„Religion kann ein Weg sein, Traumata zu bewältigen“
Zum Auftakt der Reise besuchte die Delegation die St. Nicholas Greek Orthodox Church, die direkt am 9/11-Memorial liegt. Die Kirche wurde bei den Attentaten am 11. September 2001 von den einstürzenden Türmen unter sich begraben und vollständig zerstört. In der nun wiederaufgebauten Kirche tauschten sich die Mitglieder des Allukrainischen Rates mit der griechisch-orthodoxen Gemeinde über ihre Leidensgeschichte aus. Themen waren die religiöse Bewältigung von Leid, die Hoffnung auf einen Neuanfang und die Pflicht zum Frieden. Besonders beeindruckt war die Delegation von den zeitgenössischen Ikonen der Kirche, welche christliche Symbolik und die Geschehnisse des 11. Septembers verbanden.
„Menschenrechtsverletzungen häufen sich besonders in den besetzten Gebieten“
Eindrucksvoll war ebenso das Zusammentreffen der Delegation mit Frau Ilze Brands Kehris, der UN-Assistenzgeneralsekretärin für Menschenrechte und Leiterin des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR). Dieses erste Treffen zwischen dem Allukrainischen Rat der Kirchen und dem OHCHR bot eine wichtige Gelegenheit, vor Ort gewonnene Erkenntnisse zu Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem andauernden Krieg in der Ukraine zu übermitteln. Die Delegation äußerte große Besorgnis über religiöse Verfolgung in russisch besetzten Gebieten, wo Geistliche verschiedener christlicher Konfessionen und Angehörige religiöser Minderheiten ohne Berufungsrecht inhaftiert worden seien. Im Gegensatz dazu hob sie die gefestigte Tradition der Religionsfreiheit im unabhängigen ukrainischen Staat hervor, die durch liberale Gesetzgebung und rechtlichen Schutz gewährleistet werde. Frau Brands Kehris dankte der Delegation für den Austausch und erklärte, sie werde deren Anliegen an die Menschenrechtsbeobachtungsmission des OHCHR in Kyiv weiterleiten. Diese ist sowohl für die von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiete als auch für die besetzten Regionen zuständig und beobachtet und dokumentiert Menschenrechtsverletzungen.
„Die Russisch-Orthodoxe Kirche betreibt faschistische Propaganda“
Nach der Zugreise nach Washington und einer Gesprächsrunde mit Experten des Think-Tanks Niskanen Centre, in dem die Signalwirkung der Ukraine besonders für die Wehrhaftigkeit Europas hervorgehoben wurde, fuhr die Gruppe zum Kapitol. Dort hatte sie ein intensives Meeting mit dem Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses Jamie Raskin. Die Delegation lenkte die Aufmerksamkeit auf die Instrumentalisierung von Religion durch die kremlnahe Russisch-Orthodoxe Kirche. Diese verbreitet weiterhin pro-russische Propaganda und dient als Werkzeug russisch-hybrider Kriegsführung in der Ukraine. Die Gruppe diskutierte mit Raskin über die Vergleichbarkeit von vergangenen faschistischen Systemen und dem staatlichen Missbrauch von Religion mit der heutigen Situation in Russland. Er versprach, seinen Einsatz für die Ukraine zu intensivieren und für die Unterstützung der USA zu werben.
„Weltweit stehen Baptisten zur Ukraine!“
Ein abschließendes Highlight war die Zusammenkunft mit dem Generalsekretär und CEO der Baptist World Alliance (BWA), Reverend Dr. Elijah M. Brown. Mit ihm und seinen Mitarbeitern verbindet die Mitglieder des Allukrainischen Rates eine so lange wie tiefe Beziehung. Die BWA hat schon lange vor dem Krieg auf die Situation in der Ukraine und später in Russland auf die Ungerechtigkeit der russischen Invasion aufmerksam gemacht. Außerdem hat die BWA über 10.000 Bibeln in ukrainischer Sprache in der Ukraine verteilen lassen. Die Diskussion kreiste um die Themen von Religionsfreiheit in Kriegszeiten, die theologische Deutung des Überlebenskampfes der Ukraine sowie methodische Hinweise, um wirksamer auf das Leid der Ukrainer aufmerksam zu machen. Brown dankte der Delegation für Ihre prophetische Stimme in diesen dunklen Zeiten und unterstrich das oft übersehene Leid von Gläubigen. Besonders beeindruckt war die Delegation von einem Stein, der auf dem Schreibtisch des CEO lag, der Teil einer von den Russen zerstörten Kirche in der Ukraine war und jeden Besucher haptisch an das Leid in der Ukraine erinnern soll.
Nach ihrer Zeit in den USA kehrte die Gruppe beeindruckt und hoffnungsvoll in ihr Heimatland zurück, dessen Zivilbevölkerung nach wie vor täglichen Angriffen der russischen Aggressoren ausgesetzt ist.