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Veranstaltungsberichte

Holocaustzeitzeugengespräche in Buenos Aires

Zwischen dem 22. Mai und dem 10. August 2017 berichteten Überlebende des Holocausts darüber, wie sie den Schrecken des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkriegs überlebten und nach Argentinien gelangten. Die Gespräche fanden an Sekundar- und Pädagogischen Hochschulen statt. Die Zeitzeugengespräche wurden gemeinsam mit der Psychologin Lidia Assorati organisiert. Am Ende jeder autobiografischen Schilderung hatten die Schüler die Möglichkeit den Überlebenden Fragen zu stellen.

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Zeugnis von Thomas Kertesz (Ungarn)

Am 22. Mai und 28. Juni berichtete der ursprünglich aus Ungarn stammende Thomas Kertesz davon, wie er dem Konzentrationslager entkam. Kertesz wurde im Jahr 1928 geboren. Schon mit 15 Jahren erlebte er den ersten Bombenangriff aus Deutschland. Seine Jugend war gekennzeichnet durch die ständige Suche nach Verstecken und der generellen Angst ums Überleben. Nach mehreren Zwischenaufenthalten bei Freunden, fand er zunächst Schutz bei einer christlichen Familie. Besonderen Dank ließ er Raoul Wallenberg zukommen. Wallenberg gelang es durch sein entschiedenes Auftreten, Menschen vor dem sicheren Tod zu retten, indem er behauptete, sie seien Inhaber schwedischer Reisepässe. Thomas Kertesz meint, dieser schwedische Pass habe ihm sogar bei seiner Ankunft in Argentinien noch das Leben gerettet. Heute lebt Thomas Kertesz mit seiner Familie in Argentinien und versucht durch die Gespräche seine Erfahrungen zu verarbeiten und weiterzugeben.

Zeugnis von Myriam Kesler (Belgien)

Auch die gebürtige Belgierin Myriam Kesler überlebte den Schrecken des Holocausts. Am 23 Mai und 10. August berichtete sie den Schülern des Instituts Nuestra Sra. Del Valle und der Goethe-Schule von ihren Erlebnissen. Die heute 88-Jährige sprach hierbei über ihre Erlebnisse bei Kriegsausbruch in Europa 1939, den Kampf ihres Vaters in der Résistance und die Flucht der Familie über Frankreich nach Argentinien. Teile ihrer Familie wurden in das Konzentrationslager Majdanek in Polen deportiert und kamen dort ums Leben. Myriam Kesler mahnte die jungen Schüler, dass dieses Unrecht, das ihrer Familie und Millionen anderen Menschen angetan wurde, nicht vergessen werden darf und die Menschheit so etwas nicht wieder zulassen dürfe.

Zeugnis von Jorge Klainman (Polen)

Am 2. Juni gab Jorge Klainman seine Lebensgeschichte im Colegio Marista Manuel Belgrano wider. Er wurde 1928 in Kielce in Polen geboren. Mit 13 Jahren wurde er zusammen mit seiner Familie in ein Konzentrationslager in Polen deportiert. So begannen dreieinhalb Jahre des Leidens in insgesamt fünf Lagern. Eine Serie von Zufällen und Wundern rettete ihm in vielen Situationen das Leben. Als er 17 Jahre alt war, wurde er befreit, der Rest seiner Familie jedoch hatte nicht überlebt. Die einzige überlebende Verwandte war eine Großtante, die in Argentinien lebte. So wanderte er 1947 nach Argentinien aus. 50 Jahre lang konnte er nicht über das Geschehene sprechen, doch seit 26 Jahren reist er nun schon durch die Welt, um die Erinnerung an den Holocaust aufrecht zu erhalten.

Zeugnis von Nicolás Rosenthal (Deutschland/Frankreich)

Am 26. Mai sowie am 5. und 15. Juni 2017 berichtete der Zeitzeuge Nicolás Rosenthal von seinen Erlebnissen während des Holocausts in Europa. Nicolás Rosenthal wurde im Jahr 1924 in Raststatt geboren und lebte bis 1937 in Kehl. In diesem Jahr zog er nach Frankreich, um dort die Sekundarschule zu besuchen. Seine Eltern mussten 1940 ebenfalls nach Frankreich fliehen. Sein jüngster Bruder wurde jedoch wie viele andere jüdische Kinder nach London in Obhut gegeben. Rosenthal arbeitete nach der Kapitulation Frankreichs unfreiwillig in mehreren Konzentrationslagern. Seine Mutter kam während des Krieges ums Leben. Sein Vater, der Arzt von Beruf war, wurde im selben Konzentrationslager wie Rosenthal zum Arbeiten gezwungen. Allerdings erlag er noch vor dem Kriegsende einer Typhuserkrankung. Auch Rosenthal erkrankte an Typhus, konnte die Krankheit jedoch überwinden. Im Jahr 1946 traf Rosenthal eine Freundin aus der Kindheit in Straßburg, die er im Folgejahr heiratete. Da verbleibende Familienangehörige seiner ebenfalls jüdischen Ehefrau nach Argentinien ausgewandert waren, entschied das Paar ihnen nachzugehen.

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Kontakt

Olaf Jacob

Olaf Jacob

Leiter des Auslandsbüros Chile

olaf.jacob@kas.de +56 22 234 20 89

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