Das Franz-Meyers-Forum
Simone Gerhards, die Leiterin des Regionalbüros Rheinland, eröffnete das Franz-Meyers-Forum in Mönchengladbach mit den Worten: „Wie viele andere Innenstädte kämpft auch die Gladbacher Innenstadt um ihr Überleben. Es häufen sich Leerstände und bröckelnde Fassaden.“ In ihrer Ansprache ermutigte sie die Gäste, sich aktiv an den Debatten zu beteiligen. Gemeinsam mit den Vortragenden und der Moderatorin, der Journalistin Ann-Kathrin Krügel, sollten die drängendsten Fragen zur Zukunft der Innenstädte diskutiert werden.
„Die Vision der Einkaufsstadt ist für die wenigsten Städte sinnvoll.“ – Prof. Dr. Gerrit Heinemann
Nach dem Grußwort von Dr. Günter Krings MdB startete der inhaltliche Teil des Franz-Meyers-Forums mit einem Vortrag von Prof. Dr. Gerrit Heinemann. Als Professor für BWL, Management und Handel an der Hochschule Niederrhein warf er gemeinsam mit dem Publikum einen Blick auf die Entwicklung der deutschen Innenstädte der letzten Jahre und skizzierte prägnant die zukünftigen Herausforderungen für Städte.
Der E-Commerce-Forscher betonte zu Beginn seines Vortrags, dass er nicht über Digitalisierung sprechen wolle, da er dies bereits seit 20 Jahren als "Wanderprediger" tue. Stattdessen legte er den Fokus auf die Schlüsselfrage, wie der innenstädtische Handel und somit die Innenstädte selbst gerettet werden können. Hierbei identifizierte er zwei Probleme: Zum einen sind Innenstädte oft nicht auf die Bedürfnisse der Bürger ausgerichtet, was daran liegt, dass die Position des Stadtdirektors abgeschafft und stattdessen durch den gewählten (Ober-)Bürgermeister ersetzt wurde. Dies führt häufig zu einem Mangel an Sachkenntnis. Zum anderen erzielen gewerblich vermietete Immobilien hohe Renditen. Prof. Dr. Heinemann betonte, dass die Rolle der Innenstadt in Zusammenarbeit mit den Bürgern neu definiert werden müsse. Soll sie familiengerecht, altersgerecht, grün, leise, mit hoher Lebensqualität sein? Eine Schlafstadt oder mit lebendiger Atmosphäre? Die Belebung der Innenstädte geht oft mit Trubel einher, und es stellt sich die Frage, ob die Bürger dies überhaupt möchten. Die Stadtverwaltung müsse dann Entscheidungen treffen und gegebenenfalls auf Wohnnutzung setzen. Wenn jedoch eine Stadt am Einzelhandel in den Innenstädten festhalten wolle, könne man laut des Handelsexperten immer noch die Fachmärkte zurückholen: Baumärkte, Möbelhäuser und vor allem Lebensmittelmärkte. Die Leerstände böten ausreichend Platz für solche Angebote.
Innenstadtwandel und Zukunftsfragen – ein offener Austausch
Moderatorin Ann-Kathrin Krügel leitete die Diskussion ein und arbeitete die unterschiedlichen Perspektiven der Panelisten heraus. Auf dem Podium saßen neben Dr. Günter Krings MdB und Prof. Dr. Gerrit Heinemann auch der Kreisvorsitzende der MIT in Mönchengladbach, Dr. Matthias Johnen, sowie der CEO der Marke Fynch-Hatton, Mathias Eckert.
Dr. Matthias Johnen eröffnete den Austausch und betonte in seinem Statement die Wichtigkeit des Neudenkens von Städten: "Die andauernde Frage ist: Wie entwickeln sich Innenstädte weiter? Wir haben in der Vergangenheit die Fokussierung auf den Einzelhandel gehabt und müssen jetzt unsere Innenstädte eben neu denken. Es kann und wird nicht mehr so sein wie vor 30 oder 40 Jahren."
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass Städte vermehrt auf Pop-up-Stores setzen sollten. Die Möglichkeit, durch diese temporären Geschäfte Leerstände zu kompensieren, wurde als relevant für Städte wie Mönchengladbach erachtet. Mathias Eckert erörterte: "Es gibt Produkte und Inhalte, die mit hochattraktiven Konzepten in die Innenstädte zurückkehren. Ich denke da zum Beispiel an Rewe City, und in solchen Konzepten sehe ich auch unsere Chancen." Es herrschte Konsens darüber, dass ein Pop-up-Store eine beliebte Ergänzung an gut frequentierten Standorten ist, jedoch nicht die alleinige Lösung für strukturelle Probleme darstellt.
In der zweiten Hälfte des Abends eröffnete Ann-Kathrin Krügel das Podiumsgespräch für Publikumsfragen. In einer lebendigen Diskussion tauschten sich die Teilnehmenden mit den einzelnen Panelisten aus. Die Mischung aus Jung und Alt unter den Gästen sorgte für einen angeregten Gedankenaustausch zwischen den Generationen.
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Landesbüro NRW und Regionalbüro Rheinland
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