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„Die Chance ergreifen, wenn sie sich bietet“

Korea bereitet sich weiter auf die Wiedervereinigung vor

Es ist eine absurde Szene, die man sich seit Kurzem auf Youtube ansehen kann: Eine Frau ist erfreut und traurig zugleich, als sie in einem Fischgeschäft in Pjöngjang gegenüber einem Team des nordkoreanischen Staatsfernsehens die angeblich vom Diktator Kim Jong Il kurz vor seinem Tod angeordnete milde Gabe in Form von ein paar dürren Makrelen huldigt. Doch der kurze Clip zeigt auf den zweiten Blick mehr.

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Was Fernsehteam und Zensurbehörden übersehen haben, sind die tätowierten Augenbrauen der Interviewten. Seit Langem wird berichtet, dass südkoreanische Modetrends in Verzögerung auf den Straßen Pjöngjangs sichtbar werden. Ausländische Seifenopern gehören zum Schwarzmarkimportschlager Nummer eins im einst so hermetisch abgeschotteten Land.

Für ausländische Beobachter ein Zeichen dafür, dass in der nordkoreanischen Bevölkerung in selbem Maße wie in anderen Gesellschaften Interesse an Konsums entsteht. Einer von ihnen ist Prof. Dr. Rüdiger Frank von der Uni in Wien. Anlässlich des 2. Koreanisch-Deutschen Forums der Konrad-Adenauer-Stiftung, das die Möglichkeiten und Folgen einer Wiedervereinigung Koreas untersuchte, sprach er von einer „unübersehbaren Monetarisierung“ Nordkoreas. Er berichtete, dass es heute eine mit Mobiltelefonen ausgestattete Mittelschicht gibt, die viel Neid provoziert. Schon bald könnten daher das Verlangen nach individuellem Wohlstand und die Kraft des Marktes eine fortwährende Abschottung des Landes unmöglich machen und damit die Basis für eine Wiedervereinigung auf der Halbinsel legen.

Denn zumindest von den meisten Südkoreanern weiß man, dass trotz zunehmender Angst vor den Kosten, die Einheit ihres seit gut 60 Jahren geteilten Landes herbeigesehnt wird und die laut Kim Tae-woo, Präsident des Instituts für Widervereinigung, „unnatürliche Situation“ beendet wird. Ein Wunsch, der mit dem Machtwechsel in Nordkorea neue Nahrung bekommen hat. Ob zu Recht oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Moon Tae-young, Botschafter der Republik Koreas, sieht das Land vorerst in einer „Phase der Unsicherheit“, gleichzeitig erkennt er aber auch Chancen einer neue Ära auf der Halbinsel. Kim Tae-woo erwartet nach Ende der Trauerphase das Aufbrechen alter Konflikte und Probleme. Gebetsmühlenartig gab er die Vorbedingungen Südkoreas für eine Annäherung zu Protokoll: Nordkorea muss auf Atomwaffen verzichten, die Sicherheit der süd- und nordkoreanischen Bevölkerung garantieren und globale Standards, wie etwa die Gültigkeit von Vereinbarungen, einhalten.

Derzeit erscheint es utopisch, dass Nordkorea bereit ist, auch nur eine Bedingung zu erfüllen. Trotzdem gehen die Vorbereitungen für das heute schier Unvorstellbare, die Wiedervereinigung, weiter. Dazu zählt auch, dass man sich, wie Kim Hyun-uk, Vizepräsident des Instituts für Wiedervereinigung, es sagte, in Deutschland bei „Wiedervereinigungsexperten“ Tipps holt. „Es fehlen Handbücher“, sagte Kim und Antworten auf drängende Fragen, etwa wie man mit den andauernden Menschenrechtsverletzungen im Norden umgehen soll. Schätzungen zufolge befinden sich 200.000 Menschen in Umerziehungslagern, bis heute wurden Zigtausende hingerichtet. Zu gerne würde Kim etwas Vergleichbares wie den Helsinki-Prozess anstoßen, der mitten im Kalten Krieg eine blockübergreifende Vereinbarung zur Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten hervorbrachte. Ihm schwebt unter Teilnahme der EU und den USA ein „Seoul-Prozess“ vor, der gleichzeitig eine Brücke zur Wiedervereinigung schlagen soll.

Im Dialog sieht auch Jürgen Klimke, Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Außenbeziehungen mit der Republik Korea, eine realistische Chance auf Veränderung. Er kann sich vorstellen, die „Hand zu den Menschen in Nordkorea auszustrecken“. Das bedeute aber auch, dass die zahlreichen Sanktionen gegen das Land überdacht werden müssen. Konkret nannte er das Einreiseverbot für Funktionäre. Vielleicht, so Frank, kann man so noch etwas ganz anderes erreichen: Enttarnt man die Behauptung des Regimes gegenüber der eigenen Bevölkerung, wonach man von Feinden umzingelt sei, als Lüge, könne der innenpolitische Druck wohl nicht mehr außenpolitisch kompensiert werden.

Auffallend oft hörte man übrigens auf der Veranstaltung, die koreanische Einheit könne plötzlich und unerwartet eintreten. Auch wenn die Voraussetzungen ganz andere wären als bei der deutschen Wiedervereinigung, so gebe es doch eine große Parallele: Man muss die Chance ergreifen, wenn sie sich einem bietet.

Das Koreanisch-Deutsche Forum für den Frieden wurde mit einer zweiten Podiumsdiskussion fortgesetzt. Hier diskutierten u.a. Hildigund Neubert und Jörg Schönbohm die Frage, wie zusammenwachsen kann, was zusammengehört.

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