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Veranstaltungsberichte

Preventing and countering radicalisation

von Tina Mercep
Gemeinsam mit COMECE, der Katholischen Kirche in der Europäischen Union, hat das Europabüro der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Podiumsdiskussion den möglichen Ursachen des Extremismus und der Fremdenfeindlichkeit, wie auch den Vorbeugungsmaßnahmen, gewidmet.

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Die Sicherheitsbedrohung durch Radikalismus hat neue Formen angenommen. Anschläge, wie im Jahr 2015 in Frankreichs Hauptstadt Paris, verdeutlichen die unabdingbare Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit möglichen Handlungsweisen für die Zukunft. Die europäische Gemeinschaft steht vor der Herausforderung den neuen Phänomena von Xenophobie, Extremismus und Nationalismus zu entgegnen und in vereinter Kraft die Integration voranzutreiben.

Gemeinsam mit COMECE, der Katholischen Kirche in der Europäischen Union, hat das Europabüro der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Podiumsdiskussion den möglichen Ursachen des Extremismus und der Fremdenfeindlichkeit, wie auch den Vorbeugungsmaßnahmen, gewidmet. Insbesondere die Beziehung zwischen Religion und Radikalismus ist ein wiederkehrendes Thema in der Gesellschaft. Ganz im Sinne von „Nostra aetate“, wegweisend für die Haltung der Katholischen Kirche gegenüber anderen Religionen, erscheint das gemeinsame Wirken verschiedener Glaubensrichtungen als ein entscheidendes Element für ein zukünftig friedliches Zusammenleben.

Unter der Moderation von Dr. Ian Linden, leitender Berater der Tony Blair Faith Foundation wurde die Frage nach dem Weg zu einem anhaltenden Frieden in Europa eingehend erörtert. Rev. Prof. Thomáš Halík, Professor für Soziologie an der Charles University in Prag und Dr. Christiane Höhn, Beraterin von Gilles de Kerchove, Anti-Terror-Koordinator der Europäischen Union, sowie Dr. Mohammad Ali Shomali, Resident Imam und Direktor des Islamischen Zentrum von England nahmen deshalb an der Diskussionsrunde Teil.

Einleitend machte seine Eminenz, Herr Kardinal, Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx deutlich, dass die heutige Gesellschaft den großen Auftrag zu erfüllen habe, gleichberechtigt und friedlich untereinander zu leben. Die darauffolgende Podiumsdiskussion widmete sich den möglichen Vorgehensweisen.

Zuerst wurde auf die Ursachen von religiösem Extremismus verwiesen und angemerkt, dass Religion auf verschiedene Weisen ausgelebt werden kann. Das „unzureichende Engagement für die Wahrheit“ und die daraus folgende besitzergreifende Form von Religiosität scheint destruktive Folgen zu haben. Im weiteren Verlauf des Abends wurde die Religion als Instrument für die eigenen Ziele auch als „extrinsische Religion“ betitelt. Die extreme Interpretation der eigenen Religion und die Verwendung derselben zur Vorteilsnahme weisst Gefahren auf, die sich sicherheitsbedrohend auf die europäische Gemeinschaft auswirken.

Es herrschte dennoch ein Konsens, dass im gleichen Maße wie religiöser Radikalismus Gefahren birgt, die Kirche auch eine unterstützende Rolle für die Zukunft einnimmt. Für religiöse Organisationen bietet sich die einmalige Gelegenheit als Vermittler einzustehen und somit als unterstützende Kraft zu einem gegenseitigen Verständnis beizutragen.

In Hinblick auf die Situation innerhalb der Europäischen Staaten, wurde der Ausdruck „Europäische Werte“ mehrfach aufgegriffen. Die fehlende Identifizierung mit den gemeinschaftlichen Werten wurde als eine Ursache für die, als unzureichend geltende, Integration genannt. Wie können Einwanderer unserem gemeinsamen Wertesystem begegnen, wenn wir dieses nicht leben? Und wie können wir Ihnen ein solches näherbringen? Die fehlende soziale Einheit kann zum Verlust von Identität und der Abspaltung von ganzen Gruppen führen.

Ergänzend wurde auf das Vorgehen der Europäischen Union hingewiesen und angemerkt, dass die Situation nach einem professionelleren Ansatz verlangt. Die ungleiche Behandlung von Bürgern innerhalb der Europäischen Union kann eine neue Generation heranziehen, welche sich im eigenen Land bedroht fühlt. Obgleich die Einführung von neuen Regelungen und Gesetzen eine relativ lange Zeitspanne in Anspruch nimmt, waren sich die Anwesenden einig, dass die Maßnahmen der Union entscheidend für die Eindämmung von Extremismus sind. Die ausdrücklich erwähnten „Soft Policies“, wie Bildungsinitiativen, alternative Erzählweisen auf Internetplattformen und der Austausch von bewährten Praktiken innerhalb der Mitgliedstaaten, deuten auf langfristige Projekte hin, die zur Bildung und Integration von zukünftigen Generationen beitragen.

Im anschließenden Austausch mit dem Publikum fiel die Frage nach einer möglicherweise bereits überschrittenen Schwelle, die eine radikalere Ausübung des eigenen Standpunktes birgt. Dabei wurden die Beweggründe dafür debattiert, weshalb Täter sowohl dem eigenen Leben als auch dem Leben der Opfer einen geringen Stellenwert zusprechen. Schließlich wurde ausdrücklich erwähnt, dass Fundamentalismus als solcher nicht automatisch negativ zu bewerten ist. Eine strenge Überzeugung kann sich sowohl positiv als auch negativ auf das Verhalten einer Person ausüben. Ferner scheinen soziale und psychologische Umstände einen Einfluss auf den Entscheidungsfindungsprozess zu nehmen. Diese Aussage ließ erkennen, dass die Teilnehmer der Diskussionsrunde dem Radikalismus verschiedene Ursachen zuschreiben.

Letztendlich wurde festgehalten, dass die Bedrohungen, welche sich lange Zeit außerhalb der Grenzen Europas abgespielten, nun auch direkt in den Metropolen Europas angekommen sind.

Die Teilnehmer der Diskussionsrunde haben wiederholt auf einen „tückischen Kreislauf“ hingewiesen, der sich vermehrt in Islam-Feindschaft ausdrückt und den es zu unterbrechen gilt. Insofern steht die gesamte Europäische Union vor dieser Herausforderung und sollte ihr gestärkt als Gemeinschaft entgegentreten.

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