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Deutsches Institut für Stadtbaukunst

Veranstaltungsberichte

Wie Kommunen nachhaltiger werden: Umbau vor Neubau, mehr Grün und Blau, weniger versiegelte Flächen

KommunalAkademie und Deutsches Institut für Stadtbaukunst initiieren
neues kommunalpolitisches Netzwerk Nachwuchskräfte Städtebau

Das Netzwerk aus rund 30 Nachwuchskräften unterschiedlicher Disziplinen und Städtebau-Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft traf sich erstmals am 1. und 2. Dezember 2022 in Frankfurt.
Thema des Auftakttreffens war Nachhaltigkeit im Städtebau.

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Im Rahmen einer Fachkonferenz mit praxisorientierter Exkursion fand das Auftakttreffen zum „Netzwerk Nachwuchskräfte Städtebau“ am 1. und 2. Dezember 2022 in Frankfurt am Main statt. Mit dem Fokus „Nachhaltigkeit im Städtebau“ wurde der Themenkomplex „Anpassung an den Klimawandel“ im Sinne einer klimaresilienten Kommune mit den Aspekten Begrünung, nachhaltiges Bauen und Gestaltung von Quartieren diskutiert.

Moderierte Exkursion durch die neu gestaltete Frankfurter Altstadt

Konkrete und praxisnahe Einblicke in die Umsetzung von Stadtplanung bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Führung von Professor Christoph Mäckler durch die neu gestaltete Frankfurter Altstadt. Prof. Mäckler hat die Neugestaltung als Vorsitzender des Gestaltungsbeirats der Stadt Frankfurt eng begleitet. Er erläuterte bei der Führung anhand ausgewählter Bauten die folgenden Nachhaltigkeit-Kriterien, die das Deutsche Institut für Stadtbaukunst entwickelt hat:

  • Quartiere sollten aus Häusern mit langfristig nutzbaren Typologien bestehen, die sich veränderten Bedürfnissen anpassen können. 
  • Kleinteilige Strukturen, bei denen das Stadthaus auf der Parzelle den Normalfall bildet, ermöglichen Flexibilität hinsichtlich sich wandelnder Nutzungen. 
  • Solide Bauweisen und dauerhafte Konstruktionen begünstigen die anhaltende Nutzung von Gebäuden und entwickeln eine langfristige Identitfikation des Bewohners mit seinem Zuhause.  
  • Gemischt genutzte Quartiere, die alltägliche Fußläufigkeit ermöglichen, bilden die Basis der kompakt gebauten, klimaschonenden Stadt und vermindern den Individualverkehr.

In den Inputs und Diskussionen im Rahmen der Tagung standen die folgenden Leitfragen im Mittelpunkt: Welche städteplanerischen und architektonischen Aspekte müssen bei der nachhaltigen Stadt der Zukunft stärker in den Fokus rücken? Welchen Nutzen bringt technisch unterstütztes Grün wie Dachbegrünung und Fassadenbepflanzung? Wie gelingt die Umsetzung solider, dauerhafter Bauweisen, die lang haltbare und nutzbare Stadthäuser schaffen? Welche Materialien und Konstruktionsweisen sind ohne hohen energetischen Aufwand bau- bzw. umbaubar und wiederverwendbar? Welche Aspekte des Katastrophenschutzes müssen bei zukünftigen Planungen eine stärkere Rolle spielen?

Klimaresilientes Bauen

Die Themen wurden lebhaft, teilweise auch kontrovers diskutiert. Immer wieder kreiste der Dialog um die Frage, wie stark Fragen der Nachhaltigkeit beim Bauen regulatorisch und gesetzgeberisch durch Politik und Verwaltungen gesteuert werden sollten. Tanja Flemmig, die leitende Baudirektorin des Stadtplanungsamtes Regensburg, berichtete in diesem Zusammenhang vom Freiraumentwicklungskonzept der Stadt Regensburg: „Wir versuchen das mit Mitteln wie der doppelten Innenentwicklung, indem wir Grün und Bauen gleichsetzen, sehr auf klimaresilientes Bauen achten und damit die Basis schaffen für eine Umsetzung, die im Idealfall klimaneutral erfolgen kann.“

Bedeutung von Baustoffen 

Die Vor- und Nachteile von unterschiedlichen Baustoffen kamen ebenso zur Sprache wie die Frage, welche Vorteile für die Umwelt der nachhaltige Umbau vor Neubauten hat. Immer wieder wurde der Zielkonflikt zwischen der Notwendigkeit, einerseits mehr (günstigen) Wohnraum zu schaffen, und andererseits so wenig neue Flächen wie möglich zu versiegeln, herausgearbeitet. Am Beispiel der Region Euskirchen wurde deutlich, dass auch der Wiederaufbau von Gebäuden und Straßenzügen nach einer Naturkatastrophe Chancen zur nachhaltigen Neugestaltung von Städten liefert.

Insgesamt wurde sehr viel darüber diskutiert, ob und inwiefern sich die bauliche Weiterentwicklung unserer Städte mit übergeordneten Klimazielen in Einklang bringen lässt. Judith Ottich von Architects for Future verwies dabei auf die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit des Bausektors mit Akteuren der Klimabewegung: „Dabei gibt es bisher noch viel zu wenig Berührungspunkte und die versuche ich durch die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem Netzwerk Nachwuchskräfte Städtebau herzustellen.“

Neben dem Kernthema des nachhaltigen Bauens wurden auch größere urbane Einheiten in den Blick genommen und die Frage debattiert, welche kommunalpolitischen und baulichen Maßnahmen nötig sind, um ganze Quartiere nachhaltig zu gestalten und die Lebensqualität für alle Bewohner der Stadt zu erhalten und zu erhöhen.

Erhöhter Bedarf an Beteiligung bei Bauvorhaben

Mit Blick auf Planungs- und Beteiligungsverfahren wurde deutlich, dass es bei Bürgerinnen und Bürgern ein in den letzten Jahren gestiegenes Bedürfnis gibt, über Bauvorhaben informiert zu werden und dabei mitzudiskutieren. Dieses Bedürfnis zu bedienen, birgt große Herausforderungen für die Kommunikation der beteiligten Akteure. Unabhängig davon, wie einzelne Informations- und Beteiligungsverfahren ausgestaltet werden, ist es von großer Bedeutung, dass in den kommunalen Gremien repräsentativ gewählte Vertreter weiterhin die Entscheidungshoheit über Bau- und Stadtplanungsverfahren innehaben.

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