詳細
Will man sich aus jüdischer Perspektive Europa nähern, dann scheint es, als befinde man sich in einem Spiegelkabinett. Die Perspektiven verschieben sich ständig, und je näher man rückt, desto verzerrter werden sie. Gibt es überhaupt ein Europa der jüdischen Perspektive, ein jüdisches Europa, ein Europa der Juden?
Die politische Theorie aber auch die Praxis von Hannah Arendt soll in diesem Workshop exemplarisch für jüdisches Denken und Handeln vor und nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs stehen. Wie Kant wuchs Arendt in Königsberg auf. Hier lernte Arendt durch ihre eigene Existenz die Pluralität des Jüdischseins an der Schnittstelle zwischen West- und Osteuropa kennen. Es ging ihr dabei auch um die Unterschiedlichkeit, die die jüdische Existenz ausmachte und die mit der jüdischen Existenz verbunden war. Arendt war davon überzeugt, dass die Aufklärung und die Judenemanzipation ein Problem für die jüdische Tradition und Geschichte, und damit auch für deren Kontinuität, darstellten, das durch Staatsbürgerschaft und Gleichberechtigung nicht gelöst werden kann.
Unser Workshop wird anlässlich des 50. Todestags von Hannah Arendt, eine eher unbekannte Perspektive ihres Werkes und Lebens vorstellen, die aber von großer Bedeutung für unsere gegenwärtige Gesellschaft ist.
Sie sind herzlich eingeladen. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Zur Vorbereitung auf das Seminar stellen wir nach Ihrer Anmeldung Texte zur Verfügung.
Achtung! Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Teilnahmegebühr 20,00 € p. P.
PROGRAMM
16.00 Uhr
Begrüßung und Vorstellung
Dr. Joachim Klose, Leiter Politisches Bildungsforum Berlin
16.15 Uhr
„Zur Person“ - Günther Gaus im Gespräch mit Hannah Arendt (1964) Interviewfilm und Diskussion
Prof. Dr. Natan Sznaider, Emeritierter Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv
17.00 Uhr
Leben zwischen den Welten – Zur Biografie Hannah Arendts
Prof. Dr. Natan Sznaider, Dr. Joachim Klose
18.00 Uhr Pause
18.20 Uhr
Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten - Hannah Arendts Lessing Preisrede von 1959
Prof. Dr. Natan Sznaider, Dr. Joachim Klose
18.50 Uhr Pause und Imbiss
19.15 Uhr
Jüdisches Leben nach dem 07. Oktober 2023
Prof. Dr. Natan Sznaider, Dr. Joachim Klose
20.00 uhr
Ende der Veranstaltung
REFERENTEN
Prof. Dr. Natan Sznaider ist israelischer Soziologe und emeritierter Professor an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv. 1954 in Mannheim geboren, ging er 1974 nach Israel und nahm ab 1977 in Tel Aviv das Studium der Soziologie, Psychologie, Geschichte und Philosophie auf. Nach Studienaufenthalten in den USA und in Deutschland besetzte er ab 1996 den Lehrstuhl für Soziologie und unterrichtete dort die „Soziologie des Holocausts“. Des Weiteren beschäftigte er sich in seinen Forschungen mit Politischer Theorie, Erinnerung und der Shoa. 2024 erhielt er für sein literarisches Wirken für den Frieden in Israel und in der Welt den Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung.
Dr. Joachim Klose leitet das Politische Bildungsforum Berlin und das Grundlagenforum der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er ist in Eberswalde aufgewachsen, studierte Physik an der TU Dresden in der ehemaligen DDR und Philosophie, Wissenschaftstheorie, Logik und Statistik nach 1990 an der LMU München und der Harvard University. Von 1996 bis 2022 wirkte er u.a. als Gründungsdirektor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen und als Landesbeauftragter der KAS für den Freistaat Sachsen. Er veröffentlichte zur Naturphilosophie und politischen Themen und gibt die Buchreihe Social Coherence Studies im Thelem-Universitätsverlag Dresden heraus.