Im inneren Kreis sitzen die Diskutierenden auf gelben Sesseln, das Publikum dicht darum herum, aufmerksam und nach vorn gewandt. Es geht es um Feeds, die sich im Sekundentakt verändern, um Social-Media-Logiken, die „Scrollen – Wischen – Weiter“ heißen, und um eine junge Generation, von der 71 Prozent Nachrichten zumindest gelegentlich meiden. Im Fokus der Panel-Diskussion im Fishbowl-Format steht deshalb eine zentrale Frage: Wie sieht die Zukunft des Journalismus aus? Und wie können Medien junge Menschen besser erreichen und einbinden?
Eine starke Gemeinschaft
Anca Specht, Leiterin der JONA, und Dr. Vandad Sohrabi, Leiter der Medienwerkstatt, eröffneten die Jahrestagung der Medienaltstipendiatinnen und -altstipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Beide hoben hervor, wie wichtig Orte bleiben, an denen die Gemeinschaft lernt, sich austauscht und in Kontakt bleibt. Specht unterstrich dabei: „Man ist länger Altstipendiat als Stipendiat.“
In ihrem Grußwort betonte Dr. Susanna Schmidt, Leiterin der Hauptabteilung Begabtenförderung und Kultur, die Bedeutung verlässlicher Informationen und einer verantwortungsbewussten journalistischen Ausbildung – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung und erstarkender rechtsextremer Kräfte. Zugleich unterstrich sie, dass die JONA ein Ort ist, an dem genau diese Haltung gelebt und an die nächste Generation weitergegeben wird.
Einen wichtigen Impuls gab auch Matthias Wilkes, Vorsitzender des Vereins der Altstipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (ASeV), mit seinem Grußwort. Er würdigte die angehenden Altstipendiatinnen und Altstipendiaten und erinnerte daran, warum diese Gemeinschaft trägt.
Die Zeugnisverleihung
Ein emotionaler Höhepunkt war die Zeugnisverleihung: Anca Specht und Felix Franke stellten die Biografien der Absolventinnen und Absolventen vor – persönlich und mit Blick auf Stationen, Recherchen und Erfolge. Anschließend überreichten Dr. Susanna Schmidt und Matthias Wilkes die Urkunden. Die Würdigungen machten deutlich, wie vielfältig und zielstrebig die neuen Altstipendiatinnen und Altstipendiaten arbeiten und wie stark die JONA sie in den letzten Jahren geprägt hat.
Anschließend informierten Specht und Sohrabi über die Neuerungen in JONA und Medienwerkstatt: „Future Skills im Journalismus“, „Mut zur Debatte“ bis hin zu „Kriegs- und Krisenberichterstattung“. Die Breite der Angebote zeigte, wie konsequent die JONA aktuelle Themen und Formate weiterentwickelt.
Keynote und Panel: Informieren auf Augenhöhe
Am Abend sprach Prof. Dr. Hanne Detel, JONA-Altstipendiatin und Forschungsprofessorin der Hochschule Kempten, über die Idee einer redaktionellen Gesellschaft. Ihre These: Wenn Informationen jederzeit verfügbar sind, müssen journalistische Prinzipien – prüfen, ordnen, einordnen – gesellschaftliche Grundfähigkeiten werden. Nur so entsteht Orientierung in Zeiten von Desinformation, Überforderung und digitalen Echokammern.
Die anschließende Panel-Diskussion vertiefte diese Gedanken. Unter der Moderation von Lea Nischelwitzer diskutierten Prof. Detel, Franziska Kues (funk), Sandra Jütte (UseTheNews) und Lucas Thiel (JONA-Stipendiat), wie Medien junge Menschen besser erreichen und einbinden können. Studien zeigen, dass viele junge Nutzerinnen und Nutzer Nachrichten meiden, weil sie sie als zu negativ, zu weit weg von ihrer Lebenswirklichkeit oder zu abstrakt empfinden. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach klarer Orientierung, konstruktiven Perspektiven und Formaten, die Dialog ermöglichen.
Ausblick mit KI
Der Sonntagvormittag gehörte Marco Maas, Journalist, Datenexperte und KI-Pionier. Er zeigte, wie vielfältig Redaktionen KI heute bereits einsetzen. Beim WDR werden KI-Personas getestet, die auf Interviews mit echten Menschen basieren und Redaktionen helfen sollen, Zielgruppen besser zu verstehen, Themen zu testen und Inhalte passgenauer auszuspielen. Maas demonstrierte außerdem, wie er selbst KI nutzt, um seine Mails zu strukturieren, Gesundheitsdaten auszuwerten, persönliche Routinen zu optimieren sowie Prototypen mithilfe von Vibecoding zu erstellen. KI wird damit zum Werkzeug, das Abläufe erleichtert und Zeit schafft.
Seine persönliche Bilanz lautete: Digitale Werkzeuge unterstützen, aber ersetzen nicht. Relevanz, Einordnung und Verantwortung bleiben menschlich. Für guten Journalismus brauchen Redaktionen weiterhin starke lokale Netzwerke und direkten Kontakt zu Menschen – erst dadurch gewinnen Inhalte Tiefe, Glaubwürdigkeit und Nähe.
Fazit
Neue Impulse, eine starke Gemeinschaft und ein offener Blick auf die Zukunft des Journalismus – das prägte die Jahrestagung der Medienaltstipendiatinnen und -altstipendiaten 2025 in Berlin.
O ovoj seriji
Zaklada Konrad Adenauer, radionice za obrazovanje, centri za obrazovanje i uredi u inozemstvu godišnje nude više tisuća događaja o različitim temama. O odabranim konferencijama, događajima, simpozijima i sličnome izvještavamo aktualno i ekskluzivno na www.kas.de. Tu ćete osim sažetka sadržaja pronaći i dodatne materijale kao što su slike, predloške za govore, video snimke i zvučne isječke.