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Hermann Gröhe MdB, Bundesminister für Gesundheit und Dr. Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kriche Deutschland (EKD) diskutierten auf dem Podium mit...
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... Prof. Dr. med. Dr. phil. Urban Wiesing, Universität Tübingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin.
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Die Diskussion moderierte Harald Schliemann, Justizminister des Freistaates Thüringen a.D., Vorsitzender des Landesarbeitskreises Christlich-Demokratischer Juristen in Niedersachsen (2.v.l.).
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(v.l.)Prof. Dr. Urban Wiesing, Dr. Nikolaus Schneider, Hermann Gröhe, Dr. Hermann Kues, Harald Schliemann und Jörg Jäger.
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Jörg Jäger, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Niedersachsen, begrüßte zu Beginn die Gäste.
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Dr. rer. pol. Hermann Kues, stellv. Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen, ehem. Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sagte in seinem Grußwort: "Wir brauchen dringend eine breite gesellschaftliche Debatte zum Thema Sterbehilfe."
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Vor Beginn der Veranstaltung begrüßten ihn einige Gäste persönlich.
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Über 400 Gäste kamen zum Kirchenforum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hannover.
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In den Eingangsstatements vor der Podiumsdiskussion machte der Gesundheitsminsiter Hermann Gröhe MdB deutlich, dass die Gesellschaft auf familäre, ehrenamtliche und gesundheitliche Weise einen Beitrag leisten müsse, einen Sterbenden auf seinem letzten Schritt zu begleiten.
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Dr. Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), sagte in seinem Statement: "Mein Tod gehört dem, dem das Leben gehört - dem schöpferischen Gott."
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Prof. Dr. med. Dr. phil. Urban Wiesing, Universität Tübingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, betonte, dass der voreilig entschiedene Suizid vermieden werden können, wenn ein ärztlich assistierter Suizid nach strengen Regeln erlaubt sei.
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Harald Schliemann, Justizminister des Freistaates Thüringen a.D., Vorsitzender des Landesarbeitskreises Christlich-Demokratischer Juristen in Niedersachsen, sagte, dass viele Betroffene aus Angst den Anverwandten und der Gesellschaft zur Last zu fallen, den Wunsch zur Selbsttötung entwickelten.
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(v.r.)Dr. Hermann Kues, Hermann Gröhe, Dr. Nikolaus Schneider, Harald Schliemann, Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing
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Dr. Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), vertrat die Kirchenmeinung, dass Selbsttötung und Beihilfe dazu abzulehnen seien.
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Das Publikum verfolgte die Debatte, die auf juristische, religiöse und ethische Aspekte einging.
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Prof. Dr. med. Dr. phil. Urban Wiesing, Universität Tübingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, forderte eine gesetzliche Neuregelung für den ärztlich assistierten Suizid, aber lehnte Sterbehilfe-Institutionen wie Exit oder Dignitas ab.
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Abschließend konnten Frage aus dem Publikum beantwortet werden.
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Nach der Veranstaltung war Raum für einzelne Gespräche mit den Podiumsteilnehmern und ...
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... für einen kleinen Umtrunk und Gespräche untereinander.
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Prof. Dr. Dr. Urban Wiesing im Gespräch.
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Hermann Gröhe MdB im Gespräch mit Dr. Thela Wernstedt MdL nach der Veranstaltung.
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Dr. h.c. Nikolaus Schneider beantwortete nach der Diskussion viele Fragen interessierter Zuhörer.
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(V.l.n.r.) Dr. Thela Wernstedt MdL, Bundesministerin a.D. Andrea Fischer (Regionsderzernentin) und Prof. Dr. Erika Schuchardt (ehem. Bundestagsabgeordnete) im Gespräch.
Gröhe forderte ein Verbot jeglicher Form der organisierten Hilfe zur Selbsttötung. Dazu zählte er sowohl die organisierte als auch gewerbliche Sterbehilfe. „Ich sehe eine große Gefahr, dass in der Zulassung organisierter Selbsttötungshilfen, diese als Behandlungsvariante neben die palliative Heilbehandlung tritt“, sagte Gröhe. Damit würde der Arzt zum Diener des Todes gemacht und sei nicht mehr für den Erhalt des Lebens verantwortlich. Die individuelle Selbsttötung und die Assistenz zur individuellen Selbsttötung sollen hingegen straffrei bleiben. Seine Motivation ziehe Gröhe zwar aus seinem christlichen Glauben, aber ihm ginge es nicht um die Umsetzung seiner religiösen Überzeugung mit Hilfe des Strafrechts. „Meine Position entnehme ich einer grundgesetzlichen Orientierung und der Interpretation der Verfassung.“
Dr. Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), hingegen vertrat die Position der Kirchen und sprach sich gegen jede Form der Selbsttötung und Beihilfe aus. Bereits im November 2013 hatte sich der EKD dafür ausgesprochen, nicht nur die gewerbsmäßige, sondern auch jede Form der organisierten geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe abzulehnen. Der Vorsitzende des EKD warb vielmehr für Alternativen. „Verantwortung für das Ende des Lebens zielt aus kirchlicher Sichte auf eine pflegerische, seelsorgliche Betreuung Schwerstkranker und ihrer Angehörigen und auf den Ausbau der palliativen Medizin ab“, sagte Schneider. Denn aus christlicher Sicht gehöre ein Mensch nicht sich selbst, sondern „dem schöpferischen Gott“. Schneider zeigte großen Respekt vor Entscheidungen in Grenzsituationen. Oft bewege man sich in einer Grauzone. „Ob gesetzliche Regelungen für diese Grauzonen richtig sind, halte ich für zweifelhaft“. Ärzte und Angehörige müssten den Schutzraum der Grauzonen weiterhin in Anspruch nehmen können, sagte Schneider.
Der Tübinger Medizinethiker Prof. Urban Wiesing plädierte für einen ärztlich assistierten Suizid nach strengen Regeln. Mit einen Verbot des organisierten Suizids würde sich die Situation in Deutschland verschärfen, warnte der Ethiker. „Wir wollen voreilige Suizide vermeiden“, sagte Wiesing und dies gelänge, wenn Ärzte unter strengen Auflagen Beihilfe zum Suizid leisten dürften. „Es geht nicht ums leicht machen, sondern um den selbstbestimmten Tod.“ Die Beispiele aus den Benelux-Staaten und den Niederlanden hätten gezeigt, dass es nicht zu einem Dammbruch käme. In Kombination mit einem Aktionsplan in der Palliativmedizin und der Dokumentation und Begleitforschung, könne den Menschen geholfen werden. Wiesing forderte entgegen seiner Vorredner eine gesetzliche Neuregelung für die ärztlich assistierte Suizidbeihilfe. Dann seien Sterbehilfe-Vereine wie Exit oder Dignitas unnötig.