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Veranstaltungsberichte

Jährliche Frederik van Zyl Slabbert Ehrenvorlesung

Mit Marianne Thamm

Um Dr. Frederik Van Zyl Slabbert zu gedenken, veranstaltet das FVZS Institut jährlich eine Vorlesung zu seiner Ehren, in der seine Ideale gewürdigt und gegenwärtige Herausforderungen und Probleme diskutiert werden. Am 19. August sprach Marianne Thamm als Hauptrednerin zum Thema Navigating your way in a world filled with untruth. Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die ein langjähriger Partner des Instituts ist, fungierte als Mitveranstalter und Unterstützer der Vorlesung.

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Dr. Frederik Van Zyl Slabbert (1940-2010) war ein anerkannter Politiker und Geschäftsmann Südafrikas, der für seine scharfsinnigen Äußerungen bekannt war. Durch seine konstante Kritik am Apartheid-Regime trat er ein für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Innerhalb und außerhalb des Parlaments kämpfte er für das Ende jenes unterdrückerischen Systems.

Seine politische Karriere begann in den frühen siebziger Jahren, als er der Progressive Federal Party (PFP) beitrat, die er im Laufe der Zeit entscheidend mitgestaltete. 1986 verließ er das Parlament, um sich verstärkt auf sein zivilgesellschaftliches Engagement zu konzentrieren. Für seinen Einsatz für ein freies Südafrika erlangte er internationale Anerkennung.

Das FVZS Institut an der Universität Stellenbosch, deren Kanzler er von 2008 bis 2010 war, führt sein Vermächtnis fort. Seit der Gründung des Instituts in 2011 setzt es sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Menschenrechte ein, sowie für lokale, regionale und kontinentale Zusammenarbeit. Mit der Ehrenvorlesung soll der Dialog über Sub-Sahara-Afrika und im Besonderen über Südafrika angeregt werden. Teilnehmer der Veranstaltung werden dazu animiert, van Zyl Slabberts Werte und Ideale zu verinnerlichen und in seine Fußstapfen zu treten. Unter den Gästen befanden sich Studenten sowie Vertreteter aus Wirtschaft, Politik, der Presse sowie der akademischen Welt.

Marianne Thamm war die Hauptrednerin auf der diesjährigen Veranstaltung, die in diesem Format zum achten Mal stattfand. Sie ist eine bekannte Journalistin und erfolgreiche Buchautorin und Stand-up Comedian. Zudem ist sie die stellvertretende Herausgeberin der Online-Tageszeitung Daily Maverick. Mit ihrem direkten und provokativen Stil setzt sie sich für mehr Zivilcourage ein. Für ihre qualitativ hochwertigen Recherchen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet.

Thamm sprach über die Wichtigkeit von Ehrlichkeit und Medienfreiheit. In ihrer Wahrnehmung wird die Wahrheit im 21. Jahrhundert zunehmend subjektiv ausgelegt. Persönliche Meinungen übertünchen belegbare Fakten. Die Grenze zwischen Wahrheit und Unwahrheit verschwimmt dabei zunehmend.

Mehrfach betonte sie, dass objektive Fakten nicht subjektiven Interpretationen zum Opfer fallen dürfen. Der fragile Frieden in Südafrika sei gefährdet durch Propagandainstrumente wie das Vertuschen harter Fakten durch Abänderung und Variation in der Darstellung. Korruption und Lügen, so Thamm, haben das Land und seine junge Demokratie so bereits um Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen. Millionen von Bürgern wurden des Schutzes und des Komforts, welche durch die Verfassung gewährleistet werden sollen, durch organisierten Betrug beraubt.

Durch die hohe Reichweite moderner Medien kann heutzutage eine gänzlich alternative Realität auf Basis von Fake News konstruiert werden. Die Gefahr sieht Thamm hier darin, dass dies ohne zureichende Beweisführung geschieht. Vor dem Hintergrund dieser weitreichenden Möglichkeiten finden sich Politiker und andere meinungsbildende Instanzen in einem Wettbewerb wieder, in welchem die Akteure um das stärkste Narrativ konkurrieren. Die eigentliche Wahrheit erscheint in diesem Kontext als sekundär.

Hierdurch ergibt sich nicht nur ein neues Paradigma in der Politik. Auch die Medien gewinnen hierdurch eine neue Form von Relevanz und Macht. Marianne Thamm sieht eine freie und zurechnungsfähige Presse, die sich dem ehrlichen investigativen Journalismus verschreibt und ausschließlich realitätsgetreue Fakten verbreitet, als die einzig effektive Antwort auf Desinformation.

Das Internet ist jedoch nicht nur eine Gefahr, sondern stellt auch eine Chance dar, die Welt der Unwahrheiten offenzulegen und die aktuellen Entwicklungen zu bekämpfen. Russland beispielsweise ist der Möglichkeiten und Risiken schon länger bewusst und setzt schon länger auf Strategien der Desinformation. Aber auch in westlichen Ländern und durch die zunehmende Präsenz populistischer Politiker wie Donald Trump werden diese Möglichkeiten weiter ausgeschöpft. Der Diebstahl sensibler persönlicher Daten zu Überwachungs- und Wahlkampfzwecken sind Teil dieser neuen Strategien. Als Resultat werden demokratische Institution immer mehr geschwächt. Ein wohlgesinnterer und positiverer Umgang mit den Massenmedien  muss laut Thamm kultiviert, um die Demokratie wieder zu stärken.

Die neue Macht der Medien kreiert neue Dynamiken in der öffentlichen Sphäre. Journalisten erleben weltweit immer häufiger Feindseligkeit. Traditionelle Medien sind bedroht durch Informationsgiganten wie Google, Facebook und Twitter, während sie gleichzeitig offen durch bestimmte Politiker für ihre Arbeit angegriffen werden.Thamm stellt weiterhin klar, dass Journalisten heutzutage für sich eine Seite wählen müssen: sie müssen entscheiden, ob sie auf Seite der Regierung, der Verfassung, des Volkes oder einer anderen Seite stehen. Um sich in der Welt der Unwahrheiten zurechtzufinden, muss jeder einzelne kontinuierlich nach harten Fakten und der tatsächlichen Realität suchen.

Warum hat die KAS diese Veranstaltung unterstützt und was war das Ziel der Ehrenvorlesung 2019?

Frederik Van Zyl Slabbert hat Fortschritt durch kritisches Denken erzielt. Sein Erbe beinhaltet, Dialog und Diskurs zu initiieren. Die Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt eine hinterfragende und differenzierende Haltung, insbesondere unter jungen Menschen, und möchte die durch Veranstaltungen wie diese unterstützen. Die diesjährige Ehrenvorlesung stand unter dem Thema Navigating your way in a world filled with untruths und führt somit Van Zyl Slabbert’s Credo fort, soziale Gegebenheiten prüfend zu hinterfragen: „Die Werte, die unsere intellektuellen Bestrebungen leiten wurden im Laufe der Zeit durch eine rigorose Debatte destilliert: Objektivität, Offenheit für widersprüchliche Beweisführung und kritische Untersuchung von Annahmen.“ (inoffizielle Übersetzung)

In Zeiten von Fake News ist es besonders wichtig ein kritisches Auge auf das zu werfen, was als Fakten präsentiert wird, und sich an die Wahrheit zu halten. Die KAS betrachtet es als Teil ihrer Verantwortung ein solches Mindset zu begünstigen. Durch ihre bildenden und beratenden Maßnahmen ermutigt die Stiftung junge Menschen eine aktive und zugleich reflektierte und besonnene Rolle in der Gestaltung ihres Landes einzunehmen. In einer Welt, die zunehmend von organisiertem Lügen und Desinformation bestimmt wird, betrachtet die KAS es für essentiell  entsprechende Fragen an Gesellschaft und Politik zu stellen.
 

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Kontakt

Christiaan Endres

Christiaan Endres

Projektkoordinator

christiaan.endres@kas.de +27 (11) 214 2900-204

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