Biogramm Detail - Geschichte der CDU
Dufhues gilt als einer der Väter des WDR-Gesetzes von 1954. Innerhalb der CDU war er der entschiedenste Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, was ihn während des Fernsehstreits 1958–1961 in Gegensatz zu Konrad Adenauer brachte. Zu den Erfolgen als Innenminister zählten u. a. die Verbesserung des kommunalen Finanzausgleichs zugunsten der Gemeinden, die Beschleunigung der Verfahren zur Wiedergutmachung von NS-Unrecht und Maßnahmen zur Bekämpfung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit, u. a. durch die Einführung des Mütterpasses. In den Kreis der Spitzenpolitiker der CDU trat er auf dem Bundesparteitag 1956, auf dem er sich erfolgreich gegen Adenauer für die Erweiterung des Bundesvorstandes und die Wahl Karl Arnolds zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden einsetzte. Die in ihn gesetzten Erwartungen als Geschäftsführender Bundesvorsitzender konnte er nicht erfüllen. Nur bedingt gelang es ihm, das Eigengewicht der Partei zu stärken und sie damit aus dem Schatten von Bundesregierung und CDU/CSU-Fraktion zu führen. Die Modernisierung des Parteiapparats kam über Ansätze nicht hinaus. Das Ziel, durch die Werbung neuer Mitglieder die Wählerpartei CDU zu einer Mitgliederpartei umzugestalten, wurde „total verfehlt“ (W. Schönbohm). Innerparteiliche Widerstände gegen eine durchgreifende Parteireform und Kompetenzgerangel mit Adenauer, der nach dem Kanzlerwechsel 1963 Parteivorsitzender blieb, waren ein Grund für seinen Misserfolg. Die wesentliche Ursache für sein Scheitern aber lag bei ihm selbst. Er war der Auffassung, dass sich eine politische Spitzenfunktion und volle privatberufliche Tätigkeit miteinander verbinden ließen, und widmete daher nur die Hälfte seiner Arbeitszeit dem Bonner Amt. Das Streben nach persönlicher Unabhängigkeit ließ Dufhues 1961 vor dem Eintritt in die Bundesregierung und 1966 vor der Übernahme des Bundesparteivorsitzes zurückschrecken. In der Öffentlichkeit entstand das Bild vom „Zauderer im Vorhof der politischen Macht“ (G. Schröder). Das letzte Jahrfünft seiner politischen Karriere war durch „ein wachsendes Auseinanderklaffen von Wollen und Willen“ (H. Becker) gekennzeichnet, was gesundheitliche Gründe hatte.
Lebenslauf
- 1927 Abitur, Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Tübingen und Berlin
- 1935 Rechtsanwalt in Berlin
- 1941–1945 Kriegsdienst
- 1945/46 Richter am Landgericht Bochum
- 1946 Rechtsanwalt in Bochum
- seit 1951 zugleich Notar
- 1945 CDU
- 1946-47 und 1950–1971 MdL Nordrhein-Westfalen
- 1948-49 stellvertretendes Mitglied des Parlamentarischen Rates
- 1946–1950 Mitbegründer und Vorsitzender der JU Westfalen
- 1949-50 Bundesvorsitzender der JU
- 1955–1971 WDR-Verwaltungsratsvorsitzender
- 1958–1962 Innenminister von Nordrhein-Westfalen
- 1959–1970 Vorsitzender des CDU-Landesverbands Westfalen
- 1962–1966 Geschäftsführender Vorsitzender der CDU Deutschlands
- 1966 Präsident des Landtages Nordrhein-Westfalen
- 1967–1969 Vorsitzender des CDU-Präsidiums Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlichungen
Literatur
- W. Fischer, in: W. Först (Hg.), Raum und Politik (1977)
- H. Becker, in: W. Först (Hg.), Land und Bund (1981)
- W. Schönbohm: Die CDU wird moderne Volkspartei (1985)
- D. Koerfer: Kampf ums Kanzleramt (1987)