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Von Plünderungen bedroht

od Grit Mäder

Wie steht es um den Schutz deutscher Seekriegsgräber?

Am 12. April 2024 fand in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Hamburg die Fachtagung über die aktuelle Bedrohung der deutschen Seekriegsgräber statt.

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Weltweit liegen drei Millionen Wracks in Seen, Flüssen und Meeren. Viele werden geplündert, teilweise regelrecht ausgeschlachtet. In vielen Wracks aus den beiden Weltkriegen liegen die Gebeine der Menschen, die darin starben. Sie sind Kriegsgräber und als solche zu behandeln. Doch von Totenruhe kann keine Rede sein. Das ist für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein schwer erträglicher Zustand - so Dr. Christian Lübcke, Landesgeschäftsführer Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Hamburg.

Die Entwicklung eines Konzeptes zum Schutz der Seekriegsgräber war ein Thema dieser offenen Fachtagung. Ebenso wurden die Themen Umweltschutz sowie die Bewahrung der historischen Werte von Schiffswracks in den Fokus gerückt.

Diese Themen wurden aus unterschiedlicher Sicht betrachtet. Hierzu trafen sich Fachleute der Unterwasserarchäologie, Marine, regionalen und nationalen Behörden und aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft. Auch der Verband Deutscher Sporttaucher war vertreten.

Vielen Tauchern, so die Fachleute, sei es nicht bewusst, dass das Mitnehmen von Gegenständen, die scheinbar niemand mehr brauche, Diebstahl sei. Das Motto mancher Taucher sei:  „Wer nichts mitbringt, war nicht da“. Sie stören auch die Totenruhe der Menschen, die dort, meist auf schreckliche Weise, den Tod fanden.

Dr. Philipp Grassel, vom Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, stellte das Kooperationsprojekt „North Sea wracks“ zur Erfassung und Identifizierung von Schiffswracks vor: Munition, die sich dort noch immer befinde, stelle eine erhebliche Gefahr für Umwelt und Mensch dar. Es wurden hauptsächlich militärische Wracks des Ersten und Zweiten Weltkriegs in der Nordsee erfasst. Mit dem Ziel Risikomanagementtools zu entwickeln, wurden ca. 120 Wracks gescannt und teilweise 3 D-Modelle angelegt. Auch wurde eine Ausstellung zur Aufklärung der Öffentlichkeit durchgeführt.

Der Munitionsexperte Uwe Wichert beleuchtete detailliert die ausgehenden Gefahren von der sich in den Meeren befindliche Munition. So wird geschätzt, dass nach dem Zweiten Weltkrieg 1,6 Millionen Tonnen Munition in der Nord- und Ostsee entsorgt wurden. Diese korrodiert. Der Sprengstoff wird freigelegt, verändert Form und Farbe und wird instabil. Ans Ufer gespült ist er von Steinen manchmal kaum zu unterscheiden und stellt somit eine erhebliche Gefahr für die Menschen dar.

Frau Professorin Dr. Freifrau Sabine von Schorlemer - ehemalige Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst; UNESCO Chair in International Relations /Paris/Dresden sowie tätig in der Arbeitsgruppe "Archäologisches Kulturerbe" der Leopoldina, Nationale Akademie der Wissenschaften - betonte die ethisch-moralische Dimension von Seekriegsgräbern. Zum Schutz der Seekriegsgräber sollte eine international anerkannte Lösung gefunden werden. Ein wichtiger Schritt wäre die Unterzeichnung der UNESCO-Vereinbarung von 2021 durch die Bundesrepublik.

Dr. Jann Witt, Historiker des Deutschen Marinebunds beleuchtete die Gedenkkultur am Beispiel des Marine-Ehrenmals in Laboe.

Dr. Florian Huber, Unterwasserarchäologe und Tauchspezialist berichtete, dass die Plünderung von Wracks ein weltweites Problem sei.  Aus den Wracks werde u.a. auch Munitionsreste geborgen, die dann wiederrum zum Sprengstofffischen genutzt werden. Auch werde das Altmetall als wertvoller Rohstoff gehandelt. Ebenso gebe es einen großen Markt, an dem die wertvollen geborgenen Überreste der Wracks gehandelt und in den sozialen Medien angepriesen werden. Dem müsse entschieden man entgegen wirken.

Doch was kann man gegen diese Plünderungen konkret tun? Hier waren sich die Teilnehmenden der Tagung einig: Tauchverbote bringen wenig, vielmehr jedoch sind Information, Aufklärung und Sensibilisierung wichtig. So wurden und werden künftig Netzwerke zum Abgleich von Datenbanken gegründet. Das Bewusstsein in der Öffentlichkeit muss gestärkt werden. Ein gemeinsamer Leitfaden mit Verhaltensregeln für Taucher wird erarbeitet, welcher im September veröffentlich werden soll. Dieser soll dann auch zur Messe „BOOT, Anfang 2025, publiziert werden.

Die Vernetzung der verschiedenen Akteure, als erster wichtiger Schritt, ist getan.

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