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Diskussionsrunde: Recht und Identität

The Role of Law in Constituting a Contemporary South African Identity

Am 11. Juli 2018 veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Kooperation mit dem Centre for Unity in Diversity (CUD) eine Diskussionsrunde zum Thema „The Role of Law in Constituting a Contemporary South African Identity“.

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Die Hauptrednerin des Abends war Professorin Penelope Andrews, Dekanin der Rechtsfakultät an der Universität Kapstadt (UCT) und renommierte Menschenrechtsexpertin und Anwältin in Südafrika. Die gut besuchte Diskussionsrunde fand im 6 Spin Street Restaurant in Kapstadt statt und lockte Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und den Medien an. Ziel der Veranstaltung war es, über das Konzept „Identität“ zu reflektieren, sowohl im Allgemeinen als auch im speziellen Kontext von Südafrikas „Rainbow Nation“ mit ihrer vielfältigen Bevölkerung und oft umstrittenen Identität.

Identität als vielfältiges und umstrittenes Konzept

Die Vorsitzende des CUD, Zohra Dawood, eröffnete die Veranstaltung mit einleitenden Worten zur Bedeutung des Konzepts „Identität“ – besonders hinsichtlich der Breite an zugehörigen Aspekten – wie beispielsweise Rasse, Geschlecht, Sprache, Religion, Kultur oder sexuelle Orientierung. Außerdem sprach sie die kontinuierliche Relevanz des Themas vor dem Hintergrund der sich wandelnden Identitäten in der Geschichte an, und verdeutlichte, dass „Identität“ bei weitem kein statisches Konzept darstellt, sondern sich über Zeit verändern kann.

Anschließend richtete auch Christina Teichmann, Programmbeauftragte des KAS Büros Kapstadt, begrüßende Worte an das Publikum und stellte das Mandat der Stiftung in Südafrika vor, verantwortungsvolle Regierungsführung, Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit zu fördern. Darüber hinaus betonte Frau Teichmann, dass für die KAS als deutsche politische Stiftung besonders die politische Identität bereits seit 1994 eine wichtige Rolle in der Analyse des Wählerverhaltens in Südafrika spiele und auch weiterhin stets ein bedeutsamer Aspekt bei der Auswertung von Wahlergebnissen im Land sei.

Identität und Rasse während der Apartheid

Prof. Penelope Andrews, die dank Forschungsaufenthalten sowohl in Südafrika als auch in den USA über sehr viel Expertise in dem Themenbereich verfügt, strukturierte ihre Rede zur Rolle von Recht in Bezug auf die südafrikanische Identität anhand von drei Aspekten. Zunächst ging sie auf die Errichtung von Identität während der Apartheid ein und erklärte, dass sich die Frage nach Identität, insbesondere der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, durch das gesamte System der Apartheid zog. In diesem Zusammenhang bestimmte der Aspekt Rasse nicht nur wo man geboren wurde, aufwuchs und zur Schule ging, sondern auch wen man heiratete. Aus der Perspektive Andrews war die Gesetzgebung in Südafrika unter Apartheid in diesem Sinne auch ein ausschlaggebendes Instrument für die Aufrechterhaltung des Apartheid Systems und des dementsprechenden Aufzwingens bestimmter Identitäten.

Identität in der Verfassung

Als zweiten Aspekt gab Prof. Andrews einen Überblick über die Aspekte der südafrikanischen Verfassung, die sich mit der Frage nach Identität auseinandersetzen und lobte zugleich die südafrikanische Verfassung als eines der bemerkenswertesten Dokumente im Land. Zwar zitierte Andrews aus der Verfassung Paragraphen, die Werte der Menschenwürde und Gleichberechtigung reflektieren, allerdings äußerte sie auch ihre Sorge, dass diese Bestimmungen auch mehr als zwei Dekaden nach Ende der Apartheid weit von der politischen und gesellschaftlichen Realität im Land entfernt seien.

Die Zukunft für eine einheitliche südafrikanische Identität

Abschließend stellte Prof. Andrews ihre Ideen über die Zukunft einer einheitlichen südafrikanischen Identität vor. Sie gab jedoch zu bedenken, dass die jüngere Geschichte Südafrikas die Entwicklung des Landes hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit und nationaler Einheit noch immer negativ beeinflusse und zum Teil auch stark behindere. Im Allgemeinen befand Prof. Andrews, dass bestimme Ideale bereits in der Verfassung verankert seien und auch einige Teile der Gesellschaft eine Identität Südafrikas ohne Rassismus anstreben. Andererseits wies sie auch auf einige gesellschaftliche Herausforderungen hin, die diese progressive Entwicklung stören und verlangsamen.

Zunächst sei die ungerechte Verteilung der Ressourcen in Südafrika und das damit einhergehende gesellschaftliche Gefälle ein Hauptfaktor, der das Bilden einer einheitlichen südafrikanischen Identität verhindere. Außerdem seien viele rassistische Ansichten noch tief in der Gesellschaft verankert. Das sogenannte „white privilege“, die Privilegien, die Weiße aufgrund ihrer Hautfarbe genießen, spiele nach wie vor eine zentrale Rolle in Südafrika. Zuletzt erwähnte Prof. Andrews auch noch den scheinbaren Konflikt zwischen einer globalen und einer nationalen Identität, jedoch sollten diese beiden Konzepte ihrer Meinung nach komplementär sein, da Menschen stets mehrere Identitäten haben.

Im Anschluss an die Rede von Prof. Andrews fand eine lebhafte und vielfältige Diskussion statt, die von Frau Dawood moderiert wurde. Die Teilnehmer diskutierten über die Hauptaspekte aus der sehr geschätzten Rede und teilten auch ihre eigenen Erfahrungen im Zusammenhang mit Identität als südafrikanische Staatsbürger. Abschließend fasste Frau Dawood noch einmal die wesentlichen Erkenntnisse zu Recht und Identität in Südafrika zusammen und dankte Prof. Andrews für ihren interessanten Redebeitrag.

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5. März 2018
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