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Veranstaltungsberichte

Deadly Practices: Esidimeni and Beyond

Taking stock: Disability & Human Rights in contemporary South Africa

Am 16. April 2018 fand die Veranstaltung “Deadly Practices: Esidimeni and beyond” an der Universität von Stellenbosch statt, die erste von zwei Veranstaltungen in der Seminarreihe „Taking stock: Disability & Human Rights in contemporary South Africa“. Die Seminarreihe wird gemeinsam von der South African Holocaust and Genocide Foundation, der Universität Stellenbosch und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) organisiert.

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DEADLY PRACTICES: ESIDIMENI AND BEYOND

“Deadly Practices: Esidimeni and beyond” war der Titel der ersten Veranstaltung der Seminarreihe "Taking stock: Disability & Human Rights in contemporary South Africa" am 16. April 2018. Die Veranstaltung wurde von der South African Holocaust and Genocide Foundation in Zusammenarbeit mit der Universität Stellenbosch und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) organisiert. Die gut besuchte Veranstaltung an der Universität Stellenbosch bot dem interessierten Publikum eine Plattform für eine anregende Debatte über die jüngste Tragödie von Life Esidimeni.

Nach der Begrüßung durch Richard Freedman, Direktor der South African Holocaust & Genocide Foundation und Christina Teichmann, Programmbeauftragte der KAS, stellte Prof. Leslie Swartz von der Universität Stellenbosch die Gastredner vor.

Annie Robb vom Ubuntu Centre South, einer Organisation, die sich für die Belange behinderter Menschen einsetzt, stellte Hintergrundinformationen zur Tragödie von Esidimeni vor. Im Oktober 2015 kündigte die damalige Gesundheitsministerin der Provinz Gauteng an, dass rund 2000 geistig und intellektuell behinderte Menschen aus Life Esidimeni, einer privaten Gesundheitsdienstleistungseinrichtung, in andere Einrichtungen verlegt werden sollten. Im Rahmen dieses Projekts, das ausschließlich von finanziellen Überlegungen geleitet war, kamen etwa 140 Menschen zu Tode. Bei der Verlegung habe es sich, so Frau Robb, um eine unzulässige Aktion gehandelt, die geltendes Gesetz massiv verletzt habe.

Charlene Sunkel, Programmbeauftragte für Fürsprache und Entwicklung bei der South African Federation for Mental Health, gab dem Publikum anschließend einen Überblick über die aktuelle globale Situation der psychischen Gesundheitsfürsorge. Global gesehen käme lediglich eine Pflegekraft auf 10.000 Menschen und nur ein Prozent aller verfügbaren Pflegekräfte arbeite im Bereich der psychischen Gesundheitsfürsorge. Besonders Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen sähen sich, so Frau Sunkel, großen Herausforderungen gegenüber. Denn während in diesen Ländern global gesehen drei von vier geistig behinderten Menschen leben, ist dem Bereich der psychischen Gesundheitsfürsorge weniger als ein Prozent des Gesamtbudgets für Gesundheitsfürsorge zugewiesen. Die Programmbeauftragte der South African Federation for Mental Health wies ergänzend aber auch darauf hin, dass momentan drei globale Strategien Anwendung finden, die die Situation psychischer Gesundheitsfürsorge verbessern sollen.

Als nächste Gastrednerin trat Dr. Charlotte Capri, klinische Psychologin am Alexandra Hospital, auf. Die Gastrednerin sensibilisierte das Publikum für die Unterschiede zwischen intellektueller und geistiger Behinderung. Während Menschen mit intellektueller Behinderung Probleme damit haben Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, leiden Menschen mit geistiger Behinderung an verzerrten Emotionen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen. Menschen mit intellektueller Behinderung können dabei gleichzeitig auch an einer geistigen Behinderung leiden. Die Tragödie Esidimeni habe, so Dr. Capri, auch viele Menschen mit intellektueller Behinderung betroffen. Grundsätzlich existiere hier Änderungsbedarf in der Rechtsprechung: Intellektuell behinderte Menschen würden von geltendem Recht wie Kinder eingestuft, erfahren aber nicht denselben Schutz wie diese.

Der letzte Gastredner der Veranstaltung, Prof. Bonginkosi Chiliza von der Nelson R Mandela School of Medicine, machte das anwesende Publikum auf die Rolle aufmerksam, die der Verband Südafrikanischer Psychiater (South African Society of Psychiatrists SASOP) im Rahmen des Esidimeni Skandals spielte. SASOP war wiederholt für die Rechte betroffener Menschen eingetreten, konnte die chaotische Verlegung von Patienten aber letztlich nicht stoppen. Für die Zukunft wünschte sich Prof. Chiliza, dass Psychiater stärker für den Schutz geistig und intellektuell behinderter Menschen eintreten würden.

Abschluss fand das spannende Event durch eine angeregte Diskussion zwischen dem Publikum und den eingeladenen Expertinnen und Experten. Alle Anwesenden waren sich darüber einig, dass die Arbeit von Aktivisten, die sich für die Belange betroffener Menschen in Südafrika einsetzen, ausgeweitet werden müsse.

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Christina Teichmann

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