ein Land, in dem einerseits Frauen zum Tragen des Kopftuches gezwungen werden und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International seit Jahrzehnten schwere Menschenrechtsverletzungen beklagen, andererseits der bei deutschen Touristen beliebte „Ballermann-Urlaub“ mit Alkohol dagegen unmöglich ist, sich selbst bei allein reisenden Frauen und weltoffenen, politisch gebildeten Menschen, einer wachsenden Beliebtheit erfreut. Statt zum absoluten „No-Go“ ist der Iran offenbar zum Geheimtipp für immer mehr Reisende geworden. In weiten Teilen gilt das Land als besonders sicher und die strengen Sittengesetze tragen tatsächlich dazu bei, dass allein reisende Frauen im Iran, anders als in islamisch geprägten Ländern mit Massentourismus – wie Ägypten, Tunesien und die Türkei – nicht mit sexueller Belästigung rechnen müssen.

Entwicklung(en) und Tourismus im Iran

In einem ganztägigen Workshop widmeten sich iranische und deutsche Experten dem Tourismus und den darauf einwirkenden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Iran. Zusammenhänge, Synergien, Dynamiken, Wirkungen und Perspektiven wurden kritisch analysiert und diskutiert. Besonders kontrovers wurde darüber diskutiert, welche Relevanz die politische Öffnung unter Präsident Rohani für das Land hat. Am 19. Mai 2017 stehen die nächsten Präsidentschaftswahlen im Iran an und es ist nach Ansicht der Experten und politischen Beobachter keineswegs ausgemacht, dass Rohani sich gegen seine politischen Widersacher behaupten und eine zweite Amtszeit ausüben wird. Für die weiteren Entwicklungen und die Stabilität im Iran ist dies nicht unwichtig, darüber waren sich die Referenten einig, denn die aktuelle Öffnung zum Westen ist eine wichtige Voraussetzung auch für die Tourismusbranche, die auf finanzkräftige Touristen setzt und große Investitionen in die touristische Infrastruktur tätigt.

Der Privatsektor fördert die touristische Vielfalt

Ob die Reise in die schiitische Pilgerstadt Ghom führt, oder zu jüdischen Stätten, der bis heute mit rund 20.000 Juden größten jüdischen Gemeinde im Nahen Osten außerhalb des Heiligen Landes, die iranischen Reiseunternehmen entwickeln eine Vielzahl von attraktiven Programmen, die vielen Interessen gerecht werden. Schon heute ist der Dienstleistungsbereich - mit einem Anteil von 52 Prozent am Bruttosozialprodukt - die wichtigste Säule der iranischen Wirtschaft und nicht der Energie-Export und der Dienstleistungssektor wird durch die dynamische touristische Konjunktur weiter gestärkt, mit positiven Folgen für die Beschäftigung und die Entwicklung kleiner und mittelständischer Unternehmen.

Der Tourismus soll in den nächsten zehn Jahren um 400 Prozent gesteigert werden – von fünf auf 20 Millionen Touristen, die rund 20 Milliarden Euro an Devisen in die iranischen Kassen spülen würden. Der Vergleich mit der Türkei, der beim Hafis-Dialog von dem türkischen Wirtschaftsexperten Suat Bakir gezogen wurde, macht deutlich, dass dies durchaus möglich sein könnte: Auch in der Türkei waren in den 80er Jahren die infrastrukturellen Grundlagen für den Tourismus noch äußerst ungünstig und es herrschten anfangs chaotische Verhältnisse, die der Entwicklung einer nachhaltigen touristischen Infrastruktur entgegen standen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten entwickelte sich die Türkei dann aber zum touristischen Massenmarkt mit bis zu 42 Millionen Touristen im Jahr.

Der „Rohani-Faktor“ begünstigt langfristig Tourismus und Wirtschaft

Wenngleich Präsident Rohani im Jahr 2013 vor allem aufgrund seiner Reformversprechen ins Amt gewählt worden war, so waren die strukturellen Probleme zu tiefgreifend als dass sie in einer einzigen Amtszeit hätten gelöst werden können. Ohnehin war sein Reformer-Image im Westen wohl zu euphorisch, denn eine Weichenstellung für eine konsequente Demokratisierung, Menschenrechtsschutz und mehr Partizipation ist unter seiner Führung weitgehend ausgeblieben.

Auch der Abbau von Energiesubventionen, die Verkleinerung des Staatsapparats, die Schaffung von mehr Rechtssicherheit, die Bekämpfung der weitverbreiteten Korruption und die viele wirtschaftliche Bereiche prägende Intransparenz stellen große Herausforderungen dar, die von der Regierung Rohani erst in Ansätzen bewältigt wurden.

Doch der Abschluss des Atomabkommens mit dem Westen und die voranschreitende Reduzierung des über den Iran verhängten Sanktionsregimes tragen zur Entwicklung einer langsam aber sicher wachsenden wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung teil, die auch den Tourismus positiv beeinflusst. Große Hotelketten investieren heute in dem Land, das noch über viel zu geringe Bettenkapazitäten verfügt und aktuell nicht einmal mehr alle Geschäftsreisenden in der Hauptstadt Teheran unterbringen kann.

Über den Hafis-Dialog in Weimar: Hafis verbindet Deutsche und Iraner

Seit dem Jahr 2010 veranstaltet die Konrad-Adenauer-Stiftung in Weimar den Hafis-Dialog. In der Stadt, die freundschaftlich mit dem iranischen Shiraz verbunden ist, findet alljährlich der Hafis-Gedenktag statt. Der bis heute nicht nur im Iran beliebte Dichter Hafis war schon für den deutschen Dichterfürsten Goethe eine Quelle dichterischer Inspiration. Insbesondere sein „West-Östlicher Diwan“ war stark von den Versen des persischen Dichters beeinflusst. Über Hafis, der ungefähr in den Jahren 1320 bis 1389 gelebt haben soll, wird berichtet, dass er den Koran auswendig zu rezitieren wusste, sein persischer Name hat eben diese Bedeutung. Sein dichterisches Werk ist jedoch auch deshalb so beliebt, weil er „Weib, Wein und Gesang“ in seiner lebhaften Poesie angemessen zu würdigen verstand. Seine Heimatstadt Shiraz ehrt Hafis bis heute und jeden Donnerstag treffen sich dort Jung und Alt, um gemeinsam Hafis-Gedichte zu lesen. Dieses kulturelle Erbe der Menschheit verbindet den Iran bis heute mit anderen Völkern. Auch beim Hafis-Dialog werden von den deutschen und iranischen Teilnehmern immer wieder Hafis-Gedichte zitiert, denn seine Verse haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung und Wirkung eingebüßt. Im Iran sind sie sogar in den gehobenen Sprachgebrauch und in den reichen Zitatenschatz eingegangen.

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