Länderberichte
Sehnsüchtig blickt Mario Topass (40) aus Kapstadt zum Eingang des Fifa-Ticketing-Centers. Eigentlich sollte dies doch sein großer Tag werden. Er hatte sich extra einen Urlaubstag genommen, sein Trikot der Nationalmannschaft übergezogen und war bereits nachts aufgebrochen, um einer der Ersten am Schalter zu sein.
Doch auch zwölf Stunden später ist immer noch kein Ende der langen Schlange in Sicht. „Ich nehme jedes Spiel zwischen Bloemfontein und Kapstadt, das ich bekommen kann”, sagt Topass. „Ich will unbedingt zur WM, deswegen macht es mir auch nichts, zu warten.”
Lange Schlangen an Ticketschaltern
Wie Mario Topass ging es am Donnerstag Tausenden Fussballfans in Südafrika, die unbedingt eines oder mehrere der letzten 550.000 Tickets kaufen wollten. Als der Schalter in Kapstadt morgens um neun Uhr öffnet, warten dort bereits mehrere hundert Menschen. Der Verkauf muss aber immer wieder unterbrochen werden, da im Laufe des Tages mehrmals das Computersystem abstürzt. „Nach zwei Stunden ist hier erst der elfte Käufer mit Tickets rausgekommen”, erzählt der deutsche Praktikant Moritz Schuhmacher, der direkt hinter Mario Topass auf den Einlass wartet.
Um den Verkauf besser zu strukturieren, wird jedem Fan eine Zahl mit Filzstift auf den Unterarm geschrieben. Für viel Ärger sorgt am Mittag die Nachricht, dass trotz des schleppenden Verkaufs für die Spiele in Kapstadt bereits keine Tickets mehr in Kategorie 4 verfügbar sind. Die besonders günstigen Karten für umgerechnet 14 Euro sollten gerade ärmeren Südafrikanern ermöglichen, eines der Spiele live im Stadion verfolgen zu können.
Entschuldigung an die wartenden Fans
Neben den elf offiziellen Ticket-Schaltern der Fifa sind auch landesweit 700 Filialen der First-National-Bank als Verkaufsstellen lizenziert. Doch auch die Banken sind mit dem Computersystem der Fifa verbunden und konnten durch die Ausfälle zunächst ebenfalls nur wenig Tickets verkaufen. Die Organisatoren versuchten, den Schaden in Grenzen zu halten.
Jaime Byron von Match, der offizielle Ticket-Verkäufer der Fifa, sagte am Donnerstag gegenüber der Cape Times: „Wir wollen uns bei den Menschen entschuldigen, die versucht haben, Tickets zu kaufen und möchten uns bei ihnen bedanken, dass sie trotz allem so viel Verständnis hatten und so lange gewartet haben.”
Innerhalb von vier Tagen wurden 145.000 Tickets verkauft
Mittlerweile sind auch die organisatorischen Probleme behoben, sodass der Ticketverkauf weiter voran geschritten ist. Nach Angaben der Fifa sind seit Donnerstag 145.000 Tickets verkauft worden, alle Spiele in Kapstadt und Durban sind bereits ausverkauft. Für Fußballfans ohne Ticket gibt es in Südafrika, wie vor vier Jahren bei der Weltmeisterschaft in Deutschland, Public-Viewing-Areas und Fan-Feste in allen Städten mit WM-Stadion.
Amelie Herberg
KAS-intern