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Editorial
Der deutsche Kartograf August Petermann war im 19. Jahrhundert einer der Großen seines Fachs, geehrt nicht zuletzt mit der höchsten Auszeichnung der Londoner Royal Geographical Society. August Petermann war sich sicher: Dank des Golfstroms gibt es einen eisfreien Zugang zum Nordpol. Und so stand auch der von ihm initiierte erste deutsche Kartografentag 1865 unter dem Motto: „Die Veranstaltung einer Deutschen Nordfahrt“. Erst mehrere gescheiterte Expeditionen und Dutzende Tote später war Petermanns Theorie vom Tisch.
von Gerhard Wahlers
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Von einer Zone des Friedens zum Konfliktherd?
Die geopolitische Bedeutung der Arktis
Die Arktis rückt zunehmend in den Fokus geopolitischer Interessen. War noch die von Michail Gorbatschow 1987 in Murmansk ausgerufene Losung einer „Zone des Friedens“ in der Arktis ein Hoffnungszeichen für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Anrainerstaaten, so zeichnet sich heute – vor allem nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch Russlands in die Ukraine – ein düsteres Bild ab, geprägt von Machtkampf, Misstrauen und Militarisierung.
von Michael Däumer
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Bodenschätze und Seewege in der Arktis
Ein Überblick über Vorkommen, Zugangswege und die Politik dahinter
Der Reichtum an Bodenschätzen in der Arktis – sowohl an Kohlenwasserstoffen als auch an harten Mineralien – erregt Aufmerksamkeit. Aber wo liegen die Triebkräfte und Hemmnisse für eine industrielle Nutzung? Sind die rechtlichen Aspekte geklärt oder ist die Kontrolle über die Ressourcen umstritten? Zudem erleben wir eine Öffnung der arktischen Seewege. Könnte der Zugang zu ihnen Konflikte heraufbeschwören?
von Arild Moe
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Wo unumkehrbare Verluste drohen
Der Klimawandel in der Arktis und die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine für die Forschung
Sie ist Meeresforscherin und leitet mit dem Alfred-Wegener-Institut die wichtigste deutsche Institution in der Polar- und Meeresforschung: Antje Boetius erklärt im Gespräch mit den Auslandsinformationen, warum uns durch den Klimawandel in der Arktis unumkehrbare Verluste drohen, wieso der russische Angriff auf die Ukraine auch die Forschung in der Polarregion schwer getroffen hat und was sie unbedingt noch über die Arktis herausfinden will.
von Sören Soika, Fabian Wagener
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Neuer Blick nach Norden
Risiken und Handlungsoptionen für die deutsche Arktispolitik
Absichtserklärungen in Sachen Umweltschutz und Multilateralismus prägten bislang die deutsche Arktispolitik. Das muss sich ändern. Denn Russland nimmt auch in der Arktis eine zunehmend konfrontative Haltung ein und rüstet militärisch auf. Gleichzeitig tritt auch China dort immer ambitionierter auf. Sicherheit muss daher in Deutschlands Überlegungen zum hohen Norden künftig eine größere Rolle spielen.
von Knut Abraham
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Der schmelzende Schild
Die russische Arktis im Brennpunkt
Der hohe Norden hat für Russland traditionell eine große Bedeutung – als Rohstoffspeicher, aber auch sicherheitspolitisch. Während das Schmelzen des Eises Moskau wirtschaftlich neue Möglichkeiten eröffnet, beraubt es das Land gleichzeitig eines natürlichen Schutzes gegen militärische Angriffe. Die Folge: Die Remilitarisierung der russischen Arktis ist in vollem Gange.
von Thomas Kunze, Leonardo Salvador
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Der selbsternannte Fast-Arktisstaat
Chinas Politik in der nördlichen Polarregion
Ungefähr 13 Breitengrade trennen den nördlichsten Punkt Chinas vom Polarkreis. Dennoch drängt die Volksrepublik seit Jahren mit Nachdruck in die Arktis. Grund dafür ist einerseits der Rohstoffhunger einer aufsteigenden Wirtschaftsmacht. Andererseits hat die Führung in Peking die Region als eine wichtige Zone in einem möglichen Großmachtkonflikt der Zukunft identifiziert.
von David Merkle
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Was die Staaten (offiziell) in der Arktis wollen
Ein Überblick über Arktisstrategien ausgewählter Länder
Die USA haben eine, genauso Russland. Auch Norwegen und Finnland haben sie: eine offizielle Arktisstrategie. Aber nicht nur Arktisanrainerstaaten haben ihre Ziele und Prioritäten mit Blick auf die nördliche Polarregion schriftlich festgehalten. Auch Staaten, die mehr oder weniger weit vom Polarkreis entfernt liegen, haben solche Strategiepapiere beschlossen, so beispielsweise China und Indien, aber auch Deutschland.
von Sören Soika, Fabian Wagener
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Maritime Rechtszonen nach dem UN-Seerechtsübereinkommen
Einflussbereiche der Küstenanrainerstaaten
Wem gehört was in der Arktis? Einen „Arktisvertrag“ gibt es nicht, aber das UN-Seerechtsübereinkommen von 1982 enthält Regelungen zum Status verschiedener Meereszonen – nicht nur, aber auch in der Arktis.
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Der nordamerikanische Blick auf die Arktis
Wie Kanada und die USA auf Veränderungen im hohen Norden reagieren
Als der legendäre US-amerikanische Marinestratege Alfred Thayer Mahan Ende des 19. Jahrhunderts die doktrinären Grundlagen der US-Marine mit ihrem zentralen Prinzip der maritimen Dominanz definierte, kam die Arktis darin noch nicht vor. Durch den Wiederaufbau russischer maritimer Kapazitäten nach dem Kalten Krieg und die parallel forcierten chinesischen Ambitionen, die US-amerikanische Hegemonialmacht überall herauszufordern, ändert sich jedoch die Bedeutung der Arktis sowohl für die USA als auch für Kanada signifikant. Das stellt beide Arktisanrainerstaaten in ihrer Sicherheitspolitik vor große Herausforderungen.
von Norbert Eschborn
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Die Arktispolitik der Nordischen Länder
Im Spannungsfeld zwischen Klimawandel, wirtschaftlicher Nutzung und Sicherheit
Weiten aus Schnee und Eis, bevölkert höchstens von Eisbären: Dieses Bild der Arktis trifft nur zum Teil die Realität. Auch wenn der Schutz des Klimas und der arktischen Naturlandschaft ein zentrales Anliegen der Nordischen Länder ist, sind die Gebiete nördlich des Polarkreises auch von wirtschaftlicher Aktivität geprägt. Und das Thema Sicherheit steht spätestens nach Russlands Angriff auf die Ukraine wieder weit oben auf der Prioritätenliste.
von Gabriele Baumann, Julian Tucker
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Vom Niemandsland zum Kontinent des 21. Jahrhunderts?
Zur Zukunft der Antarktis
Weit entfernt und fast unbewohnt, aber zunehmend bedeutend in der internationalen Politik: Die Antarktis ist im Kampf gegen den Klimawandel ein unabdingbarer Baustein. Zudem hat das bisherige „Niemandsland“ aufgrund der vermuteten Rohstoffvorkommen das Potenzial, sich mittel- und langfristig zu einer geopolitischen Arena zu entwickeln. Deutschland und Europa sollten sich stärker für Stabilität und Nachhaltigkeit in der Region einsetzen.
von Inga von der Stein