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Die wissenschaftlich-technologische Herausforderung

von Marten Neelsen

Probleme und Perspektiven für Argentiniens Forschung

In seiner 2. Veranstaltung seines Think Tanks "proyectAR" macht der Minister der Produktion, Wissenschaft und Technologie der Provinz Buenos Aires, Christian Breitenstein, zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung auf die Probleme der Wissenschaft und Forschung des Landes aufmerksam. Die Forschung sieht sich den innenpolitischen und außenpolitischen Problemen ausgesetzt.

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„Der Krieg um das Wissen hat bereits begonnen“, prophezeit die Überschrift der nächsten Folie.

Henoch Aguiar ist der letzte der Vortragende des Abends und stellt seine Präsentation vor. Aufgeregt vor Begeisterung, erzählt der Ex-Regierungssprecher Argentiniens und Telekommunikationsexperte von Mikrochips, Speicherplatz, steigenden Studienplätzen, Wirtschaftswachstum und Technologie. Sein Enthusiasmus ist fast so groß, wie die Anzahl an Themen. „In der Zukunft“, verkündet er, „werden die Speicherkapazitäten um ein vielfaches größer sein.“ Hastig greift er in die Innentasche seines Jacketts und hält sein schwarzes Smartphone in die Luft. „So wie bei meinem Telefon. Unsere Technologie verbessert sich so rasant, das man es Wahnsinn nennen könnte. Doch das ist es nicht. Es ist schlicht Entwicklung.“

Es ist die zweite Veranstaltung, die Cristian Breitenstein im Namen seines Think Tanks „proyectAR“ organisiert hat. Hier will der Forschungsminister der wirtschaftlich wichtigsten Provinz des Landes, Buenos Aires, auf neue Ziele und auch politische Herausforderungen aufmerksam machen. Schon im Dezember 2012 war die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. bei der Geburtsstunde dabei. Damals hatten einige politischen Größen des Landes Breitenstein Unterstützung zugesagt. Er konnte Ex-Botschafter, Minister oder Professoren von seiner Idee überzeugen. Auch Daniel Scioli, der Gouverneur der Provinz Buenos Aires, stand auf der Gästeliste für die erste Veranstaltung.

An diesem Mittwochabend ging es um die „wissenschaftlich-technische Herausforderung“, der sich Argentinien aktuell stellen müsse. Doch was ist daran besonders? Ist Herausforderung vielleicht nur ein anderes Wort für Problem? Wie gut geht es denn Argentiniens Wissenschaft und Forschung?

„Wissenschaft und Technik sind maßgeblich für die Provinz Buenos Aires“, erklärt der Minister in seinen Begrüßungsworten. „Wir wollen mit „proyectAR“ direkten Einfluss auf die Wissenschafts- und Bildungspolitik nehmen.“ Cristian Breitenstein gilt als vielversprechender Nachwuchspolitiker in Argentinien.

Fehlende Einflüsse von außen

Dr. Kristin Wesemann, die Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Argentinien, erklärt, wie wichtig Bildung und Forschung für den Industriestandort Deutschland seien. „Deutschland ist im Wandel und weitreichende Forschung ist umso wichtiger. Sie bringt Alternativen und neue Ideen.“ Sie erwähnte die Ergebnisse des Expertengespräches mit dem deutschen Ökonomen Prof. Dr. Gunnar Prause. Der hatte den innovations- und forschungsfreudigen deutschen Mittelstand als wichtigste Bastion gegen die europäische Wirtschafts- und Finanzkrise genannt. Fast die gesamte Wirtschaft baue darauf auf. Und die Bundesregierung flankiere den Fortschritt mit kluger Politik. Vor allem aber sei das Land international stark vernetzt.

Für Argentinien gilt dies nicht unbedingt. Agueda Menvielle, Direktorin für Internationale Beziehungen im Nationalen Ministerium für Wissenschaft, erklärt: „Argentinien nutzt sein Potenzial nicht aus.“

Es stimme zwar, dass kein Land aus Lateinamerika mehr Nobelpreisträger beheimatet als Argentinien, aber Bildung, Wissenschaft und Fortschritt hingen auch von internationalen Beziehungen ab: Akademischer Austausch, Stipendienprogramme, Auslandsaufenthalte, Kooperationen mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. Diese Punkte müssten stärker gefördert und integriert werden, so Menvielle. Für sie scheint ganz klar: Die Forschungslandschaft Argentiniens ließe sich durch bilaterale und internationale Projekte und Investitionen deutlich verbessern.

Allerdings, so raunte mancher Zuhörer, sei es um die Internationalisierung der Forschung im Vergleich zu anderen Politikbereichen noch gut bestellt. Denn: Argentinien steht außenpolitisch derzeit stark in der Kritik.

Innenpolitische Organisation

Auch für Mario Casalla liegt das Potenzial des Landes klar auf der Hand. „Argentinien könne mehr erreichen“, so der Präsident der Vereinigung der lateinamerikanischen Philosophie und Sozialwissenschaften, „es müsse sich nur besser organisieren“. Das Land stände vor den üblichen Problemen der Forschungsunterstützung. Woher kommt das Geld, wie wird es verteilt, wie lassen sich Ziele formulieren, fragt Casalla. Zu viele kleine Ziele ständen einander im Weg und blockierten sich gegenseitig. „Erst wenn wir konkrete Ziele haben, auf die wir uns einigen können, vermeiden wir Konflikte.“ Auf die verschiedenen Ziele könne man sich dann durch festgelegte Indikatoren einigen und erst dann solle man das Geld verteilen.

Im Wandel

Die Einigkeit zeigt: Cristian Breitenstein hat mit seiner Idee einen Nerv getroffen. Geschlossenheit, gemeinsame Ziele und internationale Vernetzung sind für die Entwicklung des Landes notwendig. Mit seinem ThinkTank PoyectAr will er zeigen, wie wichtig es für sein Land ist, sich wieder international zu öffnen. Mit seinem ThinkTank „proyectAR“ und der Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. wird wieder mehr Augenmerk auf die international ausgerichtete Wissenschaftspolitik gelegt.

Schließlich wirft der Beamer die am Anfang erwähnte Präsentation von Henoch Aguiar an die Leinwand. Man sieht die Erde bei Nacht. Hinter ihr scheinen die Sonnenstrahlen daran vorbei. Aguiar tritt vom Rednerpult nach vorne. Bevor er letzten Endes in seine Begeisterung siegen lässt, erzählt er: „Wir leben im Wandel.“ Dann beginnt er, zu erzählen.

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19. Dezember 2012
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