Ein Student wirbt als Unternehmenschef um Investoren, während nebenan eine Journalistin kritische Fragen stellt und ein Politiker versucht, Kompromisse auszuhandeln. Solche Szenen prägten das Planspiel „Ecoland“, das im Zentrum des Seminars stand. Die Teilnehmenden schlüpften in unterschiedliche Rollen und erlebten so hautnah, wie sich die Soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert verändert. Die Gruppe war bunt gemischt: Neben Studierenden der Betriebs- und Volkswirtschaft nahmen auch Juristen, Naturwissenschaftlerinnen und Psychologiestudierende teil.
„Was ist die Soziale Marktwirtschaft heute – lebendiges Erbe oder leere Worthülse?“, fragte Referentin Victoria Honsel zum Auftakt. Die Altstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung forscht an der Universität St. Gallen zu Non-Profit-Organisationen und nachhaltigem Wirtschaften. In ihrem Vortrag erinnerte sie an Ludwig Erhard, Walter Eucken und Alfred Müller-Armack, die Begründer der Sozialen Marktwirtschaft, und spannte den Bogen zu den aktuellen Herausforderungen. Transformation, Nachhaltigkeit und Klimaschutz prägen heute die Agenda von Politik und Wirtschaft, während globale Lieferketten und Digitalisierung klassische Steuerungsmechanismen infrage stellen.
Drei Tage lang erprobte die Gruppe im Planspiel marktwirtschaftliche Strukturen, diskutierte Herausforderungen und lernte, welche Chancen nachhaltiges Wirtschaften eröffnet. Geleitet wurde das Planspiel von den erfahrenen Pädagogen Lasse Zipfel und Haiko Thieme. Ihr Konzept „Ecoland“ ist seit Jahren erprobt und speziell auf junge Zielgruppen zugeschnitten.
Mit viel Kreativität entwickelten die Gruppen eigene Produkte: So brachte ein fiktives Unternehmen den Kaffee „Zum Goldenen Sieb“ auf den Markt – doch die Konkurrenz schlief nicht und präsentierte mit „Ecomilano“ samt Social-Media-Kampagne eine starke Alternative. Konkurrenz belebt eben auch im Spiel das Geschäft.
Besondere Impulse gaben außerdem drei Altstipendiaten der Stiftung, die aus ihrem Berufsalltag berichteten – darunter Elisa Miebach. Sie ist Altstipendiatin der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung (JONA), die als Talentschmiede für junge Medienschaffende gilt. Heute arbeitet sie als Wissenschaftsjournalistin mit Schwerpunkt Umweltpolitik in der ZDF-Umweltredaktion, wo sie Wissenschaftsformate verantwortet und von internationalen Konferenzen berichtet – von den jährlichen UN-Klimagipfeln bis zu Tagungen zum Erhalt der Biodiversität oder zum Schutz der Ozeane. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten nutzten die Gelegenheit, ihr Fragen zu stellen und erhielten so lebendige Einblicke in die Arbeit einer Wissenschaftsjournalistin.
Zum Abschluss des Seminars zogen die Teilnehmenden ein sehr positives Fazit. Viele betonten, wie anschaulich Theorie und Praxis miteinander verknüpft wurden. Das Planspiel habe nicht nur wirtschaftliche Zusammenhänge sichtbar gemacht, sondern auch gezeigt, wie eng sie mit politischen und gesellschaftlichen Fragen verflochten sind. Für manche war es überraschend, wie schnell Dynamiken entstehen – und wie wichtig Verhandlungsgeschick, Verantwortung und Kompromissbereitschaft sind.
So blieb am Ende die Erkenntnis, dass die Soziale Marktwirtschaft mehr ist als ein Lehrbuchmodell. Sie lebt vom Zusammenspiel vieler Akteure – und lässt sich im Planspiel ebenso erleben wie in der Realität. „Dieses Planspiel gerne wiederholen – und ruhig ein paar Tage länger“, schlug ein Teilnehmer vor. Ein Wunsch, dem viele zustimmten.
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