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Veranstaltungsberichte

Katalyse der Entwicklung indigener Sprachen

Indigene Sprachen sind weltweit vom Aussterben bedroht. Die Vereinten Nationen erklärten das Jahr 2019 zum Jahr der indigenen Sprachen. (IY2019). “To raise awareness, not only to benefit the people who speak these languages, but also to appreciate the important contribution they make to our world’s rich cultural diversity” sind die Beweggründe hierfür.

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Am 27.September veranstaltete die University of Limpopo eine Konferenz mit dem Titel „Katalyse der Entwicklung indigener Sprachen“. Die Konferenz wurde in Zusammenarbeit mit dem ILAF (Indigenous Languages Action Forum) und der Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt. Mehr als 80 Teilnehmer, darunter Studierende und Sprachpraktiker, nahmen an der Konferenz teil.

 

Herausforderungen

Südafrika hat elf Amtssprachen, generell jedoch ist Englisch die dominierende Geschäfts- und Unterrichtssprache. Aber auch Afrikaans hat eine gewisse Wichtigkeit als Unterrichtssprache an Schulen und Hochschulen. Diese Besonderheit wird jetzt aber herausgefordert, da viele Universitäten, die früher Afrikaans als Unterrichtssprache benutzten, heute zu Englisch wechseln.

Indigene afrikanische Sprachen bleiben weit zurück, einige werden nicht als offizielle Amtssprache anerkannt. Sprachen, wie Khelobedu und vielen mehr, wird nicht ausreichend Anerkennung entgegengebracht und diese sind daher vom Aussterben bedroht.

Statistiken von Dr. Conrad Steenkamp (ILAF) bringen folgendes zum Ausdruck:

  • 9% der südafrikanischen Bevölkerung sprechen Englisch als Muttersprache
  • 91% der südafrikanischen Bevölkerung sprechen Englisch als Zweitsprache
  • 80% der Bevölkerung sprechen eine afrikanische Sprache
  • 20% der Bevölkerung sprechen eine afrikanische Sprache als Zweitsprache

 

Bedeutung der indigenen Sprachen

Indigene Sprachen werden benutzt für:

  • Ausdruck und Kommunikation
  • Fortbestand
  • Indigene Sprachen tragen kulturelle Werte
  • Indigene Sprachen tagen indigenes Wissen, welches durch eine Übersetzung verloren gehen könnte

Herr Zama Bekweni machte in seiner Präsentation über den Wert der Mehrsprachigkeit in der Wirtschaft aufmerksam. Werbetreibende verwenden verschiedene Sprachen, um ihre jeweiligen Marktgruppen zu erreichen, Callcenter gebrauchen dieselbe Strategie. Banken benutzen ebenfalls verschieden Sprachen an ihren Bankautomaten. Aus den genannten Beispielen geht hervor, dass Unternehmen die Mehrsprachigkeit als Ressource für Wirtschaftswachstum anerkennen müssen.

 

Indigene Sprachen in der Bildung

Es gibt viele Vorteile, indigene Sprachen als Unterrichtsmittel einzusetzen. Die Lernenden können Konzepte leichter verstehen, wenn diese in ihrer Muttersprache vermittelt werden und können so höhere Leistungen erbringen. Durch das Lernen in der Muttersprache, wird das Selbstvertrauen des Lernenden verbessert, und die Unterrichtsteilnahme wird dadurch erhöht. Lernende, die nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet werden, sind benachteiligt.

Nachdem eine Studentin sich diese Präsentation auf der Konferenz angehört hatte, fühlte sie sich befähigt, sich an die Universität zu wenden und ihre Dozenten davon zu überzeugen, ihre Dissertation in Nord-Sotho zu verfassen. Die Studentin ist gerade dabei, sich für ihre Doktorarbeit in Nord-Sotho an der University of Limpopo anzumelden.

 

Mythen über Mehrsprachigkeit

Herr Mashatole, ein Dozent an der University of Limpopo, erwähnte einige Mythen, die gegen das Annehmen der Mehrsprachigkeit sprechen:

  • Mehrsprachigkeit sorgt für Verwirrung
  • Indigene Sprachen sind nicht fortgeschritten und können daher nicht mit komplexen theoretischen Begriffen umgehen
  • Eltern bevorzugen Englisch als Unterrichtssprache

 

Wahrheiten über Mehrsprachigkeit

Einige Eltern aber bevorzugen ihre Muttersprache als Unterrichtssprache für ihre Kinder. Jedoch wird ihnen diese Möglichkeit nicht gegeben, oder es gibt keine Schule in der Nähe, die Unterricht in der Muttersprache anbietet. So sind die Eltern mit Englisch als Unterrichtssprache zufrieden, da ihnen keine andere Alternative offensteht. Ebenfalls fordert Mehrsprachigkeit den sozialen Zusammenhalt.

 

Fazit

Politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Afrika wird durch die Missachtung indigener Sprachen verzögert. Einige Kinder haben Schwierigkeiten mit dem Leseverstehen, wenn sie in einer anderen Sprache als ihre Muttersprache unterrichtet werden.

Mehrsprachigkeit ist Motor für das Wirtschaftswachstum.

Um die indigenen Sprachen und die Mehrsprachigkeit zu fördern, müssen praktische Maßnahmen ergriffen werden. Beispielsweise gibt es an der University of Limpopo ein Bachelorstudium, Bachelor of Arts in Contemporary English and Multilingual Studies (BA CEMS), in welchem die Studierenden in Englisch und indigenen Sprachen unterrichtet werden.

Es muss eine fachgerechte Ausbildung für Übersetzer/innen und Dolmetscher/innen angeboten werden. Juristische Dokumente, wie Verträge, müssen in alle vorhandenen indigenen Sprachen in Südafrika übersetzt werden, um der gesamten Bevölkerung einen Zugang zu gewähren. Außerdem sollten Lernende die Möglichkeit haben, in ihrer Muttersprache unterrichtet zu werden.

 

Am allerwichtigsten ist es, dass Schriftsteller/innen in indigener Sprache unterstützt und ermutigt werden zu publizieren, um Aufzeichnungen für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen zu erhalten.

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Kontakt

Nancy Msibi

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Projektkoordinatorin

nancy.msibi@kas.de +27 (11) 214 2900-110

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