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Portrait Rudolf Luster Portrait Rudolf Luster © © European Union – EP

Rudolf Luster

Jurist, Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament January 20, 1921 Berlin February 12, 2000 Berlin

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Rudolf Luster wurde am 20. Januar 1921 in Berlin geboren. Im Anschluss an das Abitur am Leibniz-Gymnasium begann er im April 1939 ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (1949 umbenannt in Humboldt-Universität), das er 1942 vor seiner Einberufung in die Wehrmacht mit dem Notexamen abschloss. Nach seiner Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg begann er Ende Mai 1945 ein Referendariat am Amtsgericht Kreuzberg, wo er im Januar 1950 sein zweites juristisches Staatsexamen ablegte. Anschließend wurde er als Richter an das Berliner Landgericht berufen und war von 1951 bis 1955 zunächst Personalreferent, später Rechtsamtsleiter im Bezirksamt Berlin-Steglitz. In dieser Zeit, 1949, heiratete er seine Frau Elisabeth, mit der er zwei Töchter bekam.


Der Berliner CDU trat Luster im Juni 1945 bei und gehörte im Januar 1947 zu den Mitgründern des Bundesverbandes der Jungen Union Deutschlands, der sich bereits drei Jahre vor dem CDU-Bundesverband zusammenschloss. Den Landesverband Berlin der Jungen Union leitete er von 1950 bis 1952. 1953 übernahm er den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Berlin-Steglitz, ein Amt das er bis 1969 innehatte. Er gehörte 1954 zu den Mitgründern des „Kuratorium Unteilbares Deutschland“, dessen Ziel es war, den Gedanken der Deutschen Einheit wach zu halten.


Als Abgeordneter der CDU gehörte er der Berliner Stadtverordnetenversammlung von 1948 bis 1950 und dem neu gegründeten Berliner Abgeordnetenhaus bis 1951 an. Während der großen Koalition in Berlin wurde Luster von 1955 bis 1963 Senatsdirektor unter den Innensenatoren Joachim Lipschitz und Heinrich Albertz. Dem Berliner Abgeordnetenhaus gehörte er abermals von 1967 bis 1979 an. Als Mitglied des Abgeordnetenhauses befasste er sich vor allem mit der Stadtplanung. In seiner Partei bekleidete er zu dieser Zeit verschiedene Ämter, etwa 1970 die Leitung der Berliner Programmkommission oder die Mitgliedschaft im Bundesparteigericht von 1972 bis 1976.


Als Vertreter Berlins wurde Luster 1976 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von dort wechselte er im Januar 1978 in das Europäische Parlament. Nach der ersten Direktwahl 1979 gehörte er dem Parlament drei Legislaturperioden lang als direkt gewählter Abgeordneter der EVP-Fraktion an. Bekanntheit erreichte er vor allem durch den Entwurf einer europäischen Verfassung, den er gemeinsam mit Gero Pfennig und Friedrich Fugmann erarbeitete. Der Entwurf wurde im September 1983 erstmals und, angesichts der wieder aufkommenden Ver-fassungsdebatte, mit kleineren Änderungen 1989 abermals dem Parlament vorgelegt.
Zunächst unter Alfons Goppel geschäftsführender Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, war Luster von 1984 bis 1989 selbst Vorsitzender der Parlamentari-ergruppe. Er trat entschieden für die Errichtung eines europäischen Bundesstaates und die Demokratisierung der Europäischen Gemeinschaft ein, etwa durch die Ausweitung legislativer Kompetenzen für das Europäische Parlament.


Schon vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion knüpfte er Kontakte nach Osteuropa, unter anderem zum polnischen Gewerkschaftsführer Lech Walesa. Die Wirtschafts- und Wäh-rungsunion, die in dem am 7. Februar 1992 unterzeichneten Vertrag von Maastricht angelegt wurde, befürwortete Luster zwar, äußerte aber scharfe Kritik am Fehlen der aus seiner Sicht zwingenden politischen Union Europas, die das europäische Einigungswerk vollenden sollte. Seinen Standpunkt fasste er im Juni 1995, ein Jahr nach dem Ausscheiden aus der aktiven Politik, in einem Vortrag an der Universität Freiburg folgendermaßen zusammen: „Mein eigenes Votum – nicht für den Augenblick zwar, aber in der Endzielvorstellung – gilt dem Bundesstaat Europäische Union, gilt den ‚Vereinigten Staaten von Europa‘“ (zit. nach Luster: Dankbare Erinnerungen, S. 345).
Rudolf Luster war katholischen Glaubens und Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern. Er starb am 12. Februar 2000 in Berlin.

​​​​​​​Daniel Westermann
 

Curriculum vitae

  • 20.01.1921 Geboren in Berlin
  • 1942 Abschluss des Studiums der Staats- und Rechtswissenschaften, Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin
  • 1948-1951 Abgeordneter in der Berliner Stadtverordnetenversammlung und dem Berliner Abgeordnetenhaus
  • 1950-1952 Vorsitzender der Jungen Union Berlin
  • 1953-1969 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Berlin-Steglitz
  • 1955-1963 Senatsdirektor in der Berliner Senatsverwaltung für Inneres
  • 1976-1978 Mitglied des Deutschen Bundestages
  • 1978-1994 Mitglied des Europäischen Parlaments
  • 1984-1989 Vorstandsmitglied der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament
  • 1984-1994 Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament
  • 12.02.2000 Gestorben in Berlin
     

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