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Harald Ardeias

Auslandsinformationen

Editorial

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden 2050 zwei Drittel der Menschheit in Städten leben. 1950 waren es noch halb so viele. Die Zahl der Megastädte könnte im selben Zeitraum von heute 28 auf über 40 steigen und wenn wir von Megastädten sprechen, dann sprechen wir über Siedlungsgebiete mit mehr als zehn Millionen Einwohnern. Während die Zahl der Menschen, die in einem städtischen Umfeld leben, kontinuierlich steigt, schrumpft die Landbevölkerung zusehends. Insofern verwundert es kaum, dass gerade in Europa allerorten von „Landflucht“ die Rede ist.

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Nino Galetti und Philipp Lerch nehmen diese Entwicklung zum Anlass, um in ihrem Zwischenruf zu dieser Ausgabe für eine Renaissance des Dorfes zu werben. Aus deutsch-französischer Perspektive erläutern sie das notorisch unterschätzte Potenzial ländlicher Räume und machen deutlich, dass die weitere Entwicklung Europas nicht zuletzt davon abhängen wird, ob es gelingt, auch die vielfältigen Ressourcen jenseits der Städte zu nutzen.

Auch der Soziologe Andreas Reckwitz sieht durchaus das Potenzial ländlicher Räume, wie er im Interview zu dieser Ausgabe einräumt. Nicht umsonst gebe es die Tendenz bei Menschen in der Großstadt, sich einen Rückzugsort auf dem Land zu suchen. Allerdings, so Reckwitz, seien dieser „Stadtflucht“ bis auf Weiteres praktische Grenzen gesetzt, denn die hochqualifizierten Jobs der Wissensökonomie konzentrierten sich nun einmal in den Großstädten.

Welche politischen Dimensionen der Stand-Land-Gegensatz mit sich bringen kann, erörtert anschließend Céline-Agathe Caro am Beispiel der Vereinigten Staaten. Vor dem Hintergrund der letzten Präsidentschaftswahl zeigt sie auf, wie tief gespalten die amerikanische Gesellschaft gerade auch in dieser Hinsicht ist und inwiefern das zum Erfolg von Donald Trump beigetragen hat. Ihre Prognose: Nur wenn die Demokraten bei den nächsten Präsidentschaftswahlen einen Kandidaten ins Rennen schicken, dem es gelingt, die Kluft zwischen Stadt und Land zu überbrücken, besteht die Chance, Trump im Präsidentenamt abzulösen.

Den größten „Nachholbedarf“ in Sachen Urbanisierung hat derzeit noch Afrika. Entsprechend rasant schreitet die Entwicklung hier voran. 2050 wird sich die urbane Bevölkerung Prognosen zufolge verdreifacht, die Anzahl der Großstädte gar verfünffacht haben. Das bringt eine Reihe enormer Herausforderungen mit sich und rückt vor allem das Thema Sicherheit in den Mittelpunkt. Kriminalitätsprävention und Polizeiarbeit stehen dementsprechend im Mittelpunkt des Beitrags von Tilmann Feltes.

Wenn Millionen Menschen auf engstem Raum zusammenleben, ist das jenseits aller Sicherheitsfragen aber zunächst auch eine wohnungspolitische Herausforderung. Viele blicken in diesem Zusammenhang nach Singapur und fragen sich, wie es dem Stadtstaat trotz rasanten Wachstums gelingen konnte, nahezu alle seine Bürger mit ausreichend Wohnraum zu versorgen. Frederick Kliem gibt in seinem Beitrag die Antwort.

Zum Abschluss erläutert Kathrin Zeller, wie Städte und ihre Bürger-meister inzwischen sogar auf traditionell nationalstaatliches Terrain vordringen, etwa wenn sie als Akteure auf dem Weltklimagipfel oder im Rahmen der G20 auftreten. Dieser Trend, mit dem sich die Hoffnung auf praktische und bürgernahe Lösungsansätze verbindet, macht deutlich, inwiefern unsere Zukunft in vielerlei Hinsicht urban geprägt sein wird.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr

Dr. Gerhard Wahlers ist Herausgeber der Auslandsinformationen (Ai), stellvertretender Generalsekretär und Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Kontakt

Sebastian Enskat

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Leiter des Multilateralen Dialogs Wien

sebastian.enskat@kas.de +43 1 890 1465 11

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