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Veranstaltungsberichte

Das Geschäft mit der Armut

von Dr. Kristin Wesemann
Am 24. Oktober stellten die Investigativjournalisten Alejandra Gallo und Martín Dinatale ihre neue Publikation „Pobreza & Negocios“ vor.

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Die Pressefreiheit ist einer der Eckpfeiler der demokratischen Gesellschaft. Und unabhängiger Journalismus, der ohne Einschränkungen informieren kann, ist der Ausgangspunkt für die Meinungsbildung der Bürger. Somit sind freie Berichterstattungen eine wichtige Grundvoraussetzung, um demokratische Verbesserungen in einem Land voranzutreiben.

Die neue Publikation „Pobreza y Negocios. El festival debe continuar“ von Alejandra Gallo und Martín Dinatale folgt diesen Prämissen. Martín Dinatale hob zu Beginn der Präsentation hervor: „Journalist zu sein bedeutet, die Realität zu hinterfragen und Nachforschungen zu betreiben.“ Nur so könne der Journalismus zu einer mündigen Öffentlichkeit beitragen. Gallo fügte hinzu, dass es in Argentinien besonders schwierig sei, investigativen Journalismus zu betreiben. Daher sei der Rückhalt, den die Journalisten von ihren institutionellen Partnern bekommen, überaus wichtig. „Pobreza y Negocios“ ist das Ergebnis einer eineinhalbjährigen Forschungsarbeit des Journalistenteams DI-GA. Die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Argentinien begleitet die Autoren seit 2001 und unterstützte bereits ihre sehr erfolgreiche erste Publikation „El festival de la pobreza“.

Dinatale eröffnete, dass er das Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge der Öffentlichkeit präsentiere. Einerseits sei er glücklich und stolz, die Ergebnisse der Investigation vorzustellen, andererseits seien diese jedoch auch erschreckend. In ihrer Publikation decken sie das gut geölte System der Vergabe der Sozialhilfen in Argentinien auf. Diese werden nicht ausschließlich zur Bekämpfung der Armut verteilt, sondern auch als politisches Instrument genutzt. Durch die klientelistische Vergabe der von der Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner genannten „sozialen Investitionen“ wolle die Regierung ein Netzwerk aus loyalen Unterstützern aufbauen. Zudem verschleiere die Regierung die aktuelle Situation der Armut im Land durch fadenscheinige Berechnungsmethoden des Nationalen Statistikinstituts (INDEC). Trotz des wirtschaftlichen Wachstums Argentinien in den vergangenen Jahren, leben 30 Prozent der Bevölkerung noch immer in Armut, erklärte Gallo. „Pobreza y Negocios“ widmet sich in einem Kapitel dem wachsenden Problem des Drogenkonsums und –handels innerhalb der Armenviertel (Villas Miserias) in Buenos Aires. 40 Prozent der Bewohner der Villas seien unter 24 Jahre alt. Die zukünftige Generation, die in diesem Umfeld aufwächst, habe nur sehr geringe Zukunftschancen und lebe in großer Abhängigkeit von den staatlichen Unterstützungen, so Gallo. Die Bekämpfung der Kombination aus Armut, Drogenkonsum und –handel sei einer der zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre.

Daniel Arroyo, Experte für sozialpolitische Themen, lobte das Werk als „eine überaus wertvolle Lektüre“ und hob die Schwierigkeiten der Forschung in diesem Gebiet hervor. Seiner Ansicht nach schaffe „Pobreza y Negocios“ etwas, was nur sehr wenigen Büchern gelinge: „Die Anregung von Debatten über die Art von sozialen Politiken, die das Land benötigt.“ Nach Arroyo hängen das Drogenproblem und das des politischen Klientelismus zusammen. Hier gäbe es noch eine zu füllende Forschungslücke, appellierte er an die Autoren.

Auch das Publikum stimmte Arroyo zu und bat Investigativjournalisten, sich weiterhin mit dem Thema zu beschäftigen. Luis Alberto Cordero Arias, Botschafter Costa Ricas in Argentinien, zog einen Vergleich zwischen der argentinischen und der zentralamerikanischen Situation und erkannte hier viele überraschende Ähnlichkeiten. Die Parlamentarierin Paula María Bertol diskutierte die Rolle und Möglichkeiten der Justiz, in das Szenario einzugreifen. Die Teilnehmer gratulierten Gallo und Dinatale zu ihrer Publikation und freuen sich auf neue Forschungsergebnisse des DI-GA Teams.

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