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Carmen Laux / Literaturhaus Leipzig

Event Reports

Von der Zeugenschaft der Dinge

by Prof. Dr. Michael Braun

Lutz Seiler las auf Einladung der KAS Dresden und Berlin im Literaturhaus Leipzig

Wie ist Lutz Seiler eigentlich von der Laubsägearbeit beim Militär zum Schreiben gekommen? Welche Geschichte(n) verbindet er mit Leipzig? Und warum wird im jüngsten Roman „Stern 111“ das Elternhaus in Ostthüringen von den Eltern und nicht von dem dort zurückgestrandeten Sohn verlassen?

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Die Lesung im KAS-Kultur-Podcast kunst:stück

Hören Sie die Lesung mit dem KAS-Literaturpreisträger im Literaturhaus Leipzig

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Zu einer Lesung aus „Stern 111“ (2020) war Lutz Seiler auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung ins Leipziger Literaturhaus gekommen. Dessen Leiter Thorsten Ahrend begrüßte fast 100 Gäste im Literaturcafé und freute sich über die Zusammenarbeit mit dem Landesforum Sachsen der Stiftung. Dem Autor war die Freude sichtlich anzumerken. Kein Wunder, ist er doch aktueller Literaturpreisträger der Stiftung, designierter Büchnerpreis- und Berliner Literaturpreisträger – und Leipzig auf vielfache Weise verbunden. In der Buchstadt hatte er seine „ersten richtigen Lesungen“; hier hatte er, auf Rohren zwischen den Messehallen sitzend und rauchend, mit dem damaligen Suhrkamp-Lektor Ahrend im Frühjahr 1999 per Handschlag den Vertrag zu seinem zweiten Lyrikband „pech & blende“ (2000) besiegelt. Und hier war er, nach eigenen Worten, auf der „Mütteretage“ des Studentenwohnheims zum Zeugen des Mauerfalls geworden.

Der wird in Lutz Seilers „Stern 111“ „Grenzöffnung“ genannt und ist Erinnerungsort für einen umgedrehten Bildungsroman. Edgar kehrt kurz nach dem 9. November 1989 zurück in sein Elternhaus, das ihm seine Eltern, die gen Westen in die neue Bundesrepublik auswandern, samt des Familie-Shiguli überlassen. Mit diesem Auto fährt Edgar später nach Berlin und beginnt, während die Mauer dort abgetragen wird, als gelernter Maurer mit den Bauarbeiten zu einer Guerilla-Kneipe in Mitte.

Lutz Seiler stellte zwei Kapitel aus dem Roman vor, der ein Bildungsabenteuer, eine intergenerationelle Glückssuche und verdichtete Zeitgeschichte erzählt. Im Gespräch erklärte er, wie wichtig ihm die Zeugenschaft der Dinge und das Handwerk des Schreibens seien. Und dass die Literatur für ihn deshalb immer als eine „Avantgarde der Nachhaltigkeit“ wirke. Eine bessere Widerlegung der umstrittenen These, dass der Osten eine westdeutsche Erfindung sei, hätte man sich nicht wünschen können.

Am Ende las Lutz Seiler vier Gedichte aus seinen Lyrikbänden „schrift für blinde riesen“ (2021) und „im felderlatein“ (2010): Texte, die einen reichen Hallraum für Rhythmus und Ton der Erinnerung an Kindheit, Jugend und Reisen öffnen.

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