Varade publitseerija

Ürituste infomaterjalid

Rundtischgespräch in der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Lage der Integration der Araber in Israel

Israelisch-arabische Delegation informiert Stiftungsvertreter über den Stand der Integrationsbemühungen

Nach einer aktuellen Umfrage halten 90 Prozent der Israelis das Zusammenleben zwischen Juden und Arabern für das wichtigste politische Thema in Israel. Rund 20 Prozent der Israelis sind arabisch, drei Parteien in der Knesset mit zusammen elf Abgeordneten vertreten ihre Interessen. Aber auch Universitäten und Nichtregierungsorganisationen arbeiten daran, die Integration dieser starken Minderheit zu verbessern. Dabei kooperieren sie seit vielen Jahren mit den in Israel vertretenen deutschen Politischen Stiftungen.

Varade publitseerija

/documents/252038/253255/100323_ernst.jpg/20cf9bb7-8bab-1fd9-fc14-989591c110f4
Eine gemischte arabisch-jüdische Delegation aus Israel diskutierte mit deutschen Stiftungsvertretern in Berlin über Integrations- und Minderheitenfragen

Prof. Dr. Avishay Braverman MK, als Minister in der israelischen Regierung für die Minderheiten zuständig, hatte auf einer Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung schon im November 2009 die wirtschaftliche Bedeutung einer erfolgreichen Integration der israelischen Araber in die israelische Gesellschaft unterstrichen und an die eigene Regierung appelliert, in der Integrationspolitik eine klare Linie beizubehalten.

Eine achtköpfige Delegation ist in dieser Woche unter seiner Leitung nach Berlin gereist, um mit deutschen Experten über Integrationsfragen und das Verhältnis der arabischen Minderheit zur jüdischen Bevölkerungsmehrheit zu diskutieren. Eine erste Station führte die Gruppe in die Konrad-Adenauer-Stiftung, wo ein Gespräch mit Vertretern der Politik, der Politischen Stiftungen und der Stiftung Wissenschaft und Politik stattfand.

Holger Haibach MdB berichtete aus eigener Anschauung über positive Beispiele jüdisch-palästinensischer Zusammenarbeit: So hat sein Wahlkreis, der Hochtaunuskreis, seit zwanzig Jahren eine Partnerschaft mit dem israelischen Distrikt Gilboa, die einzige Kreispartnerschaft eines deutschen Kreises. Und Gilboa arbeitet mit dem palästinensischen Nachbarn in Jenin daran, eine gemeinsame Industriezone zu entwickeln. Der jüdische Bürgermeister von Gilboa, Dani Atar und sein arabischer Stellvertreter, Ead Saleem, berichteten über die vorbildliche arabisch-jüdische Zusammenarbeit in dem Distrikt, die für ganz Israel als Beispiel für das friedliche Zusammenleben von Juden und Arabern dienen könne.

Dr.Hanna Swaid MK, Fraktionsvorsitzender der jüdisch-arabischen Demokratischen Allianz für Frieden und Gleichheit (HADASCH), wies auf strukturelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme der arabischen Bevölkerung in Israel hin: 50 Prozent der Araber leben seinen Angaben nach unterhalb der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit sei auch unter qualifizierten arabischen Israelis sehr hoch. In der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und der Berufschancen sieht Swaid daher die größte Herausforderung für seine parlamentarische Arbeit. Das Zusammenleben zwischen arabischen und jüdischen Israelis sieht Swaid aber nicht nur durch die ökonomische Kluft belastet, sondern auch durch das negative Meinungsbild der Mehrheitsgesellschaft: eine Mehrheit möchte demnach keine Araber in Israel sehen.

Die Haltung von Minister Braverman in der Regierung beurteilte Swaid sehr positiv. Dennoch sei mit kurzfristigen Erfolgen nicht zu rechnen und die Rolle der Nichtregierungsorganisationen zur Unterstützung der Integrationspolitik von besonderer Bedeutung.

Nadia Hilou, die als zweite arabische Israelin überhaupt in der Knesset gesessen hatte (Arbeitspartei), berichtete über das Zusammenleben in den „gemischten“ Städten Jaffa/Tel Aviv. Die auf lokaler Ebene beobachteten Probleme ließen sich auf der nationalen Ebene generalisieren. Am Beispiel der integrativen Situation der arabischen Frauen wies sie aber darauf hin, dass es regional durchaus massive Unterschiede bei der beruflichen Integration der arabischen Frauen gebe. Liege die Integration in den Arbeitsmarkt in der Region Tel Aviv bei schon niedrigen 20 Prozent, so sei die Situation im Norden Israels mit sieben Prozent erheblich schlechter. Dabei sei aber nicht die traditionelle Rolle der Frau in der arabischen Gesellschaft das Haupthindernis erfolgreicher beruflicher Integration, sondern die schlechte infrastrukturelle Versorgung beispielsweise mit Kindergärten. Auch ein hoher Anteil akademisch gebildeter arabischer Frauen sei in Israel arbeitslos.

Prof. Dr. Elie Rekhess, der an der Tel Aviv Universität seit 15 Jahren in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung das Konrad-Adenauer-Programm für Jüdisch-Arabische Zusammenarbeit durchführt, teilte die skeptische Sicht seiner Kollegen in der Integrationfrage: „Die Situation wird nicht besser, die Polarisierung nimmt auf beiden Seiten zu“, betonte er. Gerade die Wissenschaft sei daher gefordert, hier einen konstruktiven Beitrag zu leisten, da akademische Einrichtungen sensible Fragen angehen und Politik und Gesellschaft entsprechend beeinflussen könnten. Defizite sieht er in der notwendigen Koordinierung der Aktivitäten auf nationaler Ebene und eine Herausforderung in der vergleichenden Auseinandersetzung mit der globalen Integrationsthematik.

Jafar Farah, Leiter der arabischen Nichtregierungsorganisation Mossawa Center, die unter anderem von der Heinrich-Böll- und der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt wird, betonte, dass das Zusammenleben von Juden und Arabern in Israel beispielhaft für das Zusammenleben Israels mit seinen arabischen Nachbarstaaten sei, ein Scheitern des Zusammenlebens in Israel sei daher ein Desaster für das Zusammenleben in der Region. Für Farah ist die Bildungspolitik ein wichtiger Ansatzpunkt für eine verbesserte Integration: Rund 7.000 arabisch-israelische Studenten studierten derzeit an jordanischen Universitäten, da in Israel selbst eine adäquate arabischsprachige Universitätsausbildung nicht möglich sei. Diese Studenten würden 300.000 Shekel in Jordanien und nicht in Israel investieren. In einer verbesserten Integration sieht Farah ein großes wirtschaftliches Potential für Israel, da hierdurch Investitionen arabischer Geschäftsleute gefördert würden.

Das Rundtischgespräch machte deutlich, dass die Integrationsdebatte in Israel in vielen Punkten durchaus mit den Integrationsdiskursen in Deutschland vergleichbar ist. Ein thematischer Erfahrungsaustausch und bilateraler Wissenstransfer sind daher möglich und auch im Interesse der engen deutsch-israelischen Beziehungen. Die wissenschaftliche Kooperation und vor allem die Zusammenarbeit zwischen deutschen und israelischen und israelisch-arabischen Nichtregierungsorganisationen spielt nach Ansicht der Teilnehmer eine besondere Rolle, um die Integrationspolitik in die richtige Richtung zu bewegen: „Die Aufgaben die Sie hier angesprochen haben, sind in hohem Maße auch unsere Aufgaben“, bemerkte Holger Haibach daher in seinem abschließenden Statement.

Varade publitseerija

comment-portlet

Varade publitseerija

Varade publitseerija

selle seeria kohta

Konrad Adenaueri Fond, fondi õppeasutused, hariduskeskused ja välisriikides asuvad bürood korraldavad igal aastal mitu tuhat erinevat üritust mitmesugustel teemadel. Valitud konverentside, ürituste, sümpoosionide jne kohta anname teile aja- ja asjakohast teavet aadressil www.kas.de. Siit leiate kõrvuti sisukokkuvõtetega ka täiendavaid materjale piltide, kõnede käsikirjade, videote või audiosalvestiste kujul.

tellimisinfo

erscheinungsort

Berlin Deutschland